Sport- und Freizeitanlagen

Schwimmbad Wolfensberg

Rütihofstrasse 15

Das 1936 eröffnete Schwimmbad Wolfensberg ist das zweite Schwimmbad in Winterthur. Der Verein für Volksgesundheit, Sektion Winterthur, hat es finanziert und erbaut. 1963 kaufte die Stadt Winterthur dem Verein das Schwimmbad ab und übergab die Trägerschaft einer Schwimmbadgenossenschaft. 1970 und 2006 bis 2008 wurde das Bad umfassend renoviert.


Baujahr
1936

Sanierungen
1970, 2006–2008


Adresse
Schwimmbad Wolfensberg
Rütihofstrasse 15
8400 Winterthur
Entwurf der Architekten Furrer & Merkelbach für das Schwimmbad Wolfensberg in Winterthur, 1935
Foto: winbib (Signatur 101646_O)

Vorgeschichte

Wo früher Steinbrüche waren, wo Geologen und Paläontologen ein reiches Fundgebiet vorfanden, liegt heute das Sonnen- und Schwimmbad Wolfensberg. Das Abenteuerparadies der Veltheimer Kinder wich 1900 der ersten Sonnenbadanlage der Schweiz. Der Verein zur Hebung der Volksgesundheit, Sektion Winterthur zeichnete dafür verantwortlich. In zwei getrennten und eingezäunten Feldern wurde geturnt, gespielt und die Sonne genossen. Da das Grundstück nur gepachtet war, erwarb der Verein 1910 ein benachbartes Areal zwischen dem Waldrand und der heutigen Rütihofstrasse.

Das Sonnenbad wurde ergänzt durch eine ausgedehnte Anlage von Familiengärten. Vereinsmitglieder pachteten die Parzellen und machten daraus kleine Paradiese. Das Sonnenbad hingegen machte Sorgen. Obwohl nebst der getrennten Frauen- und Männerabteile noch ein Familienbad eingerichtet wurde, war es wenig besucht. Der Betrieb konnte die Kosten nicht decken. So entschied sich der Verein für die Flucht nach vorne: Er baute auf dem Areal ein zweistöckiges Gebäude und eröffnete darin im Juli 1928 das «Alkoholfreie Restaurant Zum Wolfensberg». Aber auch dieses brachte die Wende nicht. Es wurde im Gegenteil zu einem weiteren Sorgenkind. Der Vereinspräsident Johann Wiesmann (1891–1983) scheute kein Risiko und entschied sich erneut für eine Vorwärtsstrategie. Auf dem Steinbruchareal soll ein Schwimmbad entstehen und so die Leute auf den Wolfensberg, ins Sonnenbad und ins Restaurant locken.

Planung, Bau und Eröffnung

Es folgte eine lange Leidensgeschichte der Planung, der Wasser- und Geldbeschaffung. Aber die Verantwortlichen liessen nicht locker. Das Bad, noch ohne Liegewiese, konnte am 23. August 1936 als zweites Winterthurer Schwimmbad (Geiselweid seit 1911) eröffnet werden. Als Architekten waren Rittmeyer & Furrer und das Nachfolgeunternehmen Furrer & Merkelbach verantwortlich. Sie entwarfen eine Anlage im Stil des Neuen Bauens. Diese Architekturströmung der zwanziger und dreissiger Jahre verzichtete auf Schnörkel und stellte alleine die Funktion des Baukörpers in den Mittelpunkt. Auf die Badesaison 1937 konnte auch noch die Spielwiese freigegeben werden, die Badeanlage war nun komplett. Das Alkoholfreie Restaurant wurde durch einen einfachen Schwimmbadkiosk ersetzt. Im Restaurantgebäude zog die Badmeisterfamilie ein; das Restaurant diente vorübergehend als Kindergarten.

