KMU und Gewerbe

Briner AG, Stahlhandel

Industriestrasse 18

Das Unternehmen, das heute im Volksmund kurz und bündig als „Ise- Briner“ bezeichnet wird, wurde 1872 unter dem Namen „Furrer und Briner“ gegründet. Bereits 1883 wird die Firma im neu geschaffenen Handelsregister eingetragen. Die Väter des Unternehmens sind Johannes Briner-Steiner (1829-1899) und Jean Jaques Furrer. 1878 wurde das Geschäft mit Sitz am Oberen Graben in Winterthur als Kollektivgesellschaft Furrer & Briner im damaligen Ragionenbuch eingetragen.


Gründungsdatum
1872


Adresse
Arthur Weber AG
c/o BRINER
Industriestrasse 18
8404 Winterthur
um 1950: Neustadtgasse 1a, Lagerhaus Briner Foto: winbib (Signatur 023578)

Als Geschäftszweck der Firma Briner wird bei ihrer Gründung „Eisenhandlung, Kohlen und Wasserleitungsartikel“ angegeben. Jean Jacques Furrer ist Sohn eines Zinngiessers. Seine Mutter stammte aus dem Geschlecht der Rieter. Die Jugendjahre verlebte er in Winterthur. Der Steuereintrag lässt vermuten, dass Jean Jaques Furrer bereits einige Zeit vor der Firmengründung Eisenhändler am Oberen Graben war. Johannes Briner-Steiner, genannt „Schlosser Hannes“, wuchs in der elterlichen Schmiede in Fehraltorf auf. Als gelernter Schmied und Schlosser übernahm er später den dortigen Betrieb. Nebenbei bekleidete er auch das Amt des Siegeristen und Brunnenmeisters. Im Jahr 1878 zieht er zur Gründung des Unternehmens nach Winterthur.

Geschäftssitz der Firma Briner ist das stattliche Haus zur „Bauhütte“ am Oberen Graben 6. Nachgewiesen 1809 als „Wohnung mit Schüür“, wurde es im Jahre 1862 vom damaligen Besitzer und Baumeister Heinrich Sulzer umgebaut und im Erdgeschoss für seine Zwecke eingerichtet. Die Fassade im neugotischen Stil wird dem in den sechziger Jahren des vorletzten Jahrhunderts tätigen Stadtbaumeister Bareiss (1819-1895) zugeschrieben. Furrer & Briner mieten den unteren Gebäudeteil gemäss Vertrag vom 11. Februar 1878 von der Freimaurerloge Akazie für den Betrieb einer Eisenhandlung. Erworben wird die Liegenschaft 1903. Hinter dem schweren, eichenen Eingangstor befand sich ein grosser Lagerraum. Im 1. und 2. Stockwerk waren die Direktion und die Finanzabteilung der Firma untergebracht. Im Jahre 1885 beginnt sich die Verlagerung der Firma Furrer und Briner in die Grüze abzuzeichnen. Es wird beim Bahnhof Grüze ein Baueisenlagerplatz erworben und ein Magazin erstellt. Als weiterer Entwicklungsschritt folgt 1892 die Umwandlung der Firma in eine Kommanditgesellschaft unter dem Namen Briner & Cie. Als uneingeschränkt haftende Gesellschafter kommt die nächste Generation zum Zuge: Jean Briner (1860-1930), Sohn des Johannes und sein Cousin Wilhelm Briner (1865-1901) in Seuzach. Kommanditäre sind Johannes Briner und bis 1893 auch Jean Jaques Furrer.

