Bildung und Soziales

Associanzione Shalom, Gassenküche

Geiselweidstrasse 53

Der Verein «Shalom» bietet Personen, die in engen wirtschaftlichen Verhältnissen leben, wochentags eine günstige, warme Mahlzeit an. Geschätzt wird aber nicht nur das Essen, sondern auch die Gemeinschaft.


Gründungsdatum
2010


Adresse
Associazione Shalom, Gassenküche
Geiselweidstrasse 53
8400 Winterthur
2017: Die Gassenküche befindet sich an der Geiselweidstrasse 53 Foto: winbib, Heinz Bächinger

Im Raum an der Geiselweidstrasse 53/Ecke St. Gallerstrasse werden über Mittag viele hungrige Gäste verpflegt. Er ist die ehemalige Gaststube des Restaurant St. Gallerhof. Über Jahrzehnte wirtete dort die Familie Schlierholz. Es waren nebst den Quartieranwohnern in erster Linie die Arbeiter und Angestellten der nahen Industrie, die sich dort verpflegten oder ein Feierabend-Bier tranken. Die Industriebetriebe waren Schmirgli, Nagli, Geilinger und der Konsumhof. Sie lagen in der direkten Umgebung der Wirtschaft St. Gallerhof. Karl Schlierholz war der letzte Wirt in seinem Elternhaus. Nach seiner Meinung hatte ihm die neue Nachbarschaft, der Recyclinghof, der in den 1980er-Jahren vom Dättnau in das Areal des ehemaligen Konsumhofs an der Werkstrasse ist, die Existenzgrundlage geraubt. Die anfänglichen Lärmimmissionen konnten zwar mit juristischen Bemühungen minimiert werden. Trotzdem, sagte Karl Schlierholz, seien ihm die Gäste vertrieben worden. Verbittert ist er früh verstorben, was auch das Ende der Traditions-Wirtschaft bedeutete. Nach verschiedenen und unterschiedlichsten Zwischennutzungen ist seit 2016 der grosse Parterreraum wieder eine Gaststube. Es wird wieder gekocht und es werden wieder Speisen und Getränke angeboten. Die Associazione Shalom ist eingezogen. Diese Gemeinnützige Organisation bietet einen Mittagtisch an. Jedermann kann kommen und ein günstiges Mittagessen bekommen. In erster Linie sind es aber Personen die durch Krankheit, Suchtprobleme, Arbeitslosigkeit oder irgendeinen Schicksalsschlag in Not geraten sind, die dieses willkommene Angebot annehmen.

Bis 2009 betrieb der Verein „Mehr Lebensqualität“ in der Innenstadt eine Gassenküche. Als diese Institution seine Dienste einstellte, vorwiegend aus finanziellen Problemen, gründete 2010 Don Alberto, eigentlich Alberto Ferrara, Pfarrer der «Missione Cattolica di lingua Italiana» (MCI) war, den Verein Shalom. Das Fehlen der Gassenküche erkannte er als grossen Mangel. Dieses Bedürfnis wieder abzudecken war ihm ein grosses Anliegen. In seinem Pfarreizentrum San Francesco an der St. Gallerstrasse 18 konnte er die nötigen Räumlichkeiten selber zur Verfügung stellen. Hilfsorganisationen, wie unter anderen der Verein Societa Cooperativa Italiana und die Stiftung Hülfsgesellschaft Winterthur sowie die beiden Landeskirchen und die Stadt Winterthur leisten Unterstützungsbeiträge.

Ab 2016 konnte der Mittagstisch an der Geiselweidstrasse 53 eine neue Unterkunft beziehen. Was eignet sich nicht besser zu diesem Zweck als ein ehemaliges Speiserestaurant. Auch am neuen Ort, wo mehr Platz zur Verfügung steht, sind 30 bis 40 Personen Stammgäste. Sie schätzen es einen Treffpunkt zu haben und einen Ort, wo sie die Gemeinschaft pflegen können. Vereinsamung bekämpfen und Solidarität pflegen sind die ersten Ziele der Organisationen. Das Personal rekrutiert sich aus Freiwilligen, die nicht nur ihren Job machen, sondern den Gästen auch ein offenes Ohr schenken. Das Menü kostet für die Bedürftigen 4 Franken, für andere mehr. Es besteht aus einem Salat, einer Suppe, dem Hauptgang und sogar aus einem Dessert. Zum Trinken gibt es Leitungswasser. Die Lebensmittel werden von der „Schweizer Tafel“ angeliefert.

Das ist eine Organisation, die unter dem Motto „Essen und Verteilen statt Wegwerfen“ überschüssige Lebensmittel von Grossverteilern an Bedürftige weitergibt. Platzmässig besteht im St. Gallerhof auch die Möglichkeit das Angebot auszuweiten, etwa mit Weiterbildung und einfachem Werken. Ein Coiffeur bietet zudem sporadisch das Haareschneiden an, und wenn die Gäste neue Kleider brauchen, finden sie im hauseigenen Secondhand-Angebot bestimmt das Passende. Seit dem Umzug in die Räumlichkeiten des ehemaligen St. Gallerhofs gibt es neu auch eine Kleiderbörse. Die abgegebenen Kleider werden von Freiwilligen aussortiert, wenn nötig gewaschen, gebügelt und nach Grösse und Kleidungsstücken sortiert präsentiert. Gegen einen symbolischen Betrag werden auch noch Wintermäntel und Jacken abgegeben. «Shalom» tauscht die Kleider auch mit anderen Institutionen aus, damit die Auswahl etwas grösser wird.

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023