Musik und Theater

Casino

Stadthausstrasse 119

Als Treffpunkt für Anlässe aller Art wurde das Casino 1862 errichtet. 1878 ging es an die Stadt über. Nachdem das Theater 1978 ins neue Theater am Stadtgarten zog, wurde die neue Zweckbestimmung Jahrzehnte lang diskutiert. Eine private Trägerschaft von Klein- und Kabarettkünstler um den Winterthurer Viktor Giacobbo erwarb das Haus und eröffnete nach einem Umbau 2002 das Casinotheater Winterthur.


Baujahr
1862


Adresse
Casinotheater Winterthur
Stadthausstrasse 119
8400 Winterthur
1867: Stadthausstrasse 119, Casino Foto: winbib (Signatur 025007_O)

Sportanlagen, Theater, Kino, Videotheken usw. helfen uns, die Freizeit zu gestalten. Im 19. Jahrhundert erfüllten Casinos, die Gesellschaftshäuser der Handelsherren, Gewerbetreibenden, Beamten und Künstler diesen Zweck. Nur diese rasch wachsende Bürgerschicht hatte überhaupt die Musse, um im Casino ins Theater zu gehen, Billard zu spielen, den Konzerten des Musikkollegiums zuzuhören oder im Lesezimmer eine von vierzig Tageszeitungen zu lesen. Als Treffpunkt für gesellige Anlässe ersetzte es die alten Zunftstuben. Bereits damals war die Schaffung von privaten Kulturzentren mit Problemen verbunden. Eine erste Casinogesellschaft ging, ohne ihr Ziel erreicht zu haben, wieder ein. 1860 entstand eine zweite, die das Casino baute. 1862 erstellte Baumeister Heinrich Meyer das Casino im italienischen Renaissancestil, wahrscheinlich nach modifizierten Plänen eines 20-jährigen Studenten.

Bereits 1878 wurde das Gebäude wegen fehlenden Interessens seitens der Aktionäre und Überstände im Betrieb an die Stadt verkauft. Nach dem Brand von 1934 setzte Architekt Franz Scheibler dem Gebäude ein Stockwerk auf. Der Ausbau des grossen Saales und des Zuschauerraumes ermöglichte noch bis zur Eröffnung des Theaters am Stadtgarten 1978 den Betrieb des Stadttheaters. Die künftige Nutzung war ein langes und verzweifeltes Suchen nach der besten (auch günstigsten) Lösung. Ein Glücksfall ergab sich dann nach einem höchstumstrittenem Renovationskreditbegehren (19,9 Mio.) für die Renovation und einen Umbau durch den Stadtrat im Jahre 1996.

Die Kabarett- und Kleinkunstszene der Schweiz scharte sich um Viktor Giacobbo und offerierte die käufliche Übernahme des traditionellen Hauses. Nach breiten Diskussionen und sogar einer Referendumsabstimmung, von skeptischen konservativen Bürgern lanciert, kam diese positive Wendung zu Stande. Das städt. Umbauprojekt wurde sistiert und das Haus an Giacobbo und Co. verkauft. Das Casinotheater in Winterthur wurde am 1. Mai 2002 eröffnet. Initianten wie Viktor Giacobbo hatten das lokalhistorisch wertvolle Casino mit dem Auftrag übernommen, das Gebäude zu sanieren und ohne Betriebssubventionen zu erhalten. Das erfolgreiche Engagement der Künstlergruppe wurde sogar mit dem Heimatschutzpreis 2003 öffentlich honoriert. Das Casino besteht aus zwei Bereichen- dem Theater und dem Gastronomiebetrieb.

Letzterer generiert, zusammen mit den Einnahmen aus Vermietung der Räumlichkeiten, der Organisation von Events sowie Sponsoring, rund drei Viertel des Budgets. Das Theater selbst zählt mit 250 Vorstellungen und einer durchschnittlichen Auslastung von 65 Prozent zu den erfolgreichsten Schweizer Kulturbetrieben. Juristisch betrachtet besteht das Kulturprojekt aus der Casino Immobilien AG mit Verwaltungsratspräsident Patrick Frey und der Casino Theater AG mit Verwaltungsratspräsident Viktor Giacobbo an der Spitze. Das einzigartige Konzept unterteilt das Aktienkapital in Künstler- und Förderaktien. Künstleraktionäre können das Programm in einem Beirat mitbestimmen. Zur Zeit sind 246 Aktionäre an der Casino Immobilien AG beteiligt, unter anderem namhafte Künstler wie Ursus & Nadeschkin, Franz Hohler oder Lorenz Keiser.

