Geschichte des Hauses
Das „alte Stadthaus“ oder „der obere Spital“ hat eine bewegte Geschichte. Es war ursprünglich Teil eines grossen Edelsitzes, der ausser dem Haus am Markt eine Hofstatt (Bauerngut mit Hofraum) und einen Garten sowie eine Scheune an der Ringmauer umfasste, also das ganze Gebiet des späteren oberen und unteren Spitals, dem heutigen Altersheim Neumarkt. Um 1300 gehörte dieser Besitz den Freiherren von Eppenstein. Eberhard von Eppenstein war 1314 Vogt der Kyburg. Dieses Amt hatte er bis zu seinem Tod 1333 inne. Seine Frau, Elisabeth von Eppenstein, stiftete am 22. Juli 1336 ihren Besitz dem mindestens seit 1260 bestehenden Dominikanerinnenkloster zur „Sammlung“. Als die Stifterin 1350 starb, traten zwölf Schwestern, die vorher in einem kleinen Haus am Kirchhof gewohnt hatten, in ihren neuen Besitz ein. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1523 aufgelöst. 1528 zog das „obere Spital“ vom Haus Marktgasse 27 (heute DEPOT Wohngalerie) in das Haus Marktgasse 53.
In diesem wurde die Spitalverwaltung untergebracht und im Hinterhaus das „Oberen Spital“. Das „untere“ oder „niedere“ Spital lag am Neumarkt. 1788/89 wurde das obere Spital an der Spitalgasse neu erstellt. 1790 wurde auch das Haus an der Marktgasse durch den Architekten Diethelm Schneider neu gebaut. Schliesslich 1807/09, bekam das untere Spital am Neumarkt ein neues Haus. Renovationen Das Haus an der Marktgasse wurde als Verwaltungsbau erstellt. Die Strassenfassade hebt sich durch Massstab und Material von den Nachbarbauten ab. Ähnlich wie das Rathaus hat die Fassade einen Mittelrisalit (aus der Fluchtlinie eines Baukörpers hervorspringender Gebäudeteil) mit Schmuckgiebel.
Man betritt das Haus vom gewölbten Durchgang her, der in den kleinen Hof und von da durch einen zweiten Gang in den grossen Spitalhof führt. Die Renovation 1967 hat die Sandsteinpartien der Fassade wieder freigelegt, die prächtige Holztreppe erneuert, im ersten Obergeschoss Büroräume (seit 1999 Ombudsstelle Stadt Winterthur) und im zweiten OG. einen schönen grösseren Saal geschaffen. Letzterer zeigt sich sehr würdevoll mit Eichentäfer, Kachelofen und Stuckdecke. Er eignet sich für Feiern, Vorträge, Lesungen, Apéros, Konzerte usw. Theater im alten Stadthaus 1972 wurde im tiefen Keller des alten Stadthauses ein Theater eingebaut. Am 29. September 1972 wurde das Kellertheater (auch „Goldige Schluuch“ genannt) mit der ersten Vorstellung eröffnet. Als künstlerischer Leiter wurde der Regisseur A.M. Bosshard (1935-2017) bestimmt. Das Nicht-Alltägliche finden Theaterfreunde und -freundinnen in diesem Kellertheater. Wie sein Name sagt, liegt das Kellertheater unter dem Boden, was ihm einen speziellen Charme verleiht. Vier mächtige Eichenstützen tragen die Balken und trotzdem war es möglich, 120 Sitzplätze zu erstellen, die alle auf die originelle Eckbühne sehen können.
Das Kellertheater bietet Eigenproduktionen, klassische und moderne Stücke mit hohen Anforderungen an die Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Textlesungen. 2011, also nach 40 Jahren als verdienstvoller Leiter, trat Albert Michel Bosshard zurück und legte die Verantwortung für das Haus in jüngere Hände. Doris Strütt und Udo van Ooyen übernahmen.