Bildung und Soziales
Behinderten-Transport Winterthur (BTW)
Marktgasse 28
Gehbehinderten Menschen steht in Winterthur seit den 1970er-Jahren ein besonderer Taxi-Service zur Verfügung. Ermöglicht wird dieser durch den Einsatz von Dutzenden von Freiwilligen.
Adresse
Behinderten-Transport Winterthur
Deisrütistrasse 6
8472 Seuzach
2013: BTW-Fahrzeug unterwegs
Foto: zVg. Behinderten-Transport Winterthur
Die Gründung des Vereins „Invalidenbus Winterthur“ geht auf die Initiative von Sylvia Tanner zurück, einer jungen Frau, die nach einem Unfall als Paraplegikerin selber auf den Rollstuhl angewiesen war. Ihre Absicht war, für gehbehinderte Menschen eine möglichst günstige Transportmöglichkeit zu schaffen. Dank privaten Spenden und einem namhaften Beitrag der Aktion „Denk an mich“ konnte der Verein 1977 einen speziell ausgerüsteten Kleinbus samt Hebebühne und Befestigungseinrichtungen für Rollstühle erwerben. Gefahren wurde der Bus schon damals von Freiwilligen, was – wie heute noch – bescheidene Fahrpreise für die Benutzer und Benutzerinnen ermöglichte. Dass der Service offensichtlich einem Bedürfnis entsprach, zeigen die steigende Anzahl Fahrten und Fahrkilometer im Laufe der Jahre.
1988 wurde der Kauf eines zweiten Fahrzeugs notwendig, an dem sich unter anderen diverse Winterthurer Service-Clubs beteiligten. In den neunziger Jahren wurde der Verein auf „Behinderten-Transport Winterthur“ umbenannt, heute ist die im Vereinslogo enthaltene Abkürzung „BTW“ am geläufigsten. In den letzten zwanzig Jahren sind sowohl der Wagenpark wie auch die Nachfrage nach Transporteinsätzen weiter gewachsen. Exponentiell gewachsen: Wurden in den Anfangszeiten in rund 200 Einzelfahrten etwas mehr als 16‘000 Kilometer zurückgelegt, waren es 2015 insgesamt knapp 13‘000 Fahrten und über 250‘000 gefahrene Kilometer. Heute steht zwar nur noch ein eigentlicher Bus, dafür aber sieben weitere umgerüstete Personenwagen zur Verfügung. Diese sind praktisch alle täglich im Einsatz.
Gefahren werden sie nach wie vor von rund sechzig Freiwilligen, meistens Pensionierte, die sich jeweils für einen Tag pro Woche für den Fahrdienst zur Verfügung stellen. Koordiniert werden ihre Einsätze vom Vereinsbüro an der Marktgasse aus, wo sich drei Disponentinnen in der Entgegennahme von telefonischen Anfragen ablösen. Angesichts des gemeinnützigen Charakters des Angebots, können im Unterschied zu „normalen“ Taxibetrieben keine kurzfristigen Bestellungen berücksichtiget werden. In der Regel werden die Fahrten bis zu zwei Tagen im Voraus vereinbart. Gut die Hälfte der Klienten sind „Stammkunden“, welche die Dienste des BTW regelmässig und zum Teil mehrmals in der Woche in Anspruch nehmen, beispielsweise zur Dialyse-Behandlung ins Kantonsspital, um sich in Tageskliniken zu begeben, oder zu regelmässigen Therapiesitzungen und Arztterminen.
Angeboten werden aber auch Fahrten zu privaten Anlässen wie Klassenzusammenkünfte oder Jassnachmittage. Geschätzt wird von den Kunden und Kundinnen neben der Hilfsbereitschaft der Fahrer, die ihr Passagiere wenn gewünscht auch in ihrer Wohnung abholen kommen, vor allem die günstigen Preise, kommt doch eine Fahrt auf Stadtgebiet lediglich pauschal auf zehn Franken zu stehen, und wird für Fahrten ausserhalb der Stadtgrenzen ein Kilometerpreis von nur einem Franken verrechnet. Finanziell ist der Verein BTW weitgehend unabhängig. Bei einem Jahresbudget von rund 300‘000 Franken (2016) entfallen lediglich 20‘000 Franken auf Spenden und Mitgliederbeiträge. Der überwiegende Teil wird – trotz tiefen Preisen – mit dem Ertrag aus den Fahrten bestritten. (jpg) Text und Bilder: Jean-Pierre Gubler