KMU und Gewerbe

Brossi AG, Strassen- und Tiefbau

Wülflingerstrasse 285

Nachdem der aus dem Tessin, zuvor aus Italien, zugewanderte Giovanni Giuseppe Allesandro Corti (1836-1896) in Winterthur 1869 ein Baugeschäft gegründet hatte, gründete der Einwanderer Pietro Brossi (1833-1926) 1882 ebenfalls ein Bauunternehmen. Noch heute gilt es als führendes Tiefbau-Unternehmen in der Region Winterthur.


Gründungsdatum
1882


Adresse
Brossi AG
Strassenbau/Tiefbau
Wülflingerstrasse 285
8408 Winterthur
2022: Brossi AG in Wülflingen Foto: winbib, Nadia Pettannice

Um das Jahr 1875 kam Pietro Brossi (1833-1926) aus Parma in die Schweiz. Zu Fuss hat er sich ins nördliche Nachbarland aufgemacht, um Arbeit zu suchen. Beim Bau des Gotthard-Eisenbahntunnels (Bauzeit 1872-1882) fand er eine Stelle als Gewölbemaurer. Später führte ihn die Wanderschaft über Illnau nach Töss, wo er sesshaft wurde. Es gelang ihm eine Konzession zur Kiesausbeutung aus der Töss zu erlangen, womit er sich dem Strassenbau zu wandte. Pietro Brossi entdeckte eine Nische. Er begann Röhren zu produzieren, da damals die Strassengräben fast durchwegs unter den Boden verlegt worden sind. 1882 kaufte Pietro Brossi, den am Fusse des Brühlbergs im Schlosstal gelegenen Bauernhof „Grafenstein“. Mutter Brossi nahm zusätzlich eine Kostgeberei in Betrieb. Das Hausmenu was das echte italienische Risotto mit Pollo.

Diese Spezialität wurde schnell bekannt und beliebt. So gelang es auch die Familie mit inzwischen acht Kindern gut zu versorgen. Der nebenbei geführte landwirtschaftliche Betrieb wurde reduziert und erst in den 1960er-Jahren stillgelegt. Der Platz wurde für die Röhrenfabrikation benötigt. Diese wurden jeweils nach Feierabend in den ehemaligen Stallungen im Familienverband, vier Söhne halfen mit, von Hand geformt. Der Bedarf dafür rief alsdann schnell nach einer Mechanisierung, was auch erfolgte. Mutter Brossi starb 1920 und sechs Jahre später folgte ihr Gatte im hohen Alter von 93 Jahren. Pietro Brossi hatte als fleissiger Südländer seinen Weg gemacht. Als armer Italiener kam er in die Schweiz, wurde Firmengründer, Schweizer und erfolgreicher Unternehmer.

1920 haben die Söhne Oskar und Arnold Brossi das Baugeschäft übernommen. Das Familienunternehmen spezialisierte sich auf den Strassenbau und Zementröhrenfabrikation. Die Firma entwickelte sich auch in den schwierigen Zeiten der Krise und des zweiten Weltkrieges erfreulich. Nach dem Ausscheiden seines Bruders Arnold wurde Oskar Brossi alleiniger Inhaber die Firma. Ende der fünfziger Jahre beschäftigte das Tiefbaugeschäft rund 160 Mitarbeiter. 1966 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und ein Schwiegersohn, Ulrich Bigler-Brossi, übernahm die Geschäftsleitung. 1978 trat der zweitälteste Sohn von Ulrich Bigler, Walter Bigler, als Bauführer in die Firma ein. 1983 übernahm er den Vorsitz der Geschäftsleitung. Walter Bigler konnte nach und nach sämtliche Aktienanteile erwerben, so dass sich das Unternehmen seit 1995 vollständig in seinem Besitz befindet.

Heute verfügt die Firma über einen Personalbestand, je nach Saison, zwischen 50 bis 55 Mitarbeitern, aufgeteilt in 3 – 4 Tiefbaugruppen, 2 – 3 Belagsgruppen und 4 Allrounderteams. Das Tätigkeitsgebiet erstreckt sich auf den Grossraum Winterthur – Frauenfeld. Das Unternehmen ist mit modernsten Maschinen und Betriebsmaterialien ausgerüstet und erzielt einen Umsatz von 12 – 13 Millionen Franken. Die Brossi AG blickt zuversichtlich in die Zukunft. Die über 125 Jahre Erfahrung im Tief- und Strassenbau, langjährige gut ausgebildete Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und das Qualitätsmanagement nach ISO-Norm 9001 bürgen dafür. Ferner steht ein zweckmässiger Werkhof (seit 1988) und Büros (seit 1986) in Wülflingen zur Verfügung. Die Auftraggeber der Brossi AG sind zu 70% die öffentliche Hand, d.h. Bund, Kanton, Stadt Winterthur und diverse Gemeinden. Die restlichen 30 % setzen sich aus Industrie und vielen privaten Kunden zusammen.

Bibliografie

    Brossi AG, Baugeschäft

    • Einträge 1991–2010

      111 Jahre: Winterthurer Arbeiterzeitung 1993/222. - Weinländer Zeitung 1993/114 m.Abb.
      Arbeiter-Familie Benvegnu: NZZ 2000/20 S. 45 von Roland Beck.
      125 Jahre: Landbote 2007/166 1Abb.
      Italienische Wurzeln, schweizerische Zuverlässigkeit : Winterthurer Jahrbuch 2009 von Kathrin Bänziger und Michael Lio, m.Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
14.02.2022