Das 1845 von Jakob Andreas Biedermann erstellte dreistöckige Baumwoll-Lagerhaus an der Ecke Neustadt-/Tösstalstrasse wird 1898 käuflich erworben. Bis 1952 ist die Firma R. Naef & Co. mit ihrem Engros-Lager mit Kolonialwaren Untermieter. Nach einem Umbau im Jahre 1953 wird das ganze Haus von Briner belegt. Gleichzeitig mit der Aussenrenovation wird auch der Innenbereich teilweise umgebaut und mit einem modernen Warenlift versehen. Nach dem Tode von Johannes Briner 1899 wird aus der Kommanditgesellschaft durch Übernahme der Aktiven und Passiven wiederum eine Kollektivgesellschaft mit den Gesellschaftern Jean und Wilhelm Briner. Die Firma bezeichnet sich neu als Eisenhandlung am Graben 6 in Winterthur.

Jean Briner-Bachofner war der einzige Sohn des Johannes. Nach einigen Lehr- und Wanderjahren trat er in den achtziger Jahren in die väterliche Eisenhandlung ein und übernahm 1892, zusammen mit seinem Cousin Wilhelm Briner aus Seuzach, das Geschäft. Es entstand die erste Kommanditgesellschaft Briner & Cie. Jean Jacques Furrer war inzwischen aus dem Geschäft ausgetreten und nach dem Tod von Johannes Briner 1899 und von Wilhelm Briner 1902 blieb Jean Briner allein unbeschränkt haftender Gesellschafter bis zu seinem Lebensende im Jahre 1930. Er war ein Eisenhändler der alten Garde, eher wortkarg, aber dem wohlgesinnten Mitmenschen und Geschäftspartner herzlich zugetan.

Auf dem eigenen Areal zwischen Bahn und St. Gallerstrasse wird 1900 ein für die damalige Zeit respektabler Magazin-Neubau mit Geleisanschluss erstellt. Die Liegenschaft dient bis zum Jahre 1958 als Stahllager und Bearbeitungsplatz für Baustahl (Armierungsstahl). Stahl ist zur damaligen Zeit einer der Grundträger für die Entwicklung der Wirtschaft, Industrie und des Gewerbes. Er ist die Basis der Handelstätigkeit der Firma Briner. In Form von Trägern, Stäben, Bändern und Blechen werden sie für den täglichen Bedarf in der Industrie und Bauwirtschaft in den Lagerhallen der Firma Briner bereitgehalten. 1930 stirbt Jean Briner. Seine Ehefrau, Anna Briner-Bachofner (1863-1947), wird Inhaberin des Geschäftes. Ihre Interessen vertritt Carl Huggenberg-Briner (1882-1965).

Er ist, Leiter des Geschäftssitzes der Schweizerischen Bankgesellschaft in Winterthur. Er vertrat lange Jahre die Interessen der Inhaber und nahm massgeblich Einfluss auf die Entwicklung des Unternehmens. Er hatte an seiner Seite als aktive und leitende Teilhaber Jean Keller (1891-1938) und Otto Kirchhofer (1900–1936). Ab 1938 und während rund 25 Jahren war anschliessend der Sohn von Otto Kirchhofer, Hans Kirchhofer, verantwortlich für die Firma. Unter seiner straffen und tatkräftigen Leitung erfolgte der Schritt von der Eisenhandlung zum erfolgreichen Stahlhandelsgeschäft, das nicht mehr nur eisenverarbeitende Handwerksbetriebe belieferte, sondern auch das Baugewerbe und die Grossindustrie.

1936 scheidet Otto Kirchhofer infolge Todes aus der Firma aus. Jean Keller tritt 1938 altershalber von der aktiven Leitung der Firma zurück, bleibt aber bis zum Jahre 1944 Teilhaber. Carl Huggenberg-Briner wird Kommanditär und Hans Kirchhofer Geschäftsführer. Anna Briner-Bachofner stirbt 1947 und Komplementärin wird deren Tochter Marie Briner. Sie wird nach aussen weiter durch Carl Huggenberg-Briner vertreten. Carl Huggenberg-Hürst (†1993), Sohn von Carl Huggenberg-Briner, tritt 1948 als Vertreter der vierten Briner–Generation in die Firma ein. Carl Huggenberg-Hürst wird 1952 Kommanditär mit Einzelunterschrift. 1958 finden grundlegende Änderungen statt. Carl Huggenberg-Briner (†1965) tritt aus dem Geschäft aus.

