Wirtschaft und Gastronomie

Bruno Stefanini

Immobilienbesitzer, Kunstsammler, 1924–2018

Über Bruno Stefaninis Leben ist wenig bekannt; er lebt zurückgezogen und gilt als medienscheu. Trotz seines Reichtums soll er jeweils in seinem Büro oder in einer seiner zahlreichen leerstehenden Liegenschaften übernachten. Nach eigenen Aussagen arbeitet er sieben Tage in der Woche.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
05.08.1924

Gestorben
14.12.2018


2004: Sulzer Hochhaus, Besetzung, Besitzer Bruno Stefanini vor dem Haus Foto: winbib, Marc Dahinden (Signatur FotDig_Lb_002-724)
Bruno Stefanini ist dem Namen nach eine in der Stadt Winterthur sehr bekannte Persönlichkeit. Man kennt ihn als Immobilien-Besitzer oder als Kunstsammler. Stefanini ist reich geworden während des Baubooms nach dem Zweiten Weltkrieg. Als Sohn eines aus der Lombardei eingewanderten Rohrlegers und späteren Wirts (Salmen in der Marktgasse) begann er seine Tätigkeit als Kunstsammler mit dem Erwerb von kleinformatigen Bildern des Malers Robert Zünd. Stefanini ist ein zurückhaltender Mann. Mit den Medien will er, wenn irgend möglich, nichts zu tun haben. Er ist ein Workaholic. Seit Jahrzehnten macht er keine Ferien und arbeitet auch am Sonntag. Zudem lebt er spartanisch, seine Kleidungen sind nicht die neuesten und modisten, sondern eher abgetragen. Die Öffentlichkeit scheut der Winterthurer Immobilienkönig und Kunstsammler Bruno Stefanini, der seinen 90. Geburtstag kaum gefeiert hat, seit Jahrzehnten wie der Teufel das Weihwasser.

Terresta Immobilien- und Verwaltungs AG

Stefaninis Unternehmen ist die Terresta Immobilien- und Verwaltungs AG mit Sitz in Winterthur. Es wurde 1940 gegründet. Der Hauptgeschäftszweck ist die Verwaltung und Bewirtschaftung von Liegenschaften. Wobei viele dieser Wohn- und Geschäftshäuser in seinem eigenen Besitze sind. Stefanini ist einer der grössten Wohnungsbesitzer in der Stadt und Umgebung. Seine Terresta beschäftigt ca. 50 Angestellte in den Bereichen Verwaltung und Bewirtschaftung, Baumanagement, Reparatur- und Unterhaltsarbeiten sowie Hauswartdienste. Die von der Terresta Immobilien- und Verwaltungs AG verwalteten Liegenschaften diverser Eigentümer befinden sich in Chur, Wittenbach, St. Gallen, Winterthur, Stäfa, Kilchberg, Zürich, Wallisellen, Glattbrugg, Wettingen und Grenchen. Ein Markenzeichen seiner Liegenschaften ist vielfach der mangelnde Unterhalt. Wenn diese Tatsache auch viel kritisiert wird, ist dazu auch die positive Kehrseite zu berücksichtigen. Viele Hunderte dieser Wohnungen stehen zu sehr günstigen Mietzinsen zur Verfügung. Aber es ist auch schon vorgekommen, dass die Stadtverwaltung die Terresta zwingen musste eine Liegenschaft zu renovieren, da sie eine Gefahr für die Umgebung darstellte. (Beispiel Haus „vordere Rotfarb“ an der Steinberggasse 1 in der Altstadt. (siehe separater Glossar-Eintrag „Häuser Steinberggasse 1 bis 5)). Das Gegenstück ist das Sulzer-Hochhaus. Stefanini kaufte das leer stehende, einst höchste Gebäude der Schweiz und rettete es damit vor dem Abbruch. Nachdem er es aufwändig saniert hatte, wurde es nach einer „Schonfrist“ zur Hälfte wieder an die Sulzer AG vermietet. Ein Abbruchobjekt in Wülflingen schenkte er grosszügig der Stadt und legte damit die Verantwortung für die Sanierung des denkmalgeschützten Objektes in die öffentliche Hand

Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte

Stefanini ist aber nicht nur ein „Häusersammler“. Seine Leidenschaft gehört der Kunst, der Kultur und der Geschichte (gegründet 1980). Er investiert ein Grossteil seines Vermögens in Kunstschätze, die er in seiner «Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte» verwaltet. Sie ist eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen der Schweiz und umfasst vier Schlösser (Grandson, Luxburg, Salenstein und Brestenberg), zahlreiche Kunstwerke und weitere Kuriositäten. Zu letzteren gehören u.a. der Rolls Royce von Greta Garbo, Sterbebett und Testament von Napoleon, Offiziersmütze, -mantel, -dolch und Taschenuhr von Generel Guisan, ein Kleid und ein Sonnenschirm von Kaiserin Sisi. Nur ein kleiner Teil dieser Sammlung ist öffentlich zugänglich. Der Wert der gesamten Sammlung wird auf über 500 Millionen Franken geschätzt.

Stefanini ist aber nicht nur ein „Häusersammler“. Seine Leidenschaft gehört der Kunst, der Kultur und der Geschichte (gegründet 1980). Er investiert ein Grossteil seines Vermögens in Kunstschätze, die er in seiner «Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte» verwaltet. Sie ist eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen der Schweiz und umfasst vier Schlösser (Grandson, Luxburg, Salenstein und Brestenberg), zahlreiche Kunstwerke und weitere Kuriositäten. Zu letzteren gehören u.a. der Rolls Royce von Greta Garbo, Sterbebett und Testament von Napoleon, Offiziersmütze, -mantel, -dolch und Taschenuhr von Generel Guisan, ein Kleid und ein Sonnenschirm von Kaiserin Sisi. Nur ein kleiner Teil dieser Sammlung ist öffentlich zugänglich. Der Wert der gesamten Sammlung wird auf über 500 Millionen Franken geschätzt. 2007 wurden rund hundert ausgewählte Bilder vom Schweizer Künstlern aus der Sammlung Stefanini im dritten Stock im Museum Oskar Reinhart gezeigt. Mit dieser Zusammenarbeit ist beiden Partnern gedient: Denn einerseits ist die steuerbefreite Stiftung verpflichtet, ihre Werke der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, was durch die Verzögerungen beim Bau von Stefaninis eigenem Museum zunehmend zu einem Problem wurde. Anderseits erfährt das Museum Oskar Reinhart durch die Leihgaben eine willkommene Aufwertung. Damals hiess es, dass eine langjährige Zusammenarbeit angestrebt werde. Es sollten weitere Ausstellungen mit Werken aus Stefaninis Beständen folgen. Diese Fortsetzung wartet bis heute. Allerdings folgte unter den Titel „Einblick in eine immense Schatzkammer - Sesam, öffne Dich! Anker, Hodler, Segantini... Meisterwerke aus der Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte“ 2014 eine Präsentation von Werken aus dieser immensen Sammlung im Kunstmuseum Bern. Daraus wurden über 140 Werke von Schweizer Künstlern präsentiert: Gemälde von Johann Heinrich Füssli und Arnold Böcklin, von Angelika Kauffmann, Alexandre Calame und Rudolf Koller, Giovanni und Augusto Giacometti, aber auch von Giovanni Segantini, Cuno Amiet und Félix Vallotton. Weiter wurden Höhepunkte von Albert Anker, wie etwa dessen bezauberndes Mädchen, die Haare flechtend und Ferdinand Hodlers vielschichtige Heilige Stunde, mehrere Arbeiten des Weltenbummlers Frank Buchser wie dessen General Sherman’s Party, bis hin zu Werken der Neuen Sachlichkeit von Adolf Dietrich und Niklaus Stoecklin gezeigt. Anschliessend wurde diese Ausstellung auch in der Fondation Pierre Gianadda in Martigny eingerichtet.

Am 14. Dezember 2018 teilte Bettina Stefanini mit, ihr Vater sei nach langer Krankheitszeit in seiner Altstadtwohnung gestorben. Stefanini war 1924 in Winterthur geboren worden; sein Vater war ein aus Italien eingewanderter Handlanger, der sich im italienisch-genossenschaftlichen Umfeld bewegte und es zu einigem Wohlstand brachte. Bruno Stefanini baute das Vermögen schnellaus und wurde zuerst zum grössten Immobilienbesitzer der Stadt und dann zu einem der grössten Kunstsammler der Schweiz. «Er war derjenige, der an Auktionen jeweils am meisten bot», sagt Matthias Frehner, der als damaliger Direktor des Kunstmuseums Bern Stefaninis Kunstsammlung zu dessen 90. Geburtstag zeigte. (Lb)

