Kunst und Kultur
Fotografendynastie Linck
Während dreier Generationen, von 1864 bis 1949 haben sechs Fotografen der Familie Linck in Winterthur und Zürich fotografiert. Im Auftrag von gehobener Kundschaft haben sie alles abgelichtet, was das damalige bürgerliche Sittenbild darstellte.
Geburtsort
Hausen ob Verena (Würtenberg)
Geboren
23.02.1831
Gestorben
10.07.1900
um 1880: Johann Linck, 1831-1900, Fotograf
Foto: winbib (Signatur 170340)
Die Geschichte der Lincks ist eine interessante Erfolgsstory einer deutschen Einwanderer Familie. Drei Söhne des Salpetersieders Philipp Linck-Sauter (1786-1848) verliessen ihren Heimatort Hausen ob Verena im Würtenbergischen. Die materielle Not war in jenen deutschen Gegenden so stark, dass zu jener Zeit geradezu eine Massenauswanderung, vor allem nach Übersee, stattgefunden hat. Die drei Brüder Johann (1831-1900), Philipp (1835-1888) und Jakob (1838-1893) gelang der Sprung in die Schweiz. Sie schafften in der neuen Heimat den Aufstieg vom mittellosen Einwanderer zum angesehenen Bürger. Der zweitälteste dieses Dreigestirns, Philipp, wurde Bauführer an verschiedensten Orten der Schweiz. Der Jüngste, Jakob; betrieb eine mechanische Werkstätte in St. Gallen.
Der Älteste, Johann, schlug seine Zelte ab 1863 definitiv in Winterthur auf und wurde Fotograf. Er war vorerst Geschäftspartner des Fotografen Ulrich Güttinger bis er 1864 ein eigenes Fotoatelier an der St. Georgenstr. 38 (später Jakobstr. 4) eröffnete. Das war der Grundstein der Fotografendynastie Linck. Sie waren während drei Generationen die Salonfotografen des Schweizerischen Bürgertums.
Mit dieser Auftragsfotografie entstand ein Spiegel der Winterthurer und Zürcher Gesellschaft. Es waren Strassenzüge und Plätze, Einzelhäuser, Städte von Anhöhen aus, Villen und Zimmer darin, öffentliche Gebäude, Industriehallen und deren Produkte, im besonderen Lokomotiven, Menschen (Firmenbesitzer, Familien sowie auch Angestellte und Arbeiter) als Einzelportrait, Paaraufnahmen, Gruppen, Familienbild, Vereinigungen, Schulklassen, Belegschaften, Vereine und vieles mehr das die Lincks zu Bildchronisten ihrer Zeit machten. Die nüchterne klare Bildersprache, nicht speziell sondern normal, also eine pedantische Sachlichkeit prägten diese Fotografien. Nur in Nuancen sind die Arbeiten der einzelnen Lincks zu erkennen.
Der Heirat mit Pauline Isler (1844-1930) im Jahre 1865 entsprangen die zwei Söhne Hermann (1866-1938) und Ernst (1874-1963). Beide wählten ebenfalls den Beruf eines Fotografen. Hermann übernahm 1894 das Geschäft des Vaters und Ernst betrieb von 1900-1917 mit Cousin Philipp (1862-1921), Sohn des Bauführers Philipp Linck, in Zürich an der Uraniastrasse 9 ein Foto-Atelier. Anschliessend war sein eigenes Geschäft an der Rämistrasse 3.
Hans Linck-Gugolz (1902-1949), Sohn des Hermann, war der Vertreter der 3. Generation, der das väterliche und grossväterliche Atelier in Winterthur führte. Sein Cou-Cousin Max P. Linck (1898-1974) war Fotograf und Kunstmaler. Sein Wirkungskreis blieb in Zürich. Der frühe Freitod von Hans Linck war zugleich das Ende des Ateliers in Winterthur und der Fotografen-Dynastie. In einer Bildergeschichte von 70 Fotografien schildert Hermann Linck mit Aufnahmen von 1900 bis 1912 das Wohnen und Leben der Familie Salomon Volkart in der Villa Wehntal (1930 für den Bau des Unfall-Verwaltungsgebäudes an der heutigen General-Guisan-Strasse abgebrochen). Für viele weitere Angaben zu den Lincks und viele Fotodokumente beachte man den Bildband: „Die