KMU und Gewerbe

Eulachpassage, Areal Eulach-Garage

Technikumstrasse 67

An der Technikumstrasse 67 befand sich die traditionelle Eulachgarage. Zuvor wurde das Areal industriell genutzt. Auf diesem Gelände entwickelte sich das Unternehmen Geilinger ab 1891 von der einfachen Schlosserei zum führenden Stahlbau-Unternehmen. 1928 zügelte Geilinger in die Grüze. Darauf expandierte die Eulach-Garage.


Adresse
Technikumstrasse/Lagerhausstrasse
8400 Winterthur
1931: Technikumstrasse 67, ehem Schlosserei Geilinger, später Eulachgarage. Kreidelithografie von Fritz Bernhard Foto: winbib, Fritz Bernhard (Signatur FotFol_002-041)

An der Technikumstrasse 67 befand sich die traditionelle Eulachgarage. Sie gehörte letztlich der Ruckstuhlgruppe, die den Garagen- und Tankstellenbetrieb mit der bestehenden Elite-Garage AG im Ohrbühl 2005 zusammenlegte. Das Eulachgarage-Areal wurde für eine Neuüberbauung an die Siska Heuberger Holding AG weitergegeben. Im Herbst 2008 wurde der Neubau durch die ZHAW bezogen. Das Departement Gesundheit dieser Fachhochschule nutzt diese Räume für die Ausbildung der Berufe in Pflege, Physiotherapie und Ergotherapie sowie zur Hebamme. Ein Parkhaus mit 286 Plätzen, als teilweiser Ersatz für das Archparkhaus, entstand im hinteren, an den Heiligberg grenzenden Arealteil. Der bestehende Bürotrakt im mittleren Teil wurde aufgestockt. Am Ort der einstigen Tankstelle und der Ausstellungshalle an der vorderster Front entstand ein repräsentativer Hochbau.

Schlosserei Geilinger 1931

Die einst traditionelle Eulachgarage geht auf Jakob Denzler zurück. Er betrieb um die Jahrhundertwende 1900 ein Velo- und Automobile-Geschäft. Seine Firma befand sich neben der Schlosserei Geilinger an der Technikumstrasse. Hatte Denzler zuvor nur Velo und Nähmaschinen verkauft und repariert, arbeitete er sich mit dem Aufkommen des Autos in diese Technik ein. Bald bot er seine Dienste auch als Chauffeur und Reparateur an. 1908 verstarb Denzler unerwartet und hinterliess den Erben seinen Betrieb ohne Fachmann. Schlossermeister Gottlieb Geilinger, der im Nebenhaus, eine von seinem Vater Abraham 1845 gegründete Bauschlosserei betrieb, nahm sich der Sache an. Als Gemeinde- und Kantonsrat hatte er die nötigen Beziehungen und Fachkenntnisse, um Geldgeber für die Übernahme des Denzlerischen Betriebes zu finden. Per 1. Juni 1908 nahm die „AG vormals J. Denzler“, Velohandlung und Garage, ihre Tätigkeit wieder auf. Das Aktienkapital von 40'000 Franken zeichneten Dr. Hans Sulzer, Heinrich Ziegler-Sulzer, Robert Sulzer, Georg Reinhart und natürlich Gottlieb Geilinger.

Nach wie vor blieb aber das Velogeschäft die dominierende Branche, war und blieb doch das Velo vorerst das wichtigste Fortbewegungsmittel. Während dem ersten Weltkrieg war Autofahren überhaupt kein Thema mehr. Nach Kriegsende wurde ein Taxidienst aufgenommen, erfolgreich wurde auch der Occasionshandel und der Benzinverkauf. Auch wurde das Aktienkapital erhöht und das Unternehmen wurde zur Eulachgarage AG. Mit der guten Lage der Garage entwickelte sich die Firma und langsam stieg der Umsatz des Automobile-Verkaufs. Buick, Cadillac, Overland und Ford hiessen die Automarken. Ab 1925 kam der Automobilismus in Fahrt. 1924 wurde die erste Benzinsäule aufgestellt und 1926 wurde eine Liegenschaft in der Grüze (heutiger Standort der Ernst Ruckstuhl Elite AG) gekauft.