Bibliografie

    Stefanini, Bruno, 1924-2018, Kaufmann, Kunstsammler; Terresta Immobilien

    • Einträge ab 2011

      Lehmann, Paul: Stefanini kontra Binkert. 10 zu 2. In: „8400“ Altstadt, Jg. 34, Nr. 113 (2014). S. 3-4 m. Abb.
      Stadler, Livia: Wohnen im Winter. In: Coucou, Nr. 38 (2016). S. 8-15.
      Gisler, Silvan: Die unglaubliche Geschichte des Bruno Stefanini. Interview mit Buchautor Miguel Garcia. In: Coucou, Nr. 39 (2016). S. 32-35. m. Abb.
      Buschoer, Christian: "Ich habe meinen Vater vergöttert." In: Winterthurer Stadtanzeiger, Nr. 9, Jg. 91 (2016). S. 17. m. Abb.
      Rohner, Pablo: Das schwierige Erbe des Bruno Stefanini. In: Oberi Zytig, Nr. 12 (2019). S. 5. m.Abb.
      Störi, Fridolin: Nachruf auf Bruno Stefanini (1924-2018). In: Winterthurer Jahrbuch, 2020. S. 14-17. m.Abb.
      Grossmann, Elisabeth: Starke Frauen der Sammlung Stefanini - eine unbekannte Seite. In: Winterthurer Jahrbuch, 2020. S. 18-19. m.Abb.
      Hardmeier, Daniela: Jagdreiten, Geräteturnen, Wandern - eine Kaiserin sprengt die Konventionen. In: Winterthurer Jahrbuch, 2020. S. 20-21. m.Abb.
      Kunz, Christian; Studer, Dominic: Ein Rolls-Royce-Roadster - extravagant wie seine Besitzerin. In: Winterthurer Jahrbuch, 2020. S. 22-23. m.Abb.
      Grossmann, Elisabeth: Alice Bailly - eine kaum bekannte Schweizer Avantgardekünstlerin. In: Winterthurer Jahrbuch, 2020. S. 24-26. m.Abb.
      Nachruf. Bruno Stefanini. In: Winterthurer Jahrbuch, 2020. S. 199-200.
      Garcia, Miguel: Sie war die Frau an Bruno Stefaninis Seite. In: Der Landbote , Nr. 31 (2021). S. 3. m.Abb.
      Die Neuüberbauung wird konkret. Zypressenstrasse. In: Wulfilo, Nr. 2 (2023). S. 23. m. Abb.

      Einträge 1991–2010

      Kunstsammlung, Suche nach Lokal: Tages-Anzeiger 1998/189.
      Stefanini-Häuser. Verwaltung (Hausbesetzung General Guisanstrasse 31 ): Landbote 2000/191.
      Will seine Häuser sanieren (auch Schanzengarten): Tages-Anzeiger 2000/217.
      Abbruchliegenschaften: Landbote 2002/153.
      Brühlgartenstrasse 33, Hausbesetzung: Landbote 2003/63.
      Hodler in der Lotterbude: Facts 2003/51 von Karin Kofler und Thomas Buomberger, m.Abb.
      Steinberggasse 5, Hausbesetzung: Landbote 2005/149 1Abb.
      Häuser Steinberggasse. Sanierung; Verzögerung: Landbote 2006/18 1Abb.
      Stefanini will Phanom sein: Landbote 2006/99 von Reto Wäckerli, 1Abb., 105 Sonderbehandlung durch Stadt? m.Abb.
      Tages-Anzeiger 2008/38 S. 14 Der widerspenstige Sohn Winterthurs, von Niels Walter, 1Abb.
      "Katzenvilla" Elgg. Besetzung: Landbote 2008/243 m.Abb., 2009/29 1Abb., 93 Nutzung, 1Abb., 114 1Abb., 142, 144 m.Abb.
      Räumung: Elgger Zeitung 2009/69 1Abb.
      Wiederbesetzung: Landbote 2009/198 1Abb.
      Einzelinitiative Kantonsrat, Nutzung leerstehender Gebäude: Landbote 2009/225 m.Abb., 275 Stefanini zahlt Räumung, 1Abb.
      "Lex Stefanini" Gesetz gegen verlotterte Häuser: Landbote 2009/294, 2010/14. - NZZ 2009/294 S. 19.
      Ausflugsrestaurant Burg, Häuslenen: Landbote 2010/196 1Abb.

    Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte (SKKG, ehemals Stefanini-Stiftung)

    • Einträge ab 2011

      Sesam, öffne dich! Anker, Hodler, Segantini. Stiftung für Kunst, Kultur und Geschichte. Hrsg. Matthias Frehner u.a.. Kunstmuseum Bern, Bern, 2014. 309 S., ill.
      Stutz, Georg: Von der Begutachtung von Chuchills Wagen zu Flohmi-Schnäppchen und einem "Pferdetransport". In: Winterthurer Zeitung, Nr. 25 (2020). S. 7. m.Abb.
      Bucher, Gina: Barret's Circus - ein Zirkusmodell auf Reisen. In: Winterthurer Jahrbuch 2021. S. 76-81. m.Abb.
      Erstes Kultur Komitee gestartet. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 40 (2021). S. 15. m.Abb.
      Kunz, Anna: 22 Winterthurer*innen und 400'000 Franken. In: Coucou, Nr. 105 (2022). S. 32-37. m.Abb.
      Kunz, Anna: 21 Winterthurer*innen und 180 Kulturprojekte. In: Coucou, Nr. 106 (2022). S. 26-31.m.Abb.
      Stauffiger, Rahel: Das erste Kultur Komitee Winterthur. In: Winterthurer Jahrbuch 2022. S. 41-43. m. Abb.
      Stutz, Georg: "Diese Forderung sprengt den Handlungsspielraum." In: 84XO - Die neue Wochenzeitung, Nr. 9 (2023). S. 3. m.Abb.
      Stefanini-Stiftung richtet unabhängige Kommission ein. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 4 (2023). S. 11. m.Abb.
      Naef Binz, Claudia: Ein roter Brief für die Kultur. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 44 (2023). S. 9. m.Abb.
      Leuenberger, Ariel: Von ländlichen Schlössern zur Werkhalle in Oberwinterthur. In: Winterthurer Jahrbuch, 2023. S. 53-55. m.Abb.
      Naef Binz, Claudia: Ein Kaleidoskop der Kultur für Winterthur. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 17 (2024). S. 9. m. Abb.
      Wüstholz, Florian: Wer verdrängt hier wen? In: Coucou, Nr. 126 (2024). S. 16. m. Abb.
      Stutz, Georg: Grosses Interesse am Begegnungstag. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 22 (2024). S. 5. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Neues Museum beim Sulzer Hochhaus. Geplant: NZZ 2003/217 S. 59. - Landbote 2003/216 m.Abb.
      Interview Hans Michael Riemer, Stiftungsrechtsexperte: Landbote 2007/35 1Abb.-- Kunstmuseum Schaffhauserstrasse, Angebot Heuberger: Landbote 2007/282 1Abb.
      Aufbewahrung: aamiw 2007/109.
      Bilder ins Schloss Grandson? Unterirdisches Museum im Stadtpark? Landbote 2007/294, 295.
      Offener Brief Gemeinderat an Stadtrat: Landbote 2008/1.
      Bilder sollen in Winterthur bleiben, Absichtserklärung:Stadtrat: Tages-Anzeiger 2008/78 von Martin Gmür, 1Abb. [Winterthurer Dok. 2008/17]. - Landbote 2008/78, 119. - NZZ 2009/180 S. 41. - Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 2009.
      Stiftung, in: Sammeln & Bewahren : das Handbuch zur Kunststiftung für denSammler, Künstler und Kunstliebhaber / Franz J. Sladeczek ;Andreas Müller. Sulgen : Benteli, 2009. S. 191-194 m.Abb.

    Bösiger, Dora 1931-2021, Kaufmännsiche Angestellte und Chefsekretärin von Bruno Stefanini

    • Einträge ab 2011

      Garcia, Miguel: Sie war die Frau an Bruno Stefaninis Seite. In: Der Landbote , Nr. 31 (2021). S. 3. m.Abb.
      Kirchheim, Eva: Nachrufe. Dora Bösiger. In: Winterthurer Jahrbuch 2021/22. S. 178-179. m.Abb.

    Stefanini Liegenschaften Oberwinterthur

    • Einträge ab 2011

      Strehler, Remo: Aktuelles zu drei Oberwinterthurer Stefanini-Liegenschaften. In: Oberi Zytig, Nr. 238 (2021). S. 9. m.Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
15.02.2022