Kunst und Kultur

Maria Susanna Kübler

Schriftstellerin, 1814–1873

Die Winterthurerin Maria Susanna Kübler (19814–1873) war Schriftstellerin, Illustratorin, Übersetzerin und Sprachlehrerin. 1851 veröffentlichte sie den Haushalt-Ratgeber «Das Hauswesen», der zu einem grossen Erfolg und insgesamt 17 Mal neu aufgelegt wurde.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
27.02.1814

Gestorben
04.02.1873


Foto: Illustration zum Nachruf von Johannes Scherr, gezeichnet von A. Neumann, erschienen in der Zeitschrift «Die Gartenlaube», Heft 10, 1873.

Kindheit

Maria Susanna Kübler wurde als Tochter des Winterthurer Primarlehrers Jakob Kübler und der Zürcherin Susanna Gimmel am 27. Februar 1814 geboren. Zusammen mit ihrem Bruder wuchs sie an der Steinberggasse 24 auf und besuchte später ein Internat in der Westschweiz.

Bewegte Jahre in Winterthur und Stuttgart

Erst 20-jährig heiratete Maria Kübler 1834 Johann Jakob Haggenmacher, einen Kaufmann aus einem alteingesessenen Winterthurer Geschlecht. Sie hatten vier gemeinsame Söhne. Maria Kübler war Hausfrau und Mutter und half im Spezereiladen ihres Mannes mit. Dieser litt zunehmend an einer psychischen Krankheit, weswegen er sich immer weniger um Geschäft und Familie kümmern konnte. Nach 11 Ehejahren wurde er bevormundet und die Ehe geschieden.

Wenige Monate später heiratete Maria Kübler den deutschen Lehrer und Akademiker Johannes Scherr und zog zu ihm nach Stuttgart. Mit ihm hatte sie drei weitere Kinder, wobei zwei wenige Monate nach der Geburt starben. Ein Schicksalsschlag für die siebenfache Mutter. Bereits nach der Scheidung musste sie aufgrund der damaligen Rechtspraxis ihre beiden älteren Söhne bei deren Grossvater väterlicherseits lassen. Ein weiterer Sohn sollte später nach Amerika auswandern, dort psychisch krank werden und sterben.

Das Leben in Deutschland war nicht einfach. Ihr Mann verdiente nicht viel und war öfters krank. Während der Revolution 1848 schloss er sich der liberalen Bewegung an und musste schliesslich das Land verlassen. Er floh nach Zürich. Maria Kübler – zuerst eine Geschiedene – war nun die Frau eines Verräters und konnte nicht in Deutschland bleiben. Sie kehrte ebenfalls in die Schweiz zurück. Dort galt sie jedoch als Ausländerin, da sie durch die Heirat mit Johannes Scherr das Winterthurer Bürgerrecht verloren hatte. Ein Verwandter entrichtete schliesslich eine Personalkaution und sie erhielt eine Aufenthaltsgenehmigung.

Von der Hausfrau zur Bestsellerautorin

Maria Kübler wohnte mit ihrer Familie vorerst in Zürich, ab 1851 in Winterthur. Der Neuanfang in der Schweiz war beschwerlich, das Einkommen ihres Mannes klein. Um ihre Familie finanziell zu unterstützen, übersetzte und illustrierte Maria Kübler Kinderbücher. Als erfahrene Ehefrau und Mutter schrieb sie Ratgebertexte für Frauenzeitschriften. Mit zunehmendem Erfolg ihrer Artikel veröffentlichte sie 1851 nach 2-jähriger Arbeit das Haushaltbuch «Das Hauswesen». Ihre Leserinnen waren begeistert über die klaren Anleitungen und Erklärungen. Es beinhaltete alles, was eine bürgerliche Frau im 19. Jahrhundert wissen musste. Das Buch wurde schnell zum Erfolg und blieb es auch. Über ein halbes Jahrhundert lang verkaufte es sich, wurde 17 Mal aktualisiert und neu aufgelegt.

Mit dem Bucherfolg ging es auch finanziell wieder bergauf. Im selben Jahr zog Maria Kübler in ihre Heimatstadt, wo sie gemeinsam mit ihrem Mann in der Villa Sonnenberg eine Privatschule eröffnete und Französisch und Englisch unterrichtete.

Ab 1860 zog die Familie erneut nach Zürich, da Johannes Scherr eine Professur für Geschichte und Literatur am Polytechnikum erhalten hatte. Maria Kübler arbeitete weiterhin als Autorin und schrieb u.a. «Der Frauenspiegel», «Die geschickte Köchin», «Vrenelis Dienstjahre» und «Ausgewählte Rezepte für die bürgerliche Küche».

Maria Kübler starb am 4. Februar 1873 kurz vor ihrem 69. Geburtstag an einem Schlaganfall.

2008 wurde der Maria-Kübler-Weg im Dättnau-Quartier in Winterthur-Töss nach ihr benannt.


Benutzte und weiterführende Literatur

Girardier, Helen: Referat zur Würdigung von Maria Susanna Kübler, in: Feier im Dättnau zur Bekanntmachung neuer Strassennamen zu Ehren bedeutender Frauen von Winterthur; 8. Juli 2008: Medienmappe.
Girardier, Helen: Bestsellerautorin aus Geldnot. Maria Susanna Kübler (1814–1873), in: Winterthurer Jahrbuch 2000, S. 78–83.
Scherr, Johannes: "Nur eine Hausfrau", in: Die Gartenlaube, Heft 10, 1873, S. 158–159.
Verein Frauenstadtrundgang Winterthur Hg.: Frauenblicke. Vier Stadtrundgänge durch Winterthur, Winterthur 2006, S. 21–25.

Bibliografie

    Kübler, Maria Susanna, 1814-1873, Schriftstellerin

    • Einträge 1991–2010

      Bestsellerautorin aus Geldnot: Winterthurer Jahrbuch 2000 von Helen Girardier, m.Abb.


Autor/In:
Angelina Immoos
Letzte
Bearbeitung:
04.09.2023