KMU und Gewerbe

Corti & Cie. AG, Baugeschäft

Klosterstrasse 19

Das Traditions-Baugeschäft Corti hat in Winterthur und Umgebung –und auch schweizweit-, unzählige Bauten verschiedenster Art erstellt und wird weitere kleine und grosse bauen. Das 1869 vom italienischen Einwanderer Giovanni Giuseppe Allesandro Corti (1836-1896) gegründete Unternehmen wird heute in den fünften Generation nach wie vor erfolgreich geführt und ist aus der Winterthurer Industriegeschichte nicht wegzudenken.


Gründungsdatum
1869


Adresse
Corti AG
Baudienstleistungen
Klosterstrasse 19
8406 Winterthur
2022: Corti AG in Töss Foto: winbib, Nadia Pettannice

Die italienischen Vorfahren kamen aus Breccia bei Como. 1799 kam Giovanni Domenico de Curti in die Schweiz und zwar nach Stabio im Tessin. Dort heiratete er Maria Margerita Torti. Aus dieser Verbindung entstand auch ein neuer Name. Sie nannten sich künftig nicht mehr Curti sondern Corti. Einem Urenkel dieser Cortis, Giovanni Giuseppe Alessandro Corti (1836-1896), wurde es in Stabio wieder zu eng. Er wanderte nach Mülhausen aus, wurde dort aber durch den Deutsch-Französischen Krieg wieder vertrieben. Nächste und bleibende Destination war nun Winterthur. Seit 1869 ist die Familie in Winterthur angemeldet und 1882 erhielten sie unentgeltlich das Bürgerrecht der Stadt. Er kam aber nicht alleine, sondern eine grosse Verwandtschaft folgte ihm. Das war seine Frau Luigia Croci-Torti-Pellegrini, seine beiden Söhne Domenico und Eduardo, Schwiegervater Battista Croci, seine Mutter „Ma Maria“ die Nichte Tonni, sein Bruder Constantin und dessen Tochter. Aber auch noch andere Leute aus Stabio, Helfer und Arbeiter, waren mit dabei. Dazu gehörte auch ein Vorfahr des späteren und legendären „Rössli“-Wirtes (an der heutigen Technikumstrasse) Bruno Perucchi. Die Assimilation schritt beim Familienvorstand rasch voran, bereits aus dem Elsass nahm er den neuen Vornahmen Jean mit in die Deutschschweiz. Nur Maria, seine Gattin, hatte Mühe, dass beide Söhne eine Protestantin heirateten.

Jean (Giovanni Giuseppe) Corti (1836-1896) gründete 1869 das Bauunternehmen. Als erster Auftrag zementierte er die Leitung Rikon-Winterthur für die Wasserversorgung der Stadt. Schnell folgten weitere Aufträge. Es war eine gute Zeit im grossen Aufschwung der Industrie, ein Bauunternehmen zu entwickeln. So enthielt die Liste seiner Spezialitäten folgende Eintragungen: „Erstellung von Dampfkesseln, Kesseleinmauerungen, Maschinenfundamente, Gasometergruben, Reservoire, Ofenbauten für Ziegeleien, Wuhrungen, Betons, Wasserleitungen, Backstein- und Cementarbeiten jeder Art“. Viele Kamine und Feuerungsanlagen tragen die Handschrift der Cortis. In Hegi wurde eine eigene Ziegelei gegründet, und seit 1883 war der Bauhof in der Grüze (heutiges Areal der Kehrichtverbrennungsanlage und des Discounters ALDI) angesiedelt. Als anerkannt fähige Spezialisten bauen Corti-Mitarbeiter über 100 Hochkamine in der Deutschschweiz. In Mülhausen und Feldkirch wurden Filialen unterhalten. Als Referenz an die „neue“ Heimatstadt bauten die Cortis das Fundament für den Aussichtsturm auf dem Eschenberg 1888/89 gratis. Viele Fabrikbauten, öffentliche Gebäude und Villen entstehen um die Jahrhundertwende durch die Baufirma Corti. So zum Beispiel das Stadthaus Winterthur, das Heiligbergschulhaus, Teile des Kantonsspitals, die Kläranlage, die Fabrikbauten (Rieter, Sulzer wie auch Textilfabriken im Tösstal) oder die Villen für Robert und Hans Sulzer, Reinhart-Schwarzenbach, Oskar Reinhart, Dr. Wolfer und andere mehr.

Nach dem Tod des Gründers 1896 übernahm dessen Sohn Heinrich Corti-Schwarz (1874-1947) die Leitung des Baugeschäftes, bis 1900 noch mit seinem Bruder Domenico zusammen. Ein anderer Bruder, Dr. iur. Robert Corti-Weber /1875-1964) präsidierte nach der 1939 erfolgten Umwandlung der Firma in eine Aktiengesellschaft deren Verwaltungsrat bis 1963. 1948 wird Hans J. Corti-Schneider (1903-1973) neuer Firmenchef. Er prägt den Nachkriegs-Aufschwung der Firma. Auf ihn folgte 1973 Hanspeter Corti-Stahel. Ein neuer Geschäftszweig, Steinhauerei und Kunststeinfabrikation, wird mit der Übernahme der Gebr. Häring in Winterthur eingegliedert. 1993 wird nicht nur die CORTI AG Zürich, sondern auch die CORTI PRAHA s.r.o. in Prag gegründet. Bis 2001 wird dieses ausländische Firmensegment gepflegt. Als Generalunternehmer saniert CORTI Praha unter der Leitung von Philippe Corti zahlreiche, zum Teil historische Bau- und Umbauobjekte in dieser Weltstadt. Anschliessend übernimmt Philippe Corti in 5. Generation die Leitung der CORTI GRUPPE. 2010 präsentiert sich die Corti-Gruppe gemäss ihrer Website wie folgt: Die vielseitigen Baumeister-Tätigkeiten sind gebündelt in der CORTI AG (physisches Bauen) und der CORTI Total Services AG (treuhänderisches Bauen). Die Firmen bilden die Standbeine der Gruppenaktivitäten. Sie sind eigenständig und unabhängig geführt. Die Mitarbeiter der CORTI AG sind Spezialisten für Umbau, Hochbau und Natursteinarbeiten. Das Team der CORTI Total Services AG setzt sich zusammen aus Profis der Bereiche General- und Totalunternehmung sowie Projektentwicklung. 2005 bezieht die CORTI AG einen neuen Werkhof und neue Büroflächen an der Klosterstrasse 19 in Winterthur-Töss. Die CORTI Total Services AG folgte an die Klosterstrasse 17.

Die Werkplätze

Unten links befindet sich das Werk- und Lagergebäude einst, in der Grüze, daneben das Bürohaus, rechts daneben der Lagerplatz. In der oberen Bildhälfte befindet sich die SBB-Station Winterthur-Grüze.

Bibliografie

    Corti AG, Baugeschäft

    • Einträge 1991–2010

      125 Jahre: Landbote 1994/139 m.Abb. - Weinländer Zeitung 1994/71. - Schw. Bauwirtschaft 1994/27 S.29 m.Abb.
      Betonpark: Landbote 1995/137 1Abb.
      Generationenwechsel: Landbote 1998/146.
      Italienische Wurzeln, schweizerische Zuverlässigkeit : Winterthurer Jahrbuch 2009 von Kathrin Bänziger und Michael Lio, m.Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
21.02.2022