Zeitgeschichte
A1 Brückeneinsturz
Täglich fahren rund 100'000 Fahrzeuge über die Tössbrücke. Das Brückenbauwerk liegt zwischen den Anschlüssen Winterthur Töss und Winterthur Wülflingen. Über sie rollt der gesamte Pendlerverkehr aus der Ostschweiz in Richtung Zürich. Kommt hinzu, dass heute unweit vor der Brücke die A4 aus Richtung Schaffhausen in die Al einmündet. Eine bewegte Geschichte vor rund 50 Jahren.
1966: Brückeneinsturz Autobahn N1
Foto: winbib (Signatur 112761)
Nicht nur die sensible Lage macht die Tössbrücke zu einem aussergewöhnlichen Bauwerk. Auch ihre Geschichte ist alles andere als alltäglich. Noch bevor der Verkehr nach der Eröffnung im Jahre 1967 über die Brücke rollte, geriet das Bauwerk in die Schlagzeilen. Am 27, Oktober 1966, morgens kurz vor sieben Uhr, stürzte das Baugerüst und mit ihm 7000 Tonnen Beton innert weniger Sekunden rund 15 Meter in die Tiefe. Es grenzte an ein Wunder, dass der Unfall keine Menschenleben forderte. Hingegen waren Verletze zu beklagen: Von den zum Zeitpunkt des Unglücks anwesenden 42 Bauarbeitern wurden 17 in Mitleidenschaft gezogen. Auf der unter dem Gerüst befindlichen Strasse kamen zum Glück weder Personen noch Fahzeuge zu Schaden. Gemäss der eingeleiteten Untersuchung lag die Einsturzursache an einer zu hohen Belastung der Stahlträger.
Nach einer fünfjährigen juristischen Untersuchung des Unfalls verurteilte das Gericht den Konstrukteur des Gerüstes zu einer Geldbusse. Der materielle Schaden wurde damals auf etwa 3 bis 3,5 Millionen Franken beziffert, hinzu kam eine einjährige Bauverzögerung. Das Teilstück der A1 zwischen Winterthur Töss und Winterthur Ohringen wurde schliesslich 1968 eröffnet, die Freigabe der ganzen A1 Zürich-St. Gallen erfolgte Ende 1974 mit der Fertigstellung des Teilstückes Kemptthal-Winterthur Töss. Am Wochenende danach versammelten sich Tausende Schaulustige am Einsturzort. Auf den Zufahrtsstrassen bildeten sich Staus und die Polizei hatte alle Hände voll zu tun, um das Gebiet abzusperren.
Die Töss führte viel Wasser und die eingestürzten Betonelemente und Holzbalken stauten den Fluss bedrohlich. Die Aufräumarbeiten dauerten mehrere Wochen. Am anderen Morgen berichtete der Landbote: Es hätte als eines der grössten Unglücke in die Geschichte Winterthurs eingehen können: Am Donnerstagmorgen des 27. Oktober 1966, um 6.56 Uhr in der Früh, stürzte auf der Autobahnbaustelle in Wülflingen die Brücke über die Töss ein. Doch wie durch ein Wunder gab es keine Todesopfer. Lediglich ein Arbeiter brach sich ein Bein, 17 wurden verletzt, die meisten von ihnen waren Italiener.
Sie waren gerade dabei, die Brücke zu betonieren. Mehrere Arbeiter befanden sich im Innern der Betonkästen und mussten mit Schneidebrennern befreit werden. Die Bergung der Verletzten dauerte eineinhalb Stunden. Die Spannbetonkonstruktion der Zürcher Firma Fietz & Leuthold war 163 Meter lang, 23 Meter breit und 14 Meter hoch. Zum Zeitpunkt des Unglücks waren 2,8 der 5 Millionen Franken bereits verbaut. Grund des Einsturzes war das Stützgerüst, das unter den 7000 Tonnen Beton und Eisen zusammenbrach. Der Beton war noch zu weich, um sein Gewicht selber tragen zu können.