Politik

Elisabeth Studer-von Goumoëns

Frauenrechtlerin, Redakteurin, Krankenschwester (1878–1970)

Elisabeth Studer-von Goumoëns (1878–1970) wuchs im Schloss Worb in einer bernisch-waadtländischen Patrizierfamilie auf. Mit 24 Jahren verliess sie ihr ländliches Elternhaus, um sich an der neu gegründeten Schweizerischen Pflegerinnenschule in Zürich zur Krankenschwester ausbilden zu lassen. Dieser Schritt war aussergewöhnlich, war es doch für eine Tochter dieser Herkunft schlicht nicht vorgesehen, einen Beruf zu erlernen und auszuüben.


Sterbeort
Winterthur

Geburtsort
Bern

Geboren
14.11.1878

Gestorben
24.04.1970


Elisabeth Studer-von Goumoëns arbeitete zuerst als Krankenschwester im Kantonsspital Winterthur, später setzte sie sich als Redakteurin des «Schweizer Frauenblattes» für die Einführung des Frauenstimmrechts ein. 
Foto: winbib, Hermann Linck (Signatur FotSch_021-040)

Eine Patrizierin als Krankenschwester

Elisabeth Studer-von Goumoëns (1878–1970) wuchs im Schloss Worb in einer bernisch-waadtländischen Patrizierfamilie auf. Mit 24 Jahren verliess sie ihr ländliches Elternhaus, um sich an der neu gegründeten Schweizerischen Pflegerinnenschule in Zürich zur Krankenschwester ausbilden zu lassen. Dieser Schritt war aussergewöhnlich, war es doch für eine Tochter dieser Herkunft schlicht nicht vorgesehen, einen Beruf zu erlernen und auszuüben.

Der Wegzug machte jedoch vieles möglich. Im Kantonsspital Winterthur fand Elisabeth von Goumoëns nach der Ausbildung eine Anstellung als Krankenschwester und lernte dort ihren künftigen Mann Dr. med. Caspar Arnold Studer (1877–1949) kennen. Ab 1906 wohnte das Ehepaar an der St. Georgenstrasse 68, führte dort eine Arztpraxis und zog vier Kinder gross. Das Haus war ein offenes Haus, in dem sich auch namhafte Anhängerinnen und Anhänger des Friedensgedankens und der Ideen des Völkerbundes trafen. Während des Zweiten Weltkrieges diente es zudem als Refugium für junge polnische Flüchtlinge. Elisabeth Studer-von Goumoëns schien eine unendliche Tatkraft zu haben. Gemeinsam mit ihrem Mann gründete sie die städtische Tuberkulosefürsorge und engagierte sich in der Abstinentenbewegung. Ausserdem war sie als eine der ersten Frauen in der Winterthurer Kreisschulpflege Altstadt tätig.

Redakteurin im Kampf für das Frauenstimmrecht

Das Herzstück im Engagement von Elisabeth Studer-von Goumoëns war jedoch der Kampf für die politischen und wirtschaftlichen Interessen der Frauen. In Winterthur war sie Initiantin der Frauenhilfe, aus welcher später die Frauenzentrale hervorging. Von 1928 bis 1940 war sie im Vorstand des Schweizerischen Verbandes für Frauenstimmrecht aktiv. An der ersten Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (Saffa) 1928 hatte sie mit ihrem Lustspiel Wi der Herr Chräbs gmurbet het einen gesellschaftskritischen Auftritt. In ihrem Theaterstück ging es um das Frauenstimmrecht und um einen Frauenstreik, zu welchem die Schweizer Frauen auf der Bühne des Lebens bis anhin nie richtig den Mut gefunden hatten.

Nachhaltige Spuren hinterliess Elisabeth Studer-von Goumoëns schliesslich als Mitgründerin und Redakteurin der politischen Wochenzeitung «Schweizer Frauenblatt», dem Publikationsorgan der Schweizer Frauenbewegung. 1919 gehörte sie zum Initiativkomitee und prägte die Zeitung schliesslich als Mitglied des Vorstandes und der Redaktionskommission sowie als Präsidentin und übernahm 1945, als das Blatt plötzlich ohne Redaktion war, mit 67 Jahren kurzerhand den Posten als Redakteurin. Auch wenn viele Leserinnen und Leser ihre Feder als «recht spitz und scharf» empfanden, so wurde geschätzt, dass sie «in so entscheidender Weise die Rechte und Pflichten der Frau in der Öffentlichkeit zu vertreten wusste», wie Leserbriefen zu entnehmen ist. Das Frauenstimmrecht war dabei ein wichtiges Anliegen, das Studer-von Goumoëns als «eine natürliche Folge der grossen Veränderungen der Zeit» betrachtete, als «eine reine Frage der Gerechtigkeit», die schon lange hätte gelöst werden sollen. Mit einer guten Prise Humor beschrieb sie die Langsamkeit der Stimmrechtsbewegung 1951 mit dem schönen Bernerspruch: «Nume nid gschprängt – aber gäng hü.»

«Ende Feuer!»

Im Januar 1956 nahm Elisabeth Studer-von Goumoëns mit wenigen Worten Abschied von ihren Leserinnen und Lesern des Schweizer Frauenblattes. Ihr Artikel hiess «Ende Feuer!», danach legte sie altershalber ihr Geschütz nieder. 1970 verstarb sie 92-jährig, nur zehn Monate vor der Annahme des Frauenstimmrechts. Schade, dass sie sich an diesem Erfolg nicht mehr erfreuen konnte.


Benutzte Quellen und weiterführende Literatur:

Archive
Archives cantonales vaudoises (ACV), Dossier ATS Studer-Goumoëns De (Elisabeth)
Gosteli-Stiftung, Biografisches Dossier Nr. 5708, Elisabeth Studer-von Goumoëns
Sammlung Winterthur, Nachlass Elisabeth Studer-von Goumoëns


Literatur
Bachmann, Delia: «Von Tyrannen und Gretchen» in: Der Landbote, vom 06.02.2021
Studer-von Goumoëns, Elisabeth: Wi der Herr Chräbs gmurbet het. Luschtspiel i drei Szene, Bern 1928 
Zürcher, Regula: Von Frauen für Frauen: fünf Solidaritätswerke der Schweizer Frauenbewegung SAFFA 1928 – Saffa 1958, Luzern 1996.
Peyer, Anette: Zeitspiegel Frau Schweizer Frauenblatt. Geschichte und Entwicklung eines der ältesten Erzeugnisse der Schweizer Frauenpresse, Typoskript, Zürich 1990
o.a.: Im Gedenken an Elisabeth Studer-von Goumoëns, in: Der Landbote, 29.04.1970.

Bibliografie

    Elisabeth Studer-von Goumoëns 1878-1970

    • Einträge ab 2011

      Bachmann, Delia: Der lange Weg zum Frauenstimmrecht - Von Tyrannen und Gretchen. In: Der Landbote , Nr. 30 (2021). S. 2-3. m.Abb.
      Moeschlin, Katrin/ Pettannice, Nadia: Das Frauenstimmrecht. Befreiung oder Bedrohung? In: Winterthurer Jahrbuch 2021/22. S. 112-115. m.Abb.


Autor/In:
Kathrin Moeschlin
Letzte
Bearbeitung:
14.07.2023