KMU und Gewerbe

Eulachgarage AG

1908–2005

Die Geschichte der Eulachgarage AG geht zurück zur Velo- und Nähmaschinenfirma Denzler. Nach dem Tode von Denzler und vergrössert durch das Areal der ehemaligen Gross-Schlosserei Geilinger entwickelt sich dieses Unternehmen bis zur modernen Grossgarage. Im Jahr 2005 wurde die Eulachgarage mit jenem der Elite-Garage auf ihrem Areal an der Harzachstrasse zusammengelegt. Der Name der Firma lautet neu Ernst Ruckstuhl Elite AG. Das Areal an der Technikumstrasse wurde verkauft.


Fusion
2005

Gründungsdatum
1908


1931: Technikumstrasse 67, ehem Schlosserei Geilinger, später Eulachgarage Foto: winbib, Urheberschaft unbekannt (Signatur 050119_O)

Wo früher die Bauschlosserei Geilinger und die mechanische Werkstätte von Jakob Denzler ihre Gewerbebetriebe führten, an der Ecke Technikumstrasse/Lagerhausstrasse, entstand nach Denzlers Tod 1908 eine Autogarage, die Eulachgarage AG. Der Verwaltungsrat setzte sich aus bekannten Persönlichkeiten zusammen, nämlich Dr. Hans Sulzer, H. Ziegler-Sulzer, Gottlieb Geilinger, Robert Sulzer, A. Sulzer-Seifert und Georg Sulzer. Nebst dem Autohandel wurde auch der Velohandel von Denzler weitergeführt. Dieser Umstand erwies sich als Glückfall für das Unternehmen, denn während dem Ersten Weltkrieg kam der Autoverkehr in der Schweiz beinahe vollständig zum erliegen.

Ein Taxibetrieb und der Benzinverkauf in Blechkanistern halfen mit das Geschäft über Wasser zu halten. Nach dem Krieg hatte die AG vorm. Denzler ihr Aktienkapital auf die Summe von Fr. 100'000.- erhöht. Es waren zirka 10 Personen in dem noch kleinen Betrieb beschäftigt. Zum alten Denzlerhaus gesellten sich zwei neue Räume für Montage und Magazin. Im allgemeinen Wachstum der Stadt wurde nach und nach das ganze Areal überbaut. Die Werkstattgebäude dehnten sich über die Eulach und am Hügelhang gegen die Lagerhausstrasse aus. Die gute Lage des Geschäftes — an der grossen Ausfallstrasse nach Zürich und St. Gallen begünstigte die rasche Entwicklung der Tankstelle und des Garagenbetriebes. Es waren nun Einstellräume für ca. 60-70 Wagen vorhanden.

Langsam stieg der Umsatz im Autoverkauf. Neben den Marken wie Buick und Cadillac waren auch Fabrikate der günstigeren Preisklasse wie Overland und Ford beliebt. 1924 wurde die erste Benzinsäule aufgestellt. 1927 wurde das ursprüngliche Kerngeschäft, die Fahrradabteilung, aufgelöst. 1930 wurde die Liegenschaft Geilinger abgebrochen und Erweiterungsbauten durch den Architekten Völki erstellt. Im Flachdachstil entstanden moderne Ausstellungs- und Werkstatt-Räume. Als erste Schweizer Stadt hatte Winterthur 1932 Leuchtwegweiser eingeführt. Der Str assenverkehr wurde bereits zum Problem. Der Automobilclub der Schweiz (A.C.S.) und Touringclub Schweiz (TCS) setzten sich gemeinsam mit den Behörden für eine fortschrittliche Verkehrsordnung , aber auch für die Erziehung der Fahrer ein.

Einen Rückschlag in der Entwicklung verursachte ab 1939 der Zweite Weltkrieg. Die Eulachgarage nahm den Handel mit Holzgas, Holzkohle und Carbid auf. Es wurden auch Maschinen für die Zubereitung von Holzgas installiert. 1946 wurde in Töss bei der Krone und vis-à-vis dem Chilbiplatz eine Tankstelle eröffnet. Dieses neue Standbein entwickelte sich gut und es entstand die Tössgarage AG. Ein Jahr zuvor hatte die Eulachgarage die Vertretung der General-Motors-Werke aus Biel übernommen. Sie setzte sich erfolgreich für den Verkauf der bekannten Automarken Opel, Chevrolet und Vauxhall ein. 1958, dem Jahr des fünfzigjährigen Jubiläums, umfasste der Personalbestand der Eulachgarage und des Zweigbetriebes in Töss rund 65 Personen.

In der Folge zeichnete sich ab, dass die Tössgarage zusammen mit dem Hotel Krone dem Autobahnbau weichen musste. Man entschloss sich in der Grüze einen neuen Tochterbetrieb zu bauen. 1966 wurde die Elite-Garage an der Harzachstrasse eingeweiht. 1979 verkaufte die Eulachgarage erstmals über 1000 Neuwagen. Der Standort der Eulachgarage, früher eine optimale Lösung, kam unter Druck. Projektstudien unter Einbezug der Hölken-Liegenschaften wurden wieder fallengelassen. 1997 wurden verschiedene Umbauten vorgenommen, um den Standort Technikumstrasse attraktiver zu machen. Der Umsatz, vor allem beim Wagenhandel, blieb anhaltend rückläufig.

