Verkehr und Infrastruktur
Busdepot Deutweg
Grüzefeldstrasse 35
1904 wurde an der Tösstalstrasse 86 ein Tramdepot mit Werkstatt errichtet. Es wurde in Etappen erweitert und mit einem Verwaltungsgebäude ergänzt. 2015 wird es ausser Betrieb gesetzt. Sämtliche Belange von Stadtbus Winterthur werden im erweiterten und renovierten Busdepot Grüzefeld, das am 1. April 1967 in Betrieb genommen worden ist und nun erweitert und renoviert wurde,konzentriert.
Adresse
Stadtbus Winterthur
Grüzefeldstrasse 35
8403 Winterthur
um 1923: Tösstalstrasse 86, Tramdepot Deutweg, Umbau von zwei Motorwagen zu Anhängern, Gottlieb Manz und Gottlieb Grob
Foto: winbib (Signatur 042460)
Zwischennutzung vor Neuüberbauung
Im Februar 2016 entschied das Baurekursgericht, dass auch das Verwaltungsgebäude erhalten werden muss. Dieses Haus wurde in den 1960er-Jahren durch Architekt Adolf Kellermüller erstellt. Die Stadt verzichtet auf einen Weiterzug. Somit ist der lange Rechtsstreit beendet. Die Planung für die Neuüberbauung unter Erhalt der beiden geschützten Gebäudeteile kann beginnen. Bis der Baubeginn (ca. 2020) stattfinden kann, folgt eine Zwischennutzung. Ab Juni 2016 werden in einer ersten Etappe gestaffelt 100 Asylsuchende einziehen. Analog des Asylheims Kirche Rosenberg wird ein erster Teil des ehemaligen Buseinstellhallen mit Holzhäuschen ausgerüstet. In diese können je 4 bis fünf Asylsuchende einziehen. Zuvor mussten die Hallen mit Installationen wie Heizungs- und Sanitäranlagen hergerichtet werden. Im Verwaltungsteil können weitere Infrastrukturräume wie TV-Raum, Spielzimmer und vor allem auch Unterrichtsräume untergebracht werden. Die Anlage kann bei Bedarf in weiteren Einstellhallen bis auf 300 Unterkunftsplätze erweitert werden.
Re: Sources (Kunstprojekt)
Noch ist die Planung, was aus dem alten Tramdepot neu entstehen soll, im Gange. Fest steht, dass die Kultur einen Platz in den über 100 Jahre alten Einstellhallen bekommen soll. Was vielleicht entstehen könnte zeigte sich im Spätsommer 2018. Während zwei Monaten trafen sich 15 Künstlerinnen und Künstler zum Projekt „Kunst im Depot“. Das ehemalige Winterthurer Busdepot im alten Zustand bildet während der Monate Juli und August den Rahmen für Begegnungen zwischen Künstlerinnen und Künstlern, wo Kunst entsteht und in Gesprächen künstlerische Recherchen und Methoden diskutiert werden. Während den letzten beiden Septemberwochen fand eine Ausstellung mit vor Ort geschaffenen Werken statt, die das kunstinteressierte Publikum anregen soll, sich am Diskurs über künstlerische Inspirationsquellen zu beteiligen.
Die Häuschen können bis zu fünf Personen beherbergen. In diesen Hallen sind auch Aufenthaltsbereiche eingerichtet. Wasch und Kocheinrichtungen stehen in Containern auf den Aussenplätzen zur Verfügung. Das Verwaltungsgebäude beherbergt Schulungs- und Mehrzweckräume. In der Asylunterkunft ist ständig (24-Stunden) eine Betreuungsperson anwesend. Zwei Hallen sind in Reserve. Sollte es notwendig werden, können dort nochmals Plätze für 100 Personen bereitgestellt werden.
Per Ende 2018 wurde die Asylunterkunft im alten Busdepot wieder geschlossen. Nach der Sanierung des Wohnheims Hegifeld und weil immer mehr Asylsuchende eine eigene Wohnung finden, war dieses Provisorium nicht mehr nötig.
Asylunterkunft
Bis das Projekt für eine Neuüberbauung des alten Busdepot unter Erhalt der geschützten Gebäudeteile baureif ist, schätzungsweise 2020, dienen die Räume als Zwischennutzung als Asylunterkunft. In einem ersten Schritt wurden anfangs 2016 zwei Hallen mit je 10 Häuschen ausgerüstet. Es sind die identischen Holzcontainer, die sich bereits in der Kirche Rosenberg zum selben Zweck bewährt haben.
