Kunst und Kultur

Aleks Weber

Künstler, 1961–1994

Aleks Weber war ein Schweizer Maler und Zeichner. Er erlangte als einer von zwei Hauptangeklagten an den Winterthurer Ereignissen schweizweite Bekanntheit. Seine expressiven-realistischen Werke kann man einerseits den Jungen Wilden zurechnen, sein Werk nur darauf zu beschränken würde aber zu kurz greifen. (aus WIKIPEDIA)


Geburtsort
Winterthur

Geboren
21.01.1961

Gestorben
14.04.1994


Alex Weber wurde am 21. Januar 1961 in Winterthur geboren, wo er auch aufwuchs. Hier besuchte er die Volksschule. Die Mittelschule absolvierte er in Altdorf und Winterthur. 1979 brach er die Kantonsschule ab. Er wollte Künstler werden und malen und zeichnen. 1983 entdeckte der in Winterthur lebende Berner Künstler Bendicht Fivian im Szene-Restaurant Widder ein Bild von Aleks Weber. Er motiviert ihn an der Kunstausstellung Zürich-Land teilzunehmen. Gesagt-getan und Weber konnte erstmals Bilder ausstellen. In der Folge bekam er ein Stipendium des Kantons Zürich.

Im November 1984 wurde er im Rahmen der Winterthurer Ereignisse als einer der Hauptverdächtigen verhaftet. Darauf verbrachte er zweieinhalb Jahre in Einzelhaft. Ihm wurde unter anderem ein Anschlag auf das Haus von Bundesrat Rudolf Friedrich vorgeworfen. Seine Freundin Gabi S. nahm sich, nachdem sie einen Monat in Haft gewesen war, am 17. Dezember 1984 das Leben. Zuvor hatte man versucht mit Hilfe eines anonymen Schmähbriefes sie gegen Weber auszuspielen. Da die Behörden nicht noch einen zweiten Suizid riskieren wollten, wurde Weber in eine videoüberwachte Zelle und später nach Regensdorf verlegt. Dort steckte er sich vielleicht durch verschmutzte Heroinspritzen mit AIDS an, jedenfalls wurde er in Regensdorf HIV-positiv getestet.

Nachdem Aleks Weber in einer ersten Schaffensperiode seine unglückliche Mittelschulzeit im Kollegi Altorf zu verarbeiten hatte, beherrschten wenig später die Turbulenzen der „Winterthurer Ereignisse“ seine Werke. „Es ist eine düstere, materiell und geistig verbetonierte Welt ohne Freiräume, die das Naturtalent – ohne gestalterische Ausbildung – schilderte. Dass andere (es war die Zeit der «Jungen Wilden») ähnlich intuitiv, impulsiv malten, mag ihn bestärkt haben, aber nicht beeinflusst. Da gab es kein zögerliches Anfängerprobieren. Er wusste, was er wollte: In einer klaren, unmissverständlichen Bildsprache eine Welt darstellen, die einem allfälligen Schöpfer gründlich misslungen war, himmelweit vom christlichen Friedensreich entfernt. Sein Eigensinn isolierte ihn, aber fand auch Anerkennung. Es kam zu Verkäufen, und er erhielt ein Stipendium des Kantons Zürich.“ (Aus Peter Killers Ansprache anlässlich der Bilderausstellung 2014 im Oxyd.)

Im September 1986 wurde Weber in einem Indizienprozess zu acht Jahre Zuchthaus verurteilt. Darauf im Sommer 1987 kam Aleks Weber auf Anordnung des Kassationsgerichts wegen willkürlicher Beweisführung frei. 1989 verurteilte das Obergericht ihn in einem zweiten Prozess zu vier Jahre Zuchthaus. Da er bereits drei Jahre in Untersuchungshaft war und einen Bonus für gutes Betragen erhielt, blieb er auf freien Fuss. All diese Ereignisse verarbeitete Weber in seiner Kunst. Düstere, expressive Stadtbilder Stadtbilder (Gefängnisansichten, die er als Krematorium bezeichnet) oder ein Blumenstrauss (grosse Ausnahme) vor einem Gefängnisfenster sind auf seinen Gemälden zu sehen.