Angesichts der Opel-Probleme und der generell unbefriedigenden wirtschaftlichen Lage verschlechterten sich die Zahlen der Branche und somit auch der Eulachgarage laufend. Der immer wieder prognostizierte Aufschwung blieb aus. Neben den Unwägbarkeiten der neuen Wettbewerbsordnung blieb auch die Entwicklung des für die Eulachgarage so wichtigen Ersatzteilgeschäftes unklar. Es musste befürchtet werden, dass der Importeur den Ersatzteilhandel nur noch auf wenige regionale Händler in der Schweiz verteilen wollte. Der grösste Ersatzteil- und Opelhändler überhaupt war die Firma Ernst Ruckstuhl AG in Zürich mit dem zentralen Ersatzteillager im nahe von Winterthur gelegenen Kloten.

Gesamtschweizerisch betrachtet gehörte die Eulachgarage zu den grossen Opel-Händlern, unter den grossen war sie aber der kleinste. Die Überlebensfähigkeit allein war in Zukunft in Frage gestellt, der Verbund mit einer grösseren Organisation musste angestrebt werden. Die im Januar 2003 erstmals aufgenommenen Kontakte mit dem Geschäftsführer der Ruckstuhl-Gruppe, Martin Ruckstuhl, führten im September 2003 zum Abschluss des Verkaufsvertrages mit der Ernst Ruckstuhl Holding AG. Die Ruckstuhl-Gruppe übernahm den Betrieb der Eulachgarage an der Technikumstrasse, ohne das Land und den Betrieb, inklusive des Areals der Elite-Garage an der Harzachstrasse im Grüzefeld. Das Areal Technikumstrasse blieb vorläufig bei der Volkart Holding AG.

Mit grossem Tempo wurden die beiden Betriebe Eulachgarage AG und Elite-Garage AG ins neue Filial-System der Ruckstuhl-Gruppe integriert. Das Ersatzteilgeschäft wurde von der Elite-Garage zu Ruckstuhl nach Kloten gezügelt, eine logische Zusammenlegung, die viele Synergien brachte. Das Areal Technikumstrasse wurde von Volkart an die grosse Winterthurer Immobilienfirma SISKA Heuberger Holding verkauft. Neben Büros und Wohnungen im hinteren Teil wird als teilweiser Ersatz für das Parking auf dem Arch-Areal ein Parkhaus von knapp 300 Plätzen gebaut.

Ein weiterer Verbleib der Eulachgarage liess sich an diesem teuren Standort wirtschaftlich nicht mehr verantworten. Im Jahr 2005 wurde die Eulachgarage mit jenem der Elite-Garage auf ihrem Areal an der Harzachstrasse zusammengelegt. Der Name der Firma lautet neu Ernst Ruckstuhl Elite AG. Innert kurzer Zeit ist somit der alteingesessene Firmenname Eulachgarage AG verschwunden. Die praktisch neue Firma Ernst Ruckstuhl Elite AG wird sich am neuen Ort - mehrheitlich mit neuem Personal beim Kader und an der Front - ihren Platz unter den grossen Winterthurer Garagen neu erkämpfen müssen.

Bibliografie

    Garagen. Eulachgarage, Technikumstrasse 67

    • Einträge ab 2011

      Widmer, Urs: Eulachgarage AG (1908-2005). In: Dokumentation Urs Widmer, Firmen A-Z, Diverse Themen A-Z 17 S.

      Einträge 1991–2010

      Neubau: Landbote 1991/156 1Abb., 1993/93 1Abb., 1994/227, 268. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1991/156 1Abb., 1992/228 m.Abb. - NZZ 1991/158 S. 43 1Abb. - Schweizer Ingenieur und Architekt 1991/29 m.Abb.
      Umbau; neue Leitung: Tages-Anzeiger 1999/214. - Landbote 1999/252 m.Abb.
      Kauf durch Andreas Reinhart: Landbote 2002/290 1Abb. - Tages-Anzeiger 2002/292 1Abb.
      Verkauf: durch Volkart Holding: Landbote 2003/170
      Werkstattschliessung. Zukunft ? Landbote 2004/59.
      Parkplätze für Arch-Areal: NZZ 2004/229 S. 57, 280 S. 55, 281 S. 57. - Landbote 2004/281. - Stadtblatt 2004/48.
      Rekurse: Landbote 2005/124 m.Abb., 169.
      Hochschule für Gesundheit? NZZ 2006/9 S. 55.
      Neubau: Chance vertan: Landbote 2008/146 von Ulrich Scheibler, 1Abb.
      Geschichte. Als das Auto fahren lernte (Eulach- und Tössgarage Zürcherstrasse, Elitegarage): Winterthurer Jahrbuch 2009 von Diethelm Geilinger, m.Abb.

    Technikumstrasse 71, Geschäftshaus Eulachpassage, ehemals Eulachgarage

    • Einträge 1991–2010

      Parkplätze für Arch-Areal: NZZ 2004/229 S. 57, 280 S. 55, 281 S. 57. - Landbote 2004/281. - Stadtblatt 2004/48.
      Rekurse: Landbote 2005/124 m.Abb., 169. --ZHAW, Hochschule für Gesundheit? NZZ 2006/9 S. 55.
      Neubau: Ein gelungenes Bauwerk: Winterthurer Zeitung 2008/37 m.Abb. - Chance vertan: Landbote 2008/146 von Ulrich Scheibler, 1Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
23.02.2023