Mit dem Bezug des erweiterten und renovierten Busdepots Grüzefeld im Verlaufe des Jahres 2015 werden das Busdepot und das Verwaltungsgebäude Deutweg überflüssig. Der Plan der Stadt war, alle Gebäude abzubrechen und das Areal für den Wohnungsbau zur Verfügung zu stellen. Nach langem hin und her (Einsprachen, Rekursen) einigt man sich 2015 den ältesten Teil der einstigen Tram-Einstellhalle und den Vorplatz unter Schutz zustellen. Die drei Wohnbaugenossenschaften, die das Areal im Baurecht überbauen wollen, sind damit einverstanden und haben ihr Bauprojekt entsprechend angepasst. Es wird eine Wohnüberbauung mit 110 Wohnungen entstehen. Die alte Halle wird darin als Quartierzentrum erhalten bleiben. Als Zankapfel bleibt noch die Erhaltungswürdigkeit des Verwaltungsgebäudes, das einst von Architekt Kellermüller errichtet worden ist. Soll auch dieses erhalten bleiben? Im Folgenden die lange Vorgeschichte:
Ein Vorentscheid war anfangs Juli 2013 gefallen. Die Stadt Winterthur hat mit der Heimstätten-Genossenschaft Winterthur, der Gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft Winterthur und der Genossenschaft für Alters- und Invalidenwohnungen eine Trägerschaft zur Realisierung eines urbanen, genossenschaftlich organisierten Wohn-Gewerbemixes auf dem Areal des heutigen Busdepots Deutweg gefunden. Zudem hat der Stadtrat beschlossen, auf die Anordnung für Schutzmassnahmen am jetzigen Gebäude zu verzichten. Das Bewerberteam HGW/GWG/Gaiwo plant auf dem Areal rund 100 Wohnungen zu realisieren, dies in enger Abstimmung mit den bereits bestehenden Liegenschaften im Quartier. Da der Bedarf an kleineren Wohnungen aufgrund der demographischen Entwicklung und der Tendenz zu Zwei-Personen-Haushalten in Zukunft steigen wird und das restliche Quartier bereits über einen hohen Anteil an Familienwohnungen verfügt, soll an dieser sehr zentralen, dafür etwas lärmbelasteteren Lage ein überdurchschnittlicher Anteil an Kleinwohnungen für Senioreninnen und Senioren, Paare und Einzelpersonen entstehen.
Zudem wird die Idee von Grosswohnungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Wohngemeinschaften ausgerichtet sind, geprüft. Das Busdepot Deutweg soll aber nicht nur ein Zentrum für Genossenschaften, sondern auch zum Zentrum für die Bevölkerung des aufstrebenden Mattenbach-Quartiers werden. Neben einem Gemeinschaftsraum, der von allen Quartierbewohnenden genutzt werden kann, prüft das Bewerberteam den Einzug eines Gastrobetriebs sowie die Schaffung einer Kindertagesstätte. Im Weiteren wird Raum für den von der Stadt geforderten Doppelkindergarten reserviert. Die restliche Gewerbefläche steht sowohl Kunstschaffenden als auch weiteren genossenschaftlich organisierten Unternehmen zur Verfügung.
Im Herbst 2013 kam eine Wende. Nachdem gegen den Abbruch der Bus-Einstellhalle, die als Betonskelettbau ein letzter Zeuge der Winterthurer Tramvergangenheit darstelle, ein Rekurs eingereicht worden ist, nahm die Stadt mit den Rekurrenten und den Genossenschaften das Gespräch auf. Gesucht wird ein Kompromiss. Kann das Bauvorhaben auch mit einer Erhaltung eines Teils der heutigen Überbauung trotzdem realisiert werden? Argumente der Abbruch-Gegner: Mit dem Abriss des alten Busdepots wird Winterthur ein wichtiges Stück Verkehrsgeschichte verlieren. Der Grundstein des Gebäudes wurde noch vor dem Ersten Weltkrieg gelegt. Am 31. Oktober 1914 wurde das in der damals hochmodernen Stahlbetonskelettbauweise errichtete Tramdepot eröffnet.
Für den Bau zeichneten die Winterthurer Architekten Fritschi & Zangerl verantwortlich. Mit der Eröffnung der ersten Trolleybuslinie im Jahr 1931 (Winterthur war nach Lausanne die zweite Stadt, die sich für dieses Verkehrsmittel entschied) wurde das Tramdepot umgebaut und erweitert. Eine zweite Erweiterung folgte 1959 mit dem Neubau des Verwaltungstraktes von Adolf Kellermüller; derselbe Architekt, der das inzwischen abgerissene Winterthurer Volkshaus erbaut hatte. Die Lage ist prädestiniert zum Wohnen. Sie ist durch den öV bestens erschlossen, Einkaufsmöglichkeiten und Schulen sind in nächster Nähe und die Altstadt ist, sei es zu Fuss oder per Velo im Nu erreichbar. Aber noch immer gibt es auch Kreise, die anderes wollen. „Auch das Verwaltungsgebäude ist erhaltenswert“, lassen sie vernehmen. Fortsetzung folgt!