Seinen Geschäftsanteil übernimmt seine Ehefrau, Anni Huggenberg-Briner (1892-1987). Weitere Teilhaberin wird die dritte Tochter des Jean Briner, Dr. Luise Greuter-Briner. Gesellschafter sind nun neben Marie Briner Hans Kirchhofer und Carl Huggenberg-Hürst. Die beiden Letzten leiten das Geschäft. Im Tauschgeschäft gegen den bisherigen Lagerplatz beim Bahnhof Grüze kann die Firma Briner 1958 von der Stadt Winterthur ein günstig gelegenes Stück Wiesland im eben erschlossenen Industriequartier Grüze erwerben. Auf dem 15‘000 m2 grossen Areal folgt die Erstellung eines neuen und grosszügigen Firmenzentrums. Mit der Einfügung einer 98 m langen Kran-Bahn wird ein optimaler Betriebsablauf sichergestellt. Die auskragende Kran-Bahn gestattet den Auslad direkt vom Bahngleis.

Die zweite Bauetappe erfolgt 1960 mit der Erstellung einer Lagerhalle für Stabeisen, Röhren, kleinere Formeisen und Bleche. Über den Geleisanschluss auf der Nordseite können die Bahnwagen zum Entlad direkt in die Halle eingefahren werden. Gemäss Beschluss des „Eisen-Verbandes“ wird das Wort “Eisen“ 1973 durch die Bezeichnung „Stahl“ ersetzt. Die Branchenbezeichnung der Firma lautet nun offiziell „Stahlhandel“. 1975 wird aus der Firma eine Aktiengesellschaft unter dem Namen „Briner AG Winterthur“. Carl Huggenberg-Hürst, Präsident und Delegierter, bleibt Leiter des Unternehmens. Hans Kirchhofer ist Vizepräsident und Mitglied des Verwaltungsratsausschusses. 1978 feiert die Besitzerfamilie und ihre zugewandten Orte stolz und voller Genugtuung über das erfolgreiche Wirken das Jubiläum „100 Jahre Briner Stahlhandel“.

Aber auch nach dem 100-Jahr-Jubiläum bleibt das innovative Unternehmen nicht stehen. 1981 wird das Lagerhaus Grüze II an der Industriestrasse 18 in Betrieb genommen. Auf dem Gelände wird ein Gebäude für die Lagerung und den Verkauf von Sanitärmaterial und Eisenwaren sowie ein Lager für Hochdruckrohrsysteme erstellt. 1981 wird die Altstadt-Liegenschaft an der Neustadtgasse 1a verkauft und das Stammhaus am Graben 6 geschlossen. Die gesamte Firma ist jetzt an der Industriestrasse domiziliert. 1984 kam es im Verwaltungsrat des Unternehmens zu neuen Mandaten, ausgelöst u.a. auch durch den altersbedingten Rücktritt von Frau A. Huggenberg-Briner.

Die Zusammensetzung des Verwaltungsrats ist nun, in alphabetischer Reihenfolge, die folgenden: Werner Greuter-Koradi, Berlin; Carl Huggenberg-Hürst, Seuzach; Walter Huggenberg-von Schlieffen, Horgen; Hans Kirchhofer-Ursprung, Winterthur und Emmy Stähli-Greuter, Winterthur. Mit dem Verkauf 1985 des Hauses Graben 6 an die Firma Vetropack AG Bülach und der Liegenschaft Graben 8 an Markus Hodel verlässt die Briner AG die Innenstadt gänzlich. Max R. Schoch wird 1986 zum Direktor ernannt und übernimmt die Geschäftsleitung des Unternehmens von Carl Huggenberg. Das Jahr 1993 ist gezeichnet vom sich stetig verschlechternden Gesundheitszustand von Carl Huggenberg. Er stirbt am 20. August 1993. Carl Huggenberg war über 40 Jahre bei Briner tätig. Als Geschäftsführer und Verwaltungsratspräsident führte er das Geschäft erfolgreich. Er war ein eindrückliches Vorbild und bis heute ist ehemaligen Mitarbeitenden in Erinnerung geblieben, wie motivierend und rücksichtsvoll er mit Menschen umgehen konnte. Durch seine hilfsbereite, von Menschlichkeit und Toleranz geprägte Art, hatte er sich die Anerkennung und Wertschätzung aller Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erworben. Die Entwicklung des Unternehmens Briner AG schreitet auch im Hinblick auf das neue Jahrhundert weiter voran.

