Mit der Einführung des Proporzwahlsystems auf kantonaler Ebene im Jahr 1916 wurde die Grundlage gelegt, kleineren Parteien eine Chance auf Gehör und Vertretung in den Parlamenten zu geben. Das nutzten christlich gesinnte Menschen im Kanton Zürich. Sie gründeten eine eigene Partei und nahmen 1917 erstmals an den Kantonsratswahlen teil. Auch in Winterthur gab es eine Gruppe von Männern, die eine lokale Evangelische Volkspartei gründen wollten. Diese bestand aus einem Weinhändler, einem Rahmen- und Spiegelfabrikanten und vier Gemeinschaftspastoren. Bei den Gemeinderatswahlen des 1922 neu geschaffenen «Grosswinterthurs» nahm die EVP erstmals teil und konnte auch gleich einen Sitzgewinn verbuchen. Der erste Gemeinderat war der Blaukreuzfürsorger Eugen Schwalm. Lange blieb die Vertretung der EVP im Gemeinderat klein, bis 1966 schwankte sie zwischen ein bis drei Personen. Erst ab 1974 wurde sie zu einer eigenen Fraktion, mit dem Höhepunkt in der Zeit von 1986 bis 1990, als die EVP mit sechs Gemeinderätinnen und -räten zusammen mit der CVP drittgrösste Partei im Gemeinderat war. Erstmals 1972/73 konnte die EVP mit dem Alkoholfürsorger Paul Meyer auch das Präsidium des Grossen Gemeinderats übernehmen. Von 2002 bis 2010 konnte eine EVP-Vertreterin, Maja Ingold, einen Stadtratssitz belegen. Während diesen acht Jahren stand sie dem Departement Soziales vor. Die eher rechts der Mitte politisierende Partei gelang es anschliessend nicht mehr mit ihrem populären Kandidaten Nik Gugger den Stadtratssitz zu halten.