Kunst und Kultur

Abraham Comfort

Musiker, 1931–1990

Vor rund 25 Jahren war der Musiker und Geiger Abraham Comfort Konzertmeister beim Stadtorchester Winterthur. In dieser Funktion sowie als Mitglied des Streichquartetts und als Solist begeisterte er die Musikfreund:innen in Winterthur immer wieder.


Geboren
29.04.1931

Gestorben
28.11.1990


Abraham Comfort (1931-1990), Konzertmeister um 1970
Foto: winbib, Arnold Renold (Signatur 170906)

Ein Dankeswort aus Freundeskreis

Es war ein grauer Tag, und graue Tage und Wochen gingen ihm voran, der Mittwoch 28. November 1990, als uns die tragische Mitteilung erreichte: Abraham Comfort ist tot. Noch glaubten wir es nicht, dass wir ihn nie wieder am ersten Pult des Stadtorchesters im Stadthaus sehen werden, als Mitglied des Streichquartettes oder als Solist in einem Konzert seinem Geigenspiel zuhören können. Noch klangen die Töne der letzten Konzerte nach und Erinnerungen an fast 25-jähriges Zusammensein im Stadthaus - Bürotür an Saaltür - wurden wach. Es war am 30. Juni 1966 als anlässlich der Amtsübergabe der 35-jährige neue Konzertmeister am 1. Pult sass und seither haben wir uns immer wieder, sei es im Stadthaus oder zu Hause, getroffen und einander näher kennen gelernt. An diesen Begegnungen erzählte er mir auch, wie er eher zufällig im Alter von 15 Jahren 1936 in seiner ländlichen Heimat Bulgarien, das damals noch unter der Regentschaft von Zar Boris III stand, zum Geigenspiel kam. Ein Onkel hätte ihm eine Geige geschenkt, worauf er seinen ersten Geigenunterricht erhielt und so viel spielte und übte wie es ihm möglich war.

Diese Gegend, und seine Eltern, welche noch eine starke Verbundenheit zu den spanischen Vorfahren hatten und noch Ladino sprachen, prägten den jungen Menschen und sensibilisierten ihn für die Natur und ihre Kräfte. Das Umfeld Winterthur war ihm vorerst fremd und lebenslänglich mit sprachlichen Problemen behaftet war seine Verständigung die Musik, der er sich voll und ganz widmete. So erfüllte er schon am frühen Morgen den Stadthaussaal mit seinen Klängen und häufig trafen wir uns in einer Proben- oder Sitzungspause um beiderseits wieder Kraft für die nächste Arbeit zu finden. Seine Augen leuchteten auf, wenn er mit sich und seinen Leistungen zufrieden war. Besondere Freude und Begeisterung waren sichtbar, wenn ein grosser Dirigent im Hause anstand. Mit dem Kauf des Hauses am Taggenberg versuchte er mit seiner Familie die Verwurzelung in Winterthur zu beschleunigen. Ein kleiner Freundeskreis traf sich immer wieder im gastfreundlichen Hause. Von dort aus unternahm er alleine oder mit seiner Frau zusammen auch seine langen Jogging Touren um sich auch körperlich fit zu halten. Die Bewerbung um das Schweizer Bürgerrecht bildete dann den Abschluss der Integration und so hoffte er, dass ihm der Wohnort auch zur neuen Heimat würde. Seine Gefühle konnte er schwer in Worten fassen, und seine Sensibilität, welche er nicht auf der Zunge hatte, war recht schwer zu erforschen. Als ich ihm im Namen des Stadtrates die Anerkennungsgabe 1985 überreichen durfte, bemerkte er selber, dass er nicht ein Mann der grossen Worte sei, er ziehe die "Musiknotensprache" vor.

Der Konzertmeister benötige für seine Arbeit die Liebe zur Musik, die Liebe zum Mitmenschen, die Unterstützung durch den Mitmenschen und das Publikum. "Wir Musiker erhalten einen doppelten Lohn, den einen, den wir verdienen und versteuern, den andern (steuerfrei) die Akzeptanz, die Zuneigung und die Ovationen des Publikums." So war es neben der Musik die Hobbymalerei, welche er als Ausdrucksform benützte. Neben sonnig leuchtenden Skizzen, waren es aber auch immer wieder undeutbare Zeichnungen. Die Sommerferien benützte er regelmässig zum Ausspannen von Konzerten und Publikum und reiste zusammen mit seiner Familie und seiner Geige nach Italien, von wo aus uns dann irgend eine originelle Karte erreichte, so im letzten Jahr aus Cervia eine Ansichtskarte mit dem Stadthaus Winterthur und dem Text "Look! What a beautiful city we have!". Auf einer der letzten Neujahrskarten schrieb er uns "In tempo di marcia, sempre avanti". Nun ist sein Leben beendet und nicht nur sein Geigenspiel sondern auch die Person Abraham Comfort werden wir sehr vermissen. Urs Widmer

Bibliografie

    Comfort, Abraham, 1931-1990, Konzertmeister Stadtorchester

    • Einträge ab 2011

      Widmer, Urs: Abraham Comfort (1931-1990), Ein Dankeswort aus Freundeskreis. In: Dokumentation Urs Widmer, Personen A-Z 2 S.

      Einträge 1991–2010

      Landbote 1993/276 1Abb.


Autor/In:
Urs Widmer
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
11.10.2024