Bibliografie

    Casinotheater

    • Einträge ab 2011

      Hausheer, Lionel: Casinotheater: Ein Roboter rockt die Bühne. In: Winterthurer Jahrbuch, 2020. S. 52-55. m.Abb.
      Zumsteg, Lena: Daheim im Casinotheater. In: Coucou, Nr. 85 (2020). S. 32.
      Felix, Christian: Und trotz allem lacht man. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 8 (2022). S. 7. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Stier: Landbote 2002/124. - NZZ 2002/125.
      Comedy im Casino, Sendung SF DRS. Erste: Landbote 2002/104 1Abb.
      Sponsoring: Vorsorge im Unternehmen, Fachinformationen der Winterthur 2002/2 m.Abb.
      . -
      Erste Viktor-Verleihung: NZZ 2002/101 S. 44.
      Big Brother Award: Landbote 2002/252.
      Uraufführung Gardi Hutter: Landbote 2003/99 1Abb.
      1. Geschäftsjahr: Tages-Anzeiger 2003/68 [Winterthurer Dok. 2003/38].
      1. Betriebsjahr: Landbote 2003/86.
      Umstrukturierung: Landbote 2003/111.
      Aufführung "Walter Tell" von Patrick Frey: Landbote 2003/118,127 1Abb. - Tages-Anzeiger 2003/119.
      Künstlerischer Leiter. Wechsel: Landbote 2003/142. - Tages-Anzeiger 2003/143 1Abb. [Winterthurer Dok. 2003/94].
      Rückwärts verspielt: Heimatschutz 2003/3 von Marco Badilatti, m.Abb. - Tages-Anzeiger 2003/180 [Winterthurer Dok. 2003/89]. - Landbote 2003/252 1Abb.
      Stammpublikum: NZZ 2004/43 S. 55.
      Uraufführung "Sick men": Landbote 2003/222.
      Neuerkünstlerischer Leiter Paul Burkhalter: NZZ 2004/24 S. 51 1Abb. - Landbote 2003/161 1Abb., 2004/85 100 Tage, Interview, 1Abb.
      Eigenproduktion "Abdankung": Tages-Anzeiger 2004/127 1Abb. NZZ 2004/127 S. 54 1Abb.
      Paul Burkhalter: Landbote 2004/166 hinter der Fassade, 1Abb.
      Eigenproduktion "Holzers Peepshow": Tössthaler 2004/105 m.Abb. .-- Wechsel Direktor Paul Burkhalter anstatt Thomas Keel: Landbote 2004/304 1Abb.
      Benefiz-Gala zur Finanzierung eigener Produktionen: Tages-Anzeiger 2005/53. - Landbote 2005/67 m.Abb.
      Eigenproduktion "Wissen schafft": Landbote 2005/129 m.Abb. - NZZ 2005/129 S.39.
      Rote Zahlen 2004: Landbote 2005/135,136, 179 Sponsoren.
      Eigenproduktion "ein seltsames Paar": Landbote 2005/195 1Abb., 205 1Abb. - NZZ 2005/204 S. 50 1Abb.
      "Wirtschaft erkennt Wert nicht": Stadtblatt 2005/46 von Sarah Menzi.
      Nightwash: NZZ 2006/7 1Abb. --5 Jahre: Landbote 2007/99 m.Abb. - Tages-Anzeiger 2007/106 m.Abb. [Winterthurer Dok. 2007/18]
      Finanzen; gefährdet: Tages-Anzeiger 2007/130 [Winterthurer Dok. 2007/27].
      Premiere "Narzissen": Landbote 2007/121 1Abb., 137 1Abb.
      Uraufführung "Erfolg als Chance" von Viktor Giacobbo, Mike Müller und Patrick Frey: Tages-Anzeiger 2007/208 1Abb. [Winterthurer Dok.2007/34]. - Weltwoche 2007/39 1Abb.
      Prominente: Stadtblatt 2007/37.
      Bilanz 2007, erster Gewinn: Tages-Anzeiger 2008/101 1Abb.
      "Für die Deutschen" von Patrick Frey: NZZ 2008/202 S. 61.
      Rekord 2008: Landbote 2009/98.
      Eigenproduktion "Die Preisverleihung" von Joachim Rittmeyer und Patrick Frey: Landbote 2009/186, 199 m.Abb., 217 1Abb. -NZZ 20109/199 S. 51 1Abb.
      "Das Drama" mit Patrick Frey und Beat Schlatter: Landbote 2010/55 1Abb.

    Spielcasino in Winterthur

    • Einträge ab 2011

      Lokstadt wird Spielstadt. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 49 (2021). S. 7. m.Abb.
      Portmann, Sandro: "Es gibt kein anderes Industrie-Casino." In: Winterthurer Zeitung, Nr. 50 (2023). S. 5. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      Landbote 2006/286


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023