Natur und Pärke

Lantig

Naturschutzgebiet

Eingeklemmt zwischen Autobahn und Bahn durfte auf dem Lantig bei Wülflingen seit 2003 ein knapp 20'000m2 grosses Naturschutzgebiet entstehen. Wo früher ein Kies- und Betonwerk betrieben wurde, findet heute eine Vielzahl einheimischer Pflanzen- und Tierarten einen Lebensraum.


Baujahr
2004


1971: Blick vom Taggenberg zum Lantig Foto: winbib, Urheberschaft unbekannt (Signatur 112946)

Vom Kieswerk zum Naturschutzgebiet

Als für den Bau der Autobahn A1 grosse Mengen Kies und Beton nötig waren, wurde dafür eine grosse Betonaufbereitungsanlage mit befristeter Konzession bewilligt. Dies unter der Auflage, dass das dafür notwendige Land nach der Fertigstellung der Autobahn rekultiviert, also wieder landwirtschaftlich nutzbar gemacht würde. Das Werk der Firma Holcim befand sich auf dem Spickel zwischen der Bahnlinie Winterthur-Hettlingen und der neu zu erstellenden A1 beim Lantig nördlich von Wülflingen.

Es umfasste neben Betriebsgebäuden und Baustoffsilos auch eine Zufahrtstrasse sowie einen Bahnanschluss, über den mit Eisenbahnwagen Kies angeliefert wurde. Nach Abschluss der Bauarbeiten für die Autobahn lieferte die Anlage noch mehrere Jahrzehnte lang Beton für die Region, bis sie um das Jahr 2000 stillgelegt und deren Rückbau ins Auge gefasst wurde. Im Rahmen des entsprechenden Baugesuchs kam man im gemeinsamen Austausch der Baupolizei mit dem damaligen Stadtplanungsamt und den Vertretungen von Holcim sowie der lokalen Flurgenossenschaft zum Entschluss, auf die Rekultivierung zu verzichten und stattdessen auf der gesamten Fläche des ehemaligen Kies- und Betonwerkes das heutige Naturschutzgebiet Lantig zu erstellen.

Neugestaltung des Areals

In den Jahren 2003/04 wurde das Gebiet neu gestaltet. Die ehemalige Gleisanlage, die bereits ziemlich überwuchert war, wurde ausgelichtet und von unerwünschten Neophyten befreit, damit wärmeliebende Pflanzen und Tiere wie Zauneidechsen im noch vorhandenen Schotter ein neues Zuhause finden konnten. Die grosszügige Kiesfläche, auf der das eigentliche Werk gestanden hatte, bot sich als Ruderalfläche zur Besiedelung durch Pionierpflanzen an. Offene Kiesflächen, die wenig Nährstoffe enthalten, sind in der Schweiz selten geworden, womit auch viele für sie typische Pflanzen und Tiere heute zu den bedrohten Arten zählen. Einigen von ihnen bietet der Lantig nun einen neuen Lebensraum. In der südöstlichen Ecke des Dreiecks war während des Betonwerkbetriebs die beim Bau abgetragene Bodenschicht zwischengelagert worden. Bei der Erstellung des Naturschutzgebietes wurde daraus eine Hügellandschaft gestaltet, welche den Bedürfnissen wieder anderer Arten gerecht wird, die mehr Nährstoffe mögen. Dornenbüsche in den Hecken bieten Vögeln geschützte Nistplätze und Sitzwarten, während die offene Blumenwiese verschiedene Insekten anlockt.

Vielfältiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere

Im Lantig wurde der Natur Raum und Zeit gegeben, sich durch natürliche Sukzession selbständig zu entwickeln. Dabei entstand ein strukturreicher und vielfältiger Lebensraum, in dem sich innert weniger Jahre zahlreiche zum Teil seltene Pflanzen- und Tierarten ansiedeln konnten. 2009 wurden beispielsweise rund 170 verschiedene Pflanzen sowie 17 Schmetterlings-, 12 Libellen- und 8 Heuschreckenarten gezählt. Zum Schutz der einheimischen Flora bekämpfte der Natur- und Vogelschutzverein Wülflingen-Veltheim im Rahmen von regelmässigen Vereinseinsätzen während rund zehn Jahren invasive Goldruten, damit diese nicht wieder Fuss fassen und sich ausbreiten konnten. Der Aufwand zeigte Erfolg: 2015 hatte sich die Situation so stark verbessert, dass die Einsätze nicht mehr nötig waren. Die Neophytenkontrolle konnte damit an Stadtgrün Winterthur übergeben und in die reguläre Gebietspflege integriert werden.


Vom Radweg aus, der von der Weinbergstrasse her nach Hettlingen führt, bietet sich ein toller Einblick in dieses spannende Gebiet.


Stadt Winterthur: https://stadt.winterthur.ch/themen/leben-in-winterthur/energie-umwelt-natur/natur-landschaft/Biodiversitaet/naturschutzgebiete/lantig, abgerufen am 18.2.2023.
Stadt Winterthur: https://stadtplan.winterthur.ch => benutzte Layer: Natur- und Landschaftsschutzinventar abgerufen am 18.2.2023.
Infotafel beim Naturschutzgebiet

Bibliografie

    Betonwerk Lantig, Wülflingen für Bau N 1; Naturschutzgebiet

    • Einträge 1991–2010

      Schliessung: Landbote 2001/170.
      Abbruch: Landbote 2002/229.
      Naturschutzgebiet: Landbote 2004/239 m.Abb., 2005/247 Naturschutzprojekt Malergeschäft Stahel, 1Abb., 2008/94 1Abb.
      Wildbienen statt Beton: Wulfilo 2006/5 m.Abb.
      Offiziell geschützt: Wulfilo 2008/3 m.Abb.


Autor/In:
Katrin Junker
Letzte
Bearbeitung:
18.09.2023