Der Erfolg des neuen Bades wurde von Unstimmigkeiten im Vorstand des Vereins überschattet. Die Chemie zwischen dem Vereinspräsidenten Wiesmann und dem Baukommissionspräsidenten Gustav Moser stimmte nicht mehr. Es ging um Rechte und Kompetenzen. 1938 gab Moser den Austritt (später trat er dem Vorstand wieder bei), und 1942 wurde Johann Wiesmann zuerst als Präsident, wenig später auch noch als Vorstandsmitglied abgewählt. Der unehrenhafte Abgang nach 20 Jahre intensiver und schliesslich erfolgreicher Tätigkeit traf Wiesmann tief. 1943 wurde aus dem «Verein zur Hebung der Volksgesundheit» der «Verein für Volksgesundheit». Später hiess die Organisation Vitaswiss Sektion Winterthur; inzwischen ist sie aufgelöst.

Verkauf an die Stadt und erste Sanierung

Trotz dem Erfolg des Schwimmbads blieben die finanziellen Probleme des Vereins bestehen. Und der vermehrte Besucheraufmarsch auf dem Wolfensberg löste auch die Probleme des Sonnenbades nicht. Als dann auch noch der Schwimmbadbau in die Jahre kam, suchte man in den 1950er-Jahren die Unterstützung der Stadt Winterthur. Mit Zuschüssen und Darlehen durch die öffentliche Hand ging es noch einige Jahre weiter. 1963 schliesslich kaufte die Stadt dem Verein für Volksgesundheit das Bad ab. Eine Volksabstimmung hiess am 8. Dezember 1963 den Kredit von 568'258 Franken gut. Am 19. Januar 1965 wurde die Schwimmbadgenossenschaft Wolfensberg gegründet, die fortan die Verwaltung und das Tagesgeschäft der städtischen Badeanlage übernahm.

Erster Präsident der Schwimmbadgenossenschaft war Fred Sailer. Die erste und vordringlichste Hauptaufgabe war es, mit der Stadtverwaltung die Sanierung des Bades zu planen. Am 30. November 1969 bewilligte die Winterthurer Bevölkerung dafür einen Kredit von 1,108 Millionen Franken, und etwas verspätet konnte die Badesaison 1971 in der erneuerten Anlage eröffnet werden. Das Projekt des Winterthurer Architekten Herbert Isler beinhaltete eine komplette Erneuerung der Wassertechnik, eine Vergrösserung der Garderobenräume und einen Restaurantkiosk. Angehängt wurde noch ein Zusatzkredit für den Einbau einer Sauna sowie einer Wasserbeheizung.

Schonende Sanierung statt einem protzigen Neubau

1988 begannen Planungen für eine erneute Sanierung des «Wolfi». Das etwas baufällige, damals bald 60-jährige Bad, sollte aber nicht nur saniert, sondern komplett erneuert werden. Von einem Erlebnisbad mit Wirbelkanal und Wasserrutschbahnen war die Rede. Die Pläne zerschlugen sich aber nicht zuletzt darum, weil die Veltheimer Bevölkerung die einmalige, alte Badanstalt mit ihrer besonderen Atmosphäre erhalten wollte. So kam es 1997 zu dringenden Renovationsarbeiten, aber zu keiner Umgestaltung. Im Zentrum stand die Wasseraufbereitung, dabei wurde auch die Wasserheizung eliminiert. Eine Gesamtsanierung von 2006 bis 2008 verursachte gebundene Ausgaben von 3,2 Mio. Franken. Sie hob die originale Bausubstanz hervor und orientierte sich auch farblich am originalen Konzept. Mit 418'000 Franken aus dem Veltheimer Luciak-Weilenmann-Fonds wurden weitere Verbesserungen für Kinder und Familien realisiert. Als letztes Projekt der Gesamtrenovation konnte auf die Saison 2020 das neue Restaurant eröffnet werden. Es ersetzte den Kiosk, der 1970 neben dem einstigen alkoholfreien Restaurant eröffnet wurde. 

Nach einem schwierigen Start ist das «Wolfi» heute nicht mehr aus dem Winterthurer Sommer wegzudenken. Die Hartnäckigkeit der Gründer hat sich ausbezahlt. 

