Aus dem Bildarchiv

Ein Labor für den Unterricht

Auf dieser Fotografie ist nicht etwa ein früher Prototyp eines Call-Centers abgebildet, sondern das Sprachlabor der Kantonsschule im Lee.


 Sprachlabor der Kantonsschule im Lee, um 1968.
Sprachlabor der Kantonsschule im Lee, um 1968.
Foto: winbib, Kantonale Denkmalpflege (Signatur: 037133)

An den nummerierten Plätzen, die mit Kopfhörern, Mikrofonen und einem Kassettengerät ausgestattet waren, übten sich Schülerinnen und Schüler in der französischen und englischen Aussprache sowie der jeweiligen Grammatik.

Die Erfindung des Sprachlabors geht auf den amerikanischen Psychologen Burrhus Frederic Skinner zurück und etablierte sich in Europa ab den 1960er-Jahren. Ein grosser Vorteil dieser Sprachlabore war, dass alle Schülerinnen und Schüler mithilfe der Tonbandübungen über die ganze Lektion hinweg autonom lernen konnten. Damit erhöhte sich die Sprech- und Übungszeit pro Person im Vergleich zum Frontalunterricht um das Zehnfache.

Ganz unbeobachtet waren die Lernenden allerdings nicht. Die Lehrpersonen konnten sich mithilfe ihres Kontrollpultes jeweils mehr oder weniger unbemerkt in die laufende Übung einklinken und entweder still mithören oder direktes Feedback geben. Die potenzielle Präsenz der Lehrpersonen im Nacken zu wissen und plötzlich von einer korrigierenden Stimme überrumpelt zu werden, sorgte bei manchen Übenden für permanentes Herzrasen. Es erstaunt nicht, dass das Sprachlabor auf der allgemeinen Beliebtheitsskala eher im unteren Bereich rangierte.

Mittlerweile haben die klassischen Sprachlabore an den meisten Schulen ausgedient oder wurden durch Computerarbeitsplätze ersetzt.



Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
08.07.2024