Schmale Handtuch

Das «schmale Handtuch» ist eine Bar an der Turmhaldenstrasse in Winterthur. An ihrer Stelle stand im 13. Jahrhundert die Steigmühle. Die Ober-, Vögeli-, Steig-, Rieter-, Schlangen- und Teufelsmühle reihten sich an die Eulach und übernahmen im 13. Jahrhundert wichtige Aufgaben: Von der Nähe an die Eulach nutzten die Mühlen deren Wasserkraft, um ihr Getriebe zum Laufen zu bringen. Zudem füllte das Wasser der Eulach den schützenden Stadtgraben. Der Name Steigmühle geht vermutlich darauf zurück, da von ihrem Standort aus dem Aufstieg zum Heiligberg entgegengeblickt werden konnte. Die Mühlen gehörten zunächst dem Grafen von Kyburg. In den darauffolgenden Jahrhunderten wechselte der Besitz der Steigmühle unzählige Male. Diente die Steigmühle zu Beginn als Mühle, stand an ihrer Stelle im 19. Jahrhundert bereits ein Wohnhaus mit Anbau und Werkstätte, womit der Mühlebetrieb eingestellt wurde. 1897 eröffnete an dieser Stelle ein Wirtshaus mit dem Namen «zur Steigmühle».

Friedi «Fritzi» Maurer übernahm 1939 das Wirtshaus zur Steigmühle von ihrer Mutter und taufte dieses in «Mühle-Bar» um. Frau Maurer leitete die Mühle-Bar über Jahrzehnte hinweg mit vollem Engagement bis 1974 und danach mit Unterstützung von ihrem Sohn Thomy. Im Alter von 96 Jahren ist Friedi Maurer gestorben. Es kursieren unterschiedliche Geschichten über die Wahl des Namens für die Bar. Offiziell wird diese seit 1995 das «schmale Handtuch» genannt, innoffiziell nannten viele die Bar schon seit langer Zeit so. Wirtschaften "zum schmalen Handtuch" gab es  im deutschsprachigen Raum gegen Ende des 19. Jahrhunderts mehrere, so beispielsweise in Berlin. Damals servierte das Personal die Speisen nämlich mit einem um den Arm gewickelten schmalen Handtuch. Ob das Winterthurer «schmale Handtuch» auf diesen Brauch rückbezug nahm, oder doch ein abgebildetes Handtuch auf einem Gemälde die ausschlaggebende Inspiration für die Bennenung gab, bleibt bis heute ungeklärt. Feststeht, dass das «schmale Handtuch» für viele Winterthurer:innen aber auch über die Stadt hinaus seit Jahrzehnten ein Begriff ist. 

Im «schmalen Handtuch» gibt es wenig Platz aber dafür viel Gemütlichkeit. Bestimmt auch wegen des hauseigenen Drinks «Serpentin» hat das «schmale Handtuch» Bekanntheit erlangt. Der Serpentin hiess früher Rasputin, erhielt aber nach einem Namensstreit 2013 seine neue Bezeichnung. Das Rezept des Hausdrinks ist geheim. Vom Hörensagen oder aus eigener Erfahrung wissen einige, dass es ziemlich hochprozentig ist. Seit einigen Jahren kann man «de Serpi», wie das Getränk auch genannt wird, in verschiedensten Geschmacksrichtungen kaufen. Neben dem Hausdrink macht der über viele Jahre hinweg konstante Service, der mit Unverwechselbarkeit und Persönlichkeit der jeweiligen Barbesitzer:innen an den Tag gelegt wird, den Aufenthalt für die Einkehrenden zum Erlebnis.  

Der Landbote (Hrsg.): Frage & Antwort. In: Landbote, 07.03.2009, S. 15, m. Abb.
Der Landbote (Hrsg.): Jetzt gibt’s das schmale Handtuch ganz offiziell, in: Der Landbote, 19.08.1995, Nr. 190, S. 13, m. Abb.
Der Landbote (Hrsg.): Die alte Sage vom «Schmalen Handtuch», in: Der Landbote 13.07.1991 Nr. 159, S. 11. M. Abb.
Von Moos, Paul: Winterthurer Stadtbilder. Die Steigmühle, in: Der Landbote 30.05.1953 Nr. 122, m. Abb.