Während dieser schicksalsschweren Jahre war er immer ein aktiver Künstler. Er war in den Jahren 1984 und 1985 Gast in einer Ausstellung der Künstlergruppe Winterthur und konnte seine Werke in einer Gruppenausstellung in der Shedhalle in Zürich zeigen. Während seiner Inhaftierung entstanden über 400 Kunstwerke und auch seine erste Ausstellung im Kunstmuseum Winterthur fällt in diese Zeit. Der Vorschlag von Webers Förderer Bendicht Fivian, ihm eine Einzelausstellung in der Kunsthalle Winterthur zu widmen, soll vom Präsidenten der Kommission der Kunsthalle mit der Begründung abgelehnt worden sein, dass ansonsten alle Punks dorthin kämen und dies nicht drin liege. Ebenfalls während seiner Haftzeit wurde er von der städtischen Kunstkommission für ein Stipendium vorgeschlagen, wogegen jedoch der freisinnige Kulturvorstand und spätere Stadtpräsident Martin Haas sein Veto einlegte. Die Stipendien der Stiftung Pro Arte Bern und der Cassinelli-Stiftung Winterthur gaben ihm Mut und etwas Sicherheit. So hatte er verschiedenste Reisen unternehmen können.

Nach einem halbjährigen Spanienaufenthalt 1988 lebte und arbeitete er in Portugal, Frankreich, Sardinien, in West- und Ostdeutschland. Oft legte er weite Strecken zu Fuss zurück (zum Beispiel in Andalusien oder von Winterthur nach Paris). Es entstanden von nun an auch Videos und Aktionskunstwerke. Atelier-Stipendien in Ronco (Richard und Uli Seewald-Stiftung), in Paris und New York (Kanton Zürich). Nach dem sechsmonatigen Aufenthalt im Pront Loft mietete er sich ein eigenes Wohnatelier in New York. 1992 kehrte Weber in die Schweiz zurück. Es folgten 1992 eine Ausstellung in der Galerie GE in Winterthur und in der Galerie Grenacher in Zürich. Dann verabschiedete er sich wieder nach New York. ER arbeitete in Chinatown und zuletzt in der Bronx. Im Oktober 1993 kam er zurück und machte 1994 seine letzte Ausstellung im Kunsthaus Oerlikon. Aleks Weber stirbt am 14. April 1994 33-jährig in seinem Elternhaus. Seine Asche wurde beim «Chinesenbrückli» in die Töss gestreut.

Bibliografie

    Weber, Aleks, 1961-1994, Künstler

    • Einträge ab 2011

      Weder Fisch noch Vogel. In: Winterthurer Stadtanzeiger, 89. Jg., Nr. 23 (2014). S. 19. m. Abb.
      Garcia, Miguel: Kunst aus Not. In: Coucou, Nr. 123 (2024). S. 16-23. m. Abb.
      Garcia, Miguel: Vom Anfang des Besetzens. In: Coucou, Nr. 126 (2024). S. 8-15. m. Abb.
      Felber, Julien: Vom Aufruhr zur Aufarbeitung. In: Coucou, Nr. 131 (2024). S. 8-13. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Zeichnungen: Einspruch 1991/28 m.Abb.
      Landbote 1994/89 von Adrian Mebold . - Tages-Anzeiger 1994/89 von Peter Killer, 1Abb. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1994/88.
      Sonntagszeitung 24.4.1994 von Roger Anderegg, m.Abb. [Winterthurer Dok.1994/6].
      Ausstellungen: Galerie ge: Landbote 1992/279 1Abb. - Kunsthaus Oerlike: Tages-Anzeiger 1994/60 Endspiel, m.Abb.
      Retrospektive: Landbote 1996/205 1Abb., 214 von Adrian Mebold, 1Abb.
      Die Malerei von Aleks Weber: Winterthurer Jahrbuch 2003 von Bendicht Fivian, m.Abb.
      Wiederentdeckt: Landbote 2006/187 von Christina Peege, m.Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
14.02.2022