Die jüngere Generation tritt allmählich in den Verwaltungsrat ein. Erst Maja Kerker-Huggenberg (Tochter von Carl Huggenberg-Hürst), sowie etwas später ihr Cousin Kaspar Huggenberg sowie Peter Stähli (Sohn von Emmy Stähli-Greuter) 1996 wird das Betriebsgebäude Grüze II erweitert. Die geschlossene Lagerhalle wird um 16 m und die überdeckte Kranbahn um 18 m verlängert. Durch den Einbau eines Zwischenbodens wird die Lagerfläche um 600 m2 vergrössert. 2001 erfolgt die Büroaufstockung Grüze II. Das Betriebsgelände wird durch den Kauf von 3‘000 m2 Industrieland, westlich angrenzend an die bestehende Liegenschaft Industriestrasse 7, ergänzt. 2002 wird die neue Lagerhalle für Träger und Stabstahl in Betrieb genommen. Und schliesslich durfte man 2003 das 125-jährige Firmenjubiläum begehen.

2009 wird das Projekt „Briner Energie“ gestartet. Die Briner AG übernimmt die Generalvertretung von Solvis in der Schweiz. 2010 tritt Max R.Schoch als Geschäftsführer zurück und scheidet aus dem Aktionariat aus. Christian Weber wird Geschäftsführer der Briner AG. Ein weiterer Abholshop, zusätzlich zu Wetzikon, wird in Glattbrugg eröffnet. Es erfolgt auch der Start des Online-Shops für Haustechnik-Artikel. 2019 bietet das Unternehmen, das inzwischen über 90 Mitarbeitende beschäftigt, ein breites Sortiment von Produkten und Dienstleistungen rund ums Bauen an. Seit Jahrzehnten ist die Firma Briner AG Winterthur den Grundsätzen der nachhaltigen Unternehmensführung verpflichtet.

Übernahme durch die Arthur Weber AG

Im Oktober 2018 wurde eine neue Ausrichtung der Briner AG bekannt gemacht. Die Innerschweizer Unternehmens-Gruppe Arthur Weber Holding AG hat am 25. Oktober 2018 das Handelsgeschäft der Briner AG Winterthur übernommen. Beide Unternehmen sind im Bauzuliefergeschäft tätig und verfügen über ein weitgehend deckungsgleiches Produktportfolio sowie ein sich ergänzendes Filialnetz. Die Übernahme der Briner AG Winterthur umfasst die Bereiche Stahl, Versorgung, Bauservice, Haustechnik sowie Heiz- und Energiesysteme. Die dazugehörenden Liegenschaften bleiben im Besitz der Briner-Nachkommen und firmieren neu unter dem Namen Briner Immobilien AG. Beide Seiten haben einen langjährigen Mietvertrag unterzeichnet, womit sie ein deutliches Zeichen für den langfristigen Erhalt des Betriebes und der Arbeitsplätze in Winterthur gesetzt haben.

Bibliografie

    Briner AG, Stahl und Metalle, Industriestrasse 18

    • Einträge 1991–2010

      Erweiterungsbau, Zentrum für Haustechnik: Landbote 1996/165 1Abb.
      Grösste Fotovoltaikanlage. Bau: Landbote 2010/181 1Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.03.2022