Natur und Pärke

Eulachkanal

Das Stadtflüsschen Eulach wird im Bereich der Altstadt durch einen 650 Meter langen Tunnel geführt. Beim Sulzer-Hochhaus kommt die Eulach wieder ans Tageslicht und fliesst weiter Richtung Wülflingen der Töss entgegen.


Baujahr
1910


1989: Eulachkanal, Technikumstrasse 61 (links) Foto: winbib, Urheberschaft unbekannt (Signatur 050673)

Die Winterthurer Eulach verschwindet heute bei der Bar „Schmales Handtuch“, nach dem Unterqueren der Turmhaldenstrasse, in einen 650 Meter langen unterirdischen Tunnel. Dieser wurde in den Jahren 1910 bis 1912 von der Stadt und der SBB erbaut. Nötig wurde er durch die veränderten Verhältnisse am Arch- und Bahnhofplatz. Die verschiedenen Mühlen, die das Eulachwasser anzutreiben hatte, waren Ausserbetrieb. Somit waren der Kanal und das Wehr überflüssig und bei Niedrigwasserstand zur stinkenden Kloake geworden. Auch der zunehmende Strassen- und Bahnverkehr erforderte am Bahnhofplatz neue Verbindungen. Nicht zu vergessen war auch der Hochwasserschutz.

Die Lösung war einen Eulachkanal zu bauen. Mit der Tieferlegung und der Eindolung wurde auch die Möglichkeit zur Unterkellerung der entsprechenden Häuser und für einen Platz (Archplatz) geschaffen. Die Eulach selber wurde zugeschüttet und auf dem ehemaligen Bachbett die Eulachstrasse (heute Technikumstrasse) gebaut. Die Durchlaufkapazität für das Wasser von ursprünglich 48 Kubikmetern pro Sekunde wurde 1986/87 auf 80 Kubikmeter pro Sekunde erweitert. Diese Werte entsprechen den jeweiligen Dimensionierungswassermengen. Da die Kapazität von 80 Kubikmetern pro Sekunde den heutigen Dimensionierungsereignissen (100- resp. 300-jährliches Regenereignis) nicht genügen, droht bei einem Jahrhundertregen die Überschwemmung weiter Teile der Altstadt.

Das Schadenpotential wird auf 400 Millionen Franken geschätzt. Der Kanton Zürich sah sich zum Handeln gezwungen. In Oberwinterthur, in der Hegmatten, wird nun für knapp 33 Millionen Franken ein Hochwasserrückhalteraum gebaut. Sollte die Eulach einmal ein Jahrhunderthochwasser führen, wird dieser Wasserfluss bereits in Hegi gedrosselt und die Abflussspitze wird in dieses Auffangbecken umgeleitet. Der Eulach-Kanal ist begehbar. Eine Besichtigung ist nicht gestattet, bzw. kann nur mit geführten Gruppen durchgeführt werden. Dies vor allem, weil auf die Witterung und die aktuellen Wasserstände geachtet werden muss.

Die Eulach kann bei einem starken Regenereignis innerhalb einer halben Stunde zu einem reissenden Gewässer werden. Winterthur Tourismus hat diesen „Spaziergang“ in seine Eulachführung eingebaut. Mit den richtigen Schuhen und einer Taschenlampe ausgerüstet, durchschreitet man die Winterthurer Unterwelt. Der Abstieg in diesen Graben beginnt hinter dem Technikum. Dann geht es weiter auf einem schmalen Streifen dem Tunneleingang entgegen. Dieser ist sechs Meter breit und bis zu vier Meter hoch. Es ist kühl aber nicht kalt. Nur das Rauschen des Wassers ist zu hören und manchmal ein „Achtung schliefrig“ eines Führungsteilnehmers. Es geht aber auch nicht ohne Stufen und schräge Ebenen.

Die unterirdische Eulach führt unter dem neuen Gebäude der ZHAW (früher Eulachgarage) hindurch. Im Foyer hat es im Boden ein Fenster, durch welches man direkt das fliessende Wasser der kanalisierten Eulach sehen kann (Bild dazu in der Bildergalerie). Und natürlich sieht man auch die Besucherkarawane auf dem schmalen Bord neben dem Wasser. Dieser Weg führt weiter unter dem Bahnhof hindurch. Fährt ein Zug durch den Bahnhof hört man ihn rattern und donnern. Nach dem Neuwiesenzentrum und der ehemaligen Sulzer-Bürohäuser unterquert man noch die Neuwiesenstrasse und erblick direkt neben dem Sulzer-Hochhaus wieder das Tageslicht. Als Dessert ist noch ein Wasserhindernis auf Stangen zu überwinden. Ein steiler Treppenpfad bringt alle Wagemutigen wieder trocken auf die Strassenhöhe zurück.

Bibliografie


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
02.03.2022