Dort entstand ein Grosslager für Benzin und andere Brennstoffe mit direktem Gleisanschluss. 1929 wurde das einstige Kerngeschäft mit Velos eingestellt. 1930 entstand auf dem einstigen Areal der Schlosserei Geilinger, die in die Grüze umgezogen war, ein neuzeitlicher Erweiterungsbau. Die Bauleitung hatte der bekannte Winterthurer Architekt Lebrecht Völki inne. Mit einer offenen gedeckten Tankstelle und grosszügigen Ausstellungshallen mit Schaufenstern bekam die Strassenkreuzung ein neues Gesicht. Damit standen dem modernen Garagenbetrieb auch Reparaturwerkstätten, Pneu- und Ersatzteillager und andere nötige Einrichtungen zur Verfügung.

Nach den Rückschlägen während des Weltkrieges wurde 1946 in Töss als Anbau an die ehrwürdige Krone der Autoservice Klosterbrücke, später Tössgarage AG eröffnet. Der Betrieb fiel später dem Autobahnbau zum Opfer. 1945 übernahm die Eulachgarage die Vertretung der General-Motors-Werke in Biel mit den Automarken Chevrolet, Opel und Vauxhall. 1958, im Jubiläumsjahr des 50-jährigen Bestehens, bot das Unternehmen 65 Stellen an. 1965 wurde in der Grüze die Elite-Garage in Betrieb genommen, denn das Autogeschäft blühte. Zum 75-Jahrejubiläum im Jahre 1984 wurde ein Neu- und Erweiterungsbau an der Technikumstrasse eingeweiht. 1998 erfolgte eine weitere bauliche Erweiterung des angestammten Garagebetriebes. Der Mitarbeiterbestand stieg auf gegen 100 Personen, davon 20 Auszubildende. Der konsolidierte Umsatz betrug zirka 55 Mio. Franken.

Die 40 Aktionäre, die meisten noch Nachfahren der Gründer, verkauften ihre Anteile bis 2002 der Volkart Holding, um kürzere Entscheidungswege für nötige Neuausrichtungen zu gewinnen. Trotzdem sanken die Umsatzzahlen. War der Standort in den Gründerjahren erfolgsversprechend, wurde er in der jetzigen City eher zur Hypothek. Man suchte den Anschluss an eine grössere Organisation und fand ihn 2003 mit der Ernst Ruckstuhl Holding AG. Sie war die grösste Ersatzteil- und Opelhändlerin mit Sitz in Zürich. Die Ruckstuhlgruppe zog sich kurz darauf auf das Areal der „Elite“ an der Harzachstrasse in der Grüze zurück. Somit war der Weg für die Neuüberbauung frei.

Ein ausführlicher Bericht über die Geschichte der Eulachgarage von Diethelm Geilinger, dem letzten Betriebsführer vom 1999 bis 2003, ist im Winterthurer Jahrbuch 2009 zu finden.

Bibliografie

    Technikumstrasse 71, Geschäftshaus Eulachpassage, ehemals Eulachgarage

    • Einträge 1991–2010

      Parkplätze für Arch-Areal: NZZ 2004/229 S. 57, 280 S. 55, 281 S. 57. - Landbote 2004/281. - Stadtblatt 2004/48.
      Rekurse: Landbote 2005/124 m.Abb., 169. --ZHAW, Hochschule für Gesundheit? NZZ 2006/9 S. 55.
      Neubau: Ein gelungenes Bauwerk: Winterthurer Zeitung 2008/37 m.Abb. - Chance vertan: Landbote 2008/146 von Ulrich Scheibler, 1Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023