Musik und Theater

Esse-Bar, Jazzlokal

2005, im Mai, hat das Jazz-Lokal „ESSE“ im SBB-Gebäude an der Rudolfstrasse seinen Konzert-Betrieb aufgenommen. Das Konzerthaus war originell in einem ehemaligen Werkstattraum eingerichtet und der Erfolg blieb nicht aus. Nach 15 Jahren auf und ab kam das Ende. Die SBB meldete Eigenbedarf an. Ein Neuanfang gelang im ehemaligen Zeughaus im Deutweg-Quartier. Seit dem 10. Oktober 2020 wird dort in neu eingerichteten und grösseren Lokal gejazzt.


Gründungsdatum
2005


Wie so oft im kulturellen Bereich ist die Gründung der „Esse“ der Initiative von privaten Idealisten zu verdanken: Den drei Jazzbegeisterten Koni Weber, Mandi Silberer und Dorothea Keiser. Treibende Kraft war Weber, Biologielehrer an der Kantonsschule und selber hochstehender Trompetist. Er und seine Mitstreitern empfanden es als Mangel, dass es in einer Stadt wie Winterthur kein einziges Jazz-Lokal gab, in welchem regelmässig Konzerte zu hören und erleben waren. Jazz-Veranstaltungen gab es zwar, unter anderem vom Verein „Jazz in Winterthur“ organisiert, doch waren diese oft nur an ein kleines bis kleinstes Publikum gerichtet und oft entsprechend schlecht besucht.

Auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten, stiessen sie auf die seit Jahren leer stehende ehemalige Schmiede der SBB ennet der Gleise gegenüber dem Bahnhofhauptgebäude – der ideale Ort inklusive Name waren gefunden: Die ursprüngliche Esse der SBB-Reparaturwerkstätte ist heute noch vorhanden und bildet das Cheminee des zentralen Konzertraumes. Das Konzept der drei Initianten und ihrer Freunde, die sich später zum Unterstützungsverein zusammenfanden, sah regelmässige – sprich: wöchentliche Konzerte im ungezwungenen Rahmen mit lokalen und bekannteren Jazzern und Musikerinnen vor. Zu hören war und ist praktisch das ganze Spektrum der Jazz-Stilrichtungen. Schon bald entwickelte sich das „kleine, aber feine Jazzlokal“ (wiederholte Einschätzung in diversen Zeitungsartikeln der Zürcher Presse) vom Geheimtipp zu einem eigentlichen Treffpunkt der regionalen Jazzszene.

Obschon die Gagen notgedrungen klein waren und sind, hatten und haben die Organisatoren nie Mühe, Künstler für die Auftritte zu finden. Das gilt heute noch: Zwei wöchentliche Jazzkonzerte (Donnerstag- und Freitagabend) und ein Folkabend (Sonntag), wobei statt Eintrittsgeld jeweils eine Kollekte organisiert wird. An den übrigen Tagen kann das Lokal auch für private oder Firmen-Veranstaltungen gemietet werden. Dass „die Esse“ auf ein treues Stammpublikum zählen kann, zeigt die Art und Weise, wie vor einigen Jahren die Anschaffung eines Flügels bewerkstelligt wurde: Über hundert Einzelpersonen trugen mit der Übernahme einer „Patenschaft für eine Klaviertaste“ zum Kauf bei. Das Engagement des Gründertrios wurde 2008 mit dem Preis der Winterthurer Kulturstiftung gewürdigt. Leider verstarben zwei der drei Initianten viel zu früh, Mandi Silberer 2008, Koni Weber sechzigjährig 2009. Der Betrieb wird heute dank viel ehrenamtlichem Engagement von Vereinsmitgliedern ermöglicht und aufrechterhalten. In den ersten zehn Jahren ihres Bestehens konnten die Esse-Verantwortlichen auf keine oder nur spärliche Unterstützung der öffentlichen Hand zählen. Ab 2016 wird das Jazzlokal neu einen städtischen Beitrag von 25‘000 Franken jährlich erhalten – die offizielle Anerkennung als unverzichtbare Winterthurer Kulturinstitution.

Text Jean-Pierre Gubler

Die „Esse“ war eingemietet in einem SBB-Gebäude an der Rudolfstrasse. Wegen Eigenbedarf hat diese der Esse per Herbst 2019 gekündigt. Das Haus soll abgebrochen und einer neuen SBB-Nutzung zugeführt werden. Die Suche nach einem Ersatz war nicht einfach. Doch zeichnete sich plötzlich eine Lösung ab. In den alten Zeughaus-Bauten, die einer weiten Kulturnutzung zugeführt werden sollen, bietet sich die Möglichkeit ein geeignetes Lokal zu mieten. Es muss aber für eine Konzertnutzung umgebaut werden. Über eine Million Franken mussten gesucht werden. Die Stadt, die Kanton (Lotteriefond) und viele Firmen und Private sind zur Stelle und unterstützen das neue Ziel. Der Umzug in eine neue Umgebung gelang. Am 10. Oktober 2019 spielte die erste Band vor grossem Publikum zum ersten Mal im „Zeughaus“ auf.

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023