Benutzte und weiterführende Literatur

Betschart, Andres: 60 Jahre Schwimmbad Wolfensberg Winterthur 1937–1997, Hg. von der Schwimmbadgenossenschaft Veltheim, Winterthur 1997.
Betschart, Andres: Hundert Jahre Volksgesundheit Schweiz Sektion Winterthur 1898–1998, Hg. von der Volksgesundheit Schweiz Sektion Winterthur, Winterthur 1999.
Hirschbiel-Schmid, Ina: Sanierung 2006-2008 Schwimmbad Wolfensberg, Hg. Amt für Städtebau, Winterthur 2008

Bibliografie

    Schwimmbad Wolfensberg

    • Einträge ab 2011

      Steiger, Kurt: Der Sprung ins Glück. 75 Jahre Schwimmbad Wolfensberg. In: Gallispitz ; Nr. 152 (2012), S. 4-8, m. Abb.
      Steiger, Kurt: Arbeiten im Paradies. In: Gallispitz, Nr. 1 (2021). S. 8-11. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Neues Betriebskonzept: Landbote 1995/200, 242. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1995/199.
      60 Jahre: Gallispitz 1997/2 von Andres Betschart, m.Abb., 3 Fest, m.Abb. - Landbote 1997/173, 1998/42 Edelstahlbecken. - Gallispitz 1998/2, 3 (Nr.98) 1Abb.
      Sanierung: Weinländer Zeitung 1998/55 1Abb. - Landbote 1998/140 1Abb.
      Sonnenbad: Stadtblatt 2001/30 1Abb.
      Gartenspielhaus: Gallispitz 2000/1 Nr. 104 m.Abb. Landbote 2002/101 1Abb.
      Unausgeführte Pläne: Gallispitz 2002/4 Nr. 115 m.Abb.
      Erbaut 1936: Vom Grabhügel zur Ökosiedlung : Zürcher Bau-Geschichten /Hrsg. Roland Böhmer, Peter Niederhäuser ...[et al.]. - Zürich: Chronos Verlag, cop.2007, S. 360 f. von Andres Betschart, m.Abb.
      Sanierung: Gallispitz 2007/132 von Kurt Steiger, 1Abb., 2008/136 1Abb., 137 m.Abb., 138 1Abb. - Landbote 2008/55 1Abb., 115 1Abb., 120 m.Abb. - Stadtblatt 2008/22 m.Abb. -Sanierung 2006-2008 Schwimmbad Wolfensberg/ von Ina Hirschbiel-Schmid. Winterthur : Amt für Städtebau, 2008. (15 S.) : Ill.
      Neuer Spielbereich: Landbote 2009/101 1Abb.
      Grander-Filter. Bewegtes Wasser. Umstritten: Landbote 2010/114 m.Abb., 115 Interview Stefan Fritschi, 139 1Abb. - Gallispitz 2010/145 1Abb.

    Verein für Volksgesundheit, Sektion Winterthur - Vitaswiss

    • Einträge 1991–2010

      100 Jahre: Gallispitz Nr. 99 1998/4 von Andres Betschart, 1Abb.
      110 Jahre: Landbote 2008/138 von Andrea Jud, 1Abb.

    Schwimmbad Wolfensberg, Restaurant

    • Einträge 1991–2010

      Landbote 1996/126 m.Abb. - Gallispitz 1996/89.
      Restorama AG: Landbote 1998/103

    Sonnenbad Wolfensberg

    • Einträge ab 2011

      Steiger, Kurt: Das neue Sonnenbad. In: Gallispitz, Nr. 199 (2023). S. 16-17. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Sonnenbad: Stadtblatt 2001/30 1Abb.
      Ende? Stadtanzeiger 2008/8 1Abb.
      Sanierung: Gallispitz 2008/139 von Kurt Steiger, m.Abb. - Landbote 2009/148 1Abb.
      Zukunft? Landbote 2010/189 1Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Letzte
Bearbeitung:
14.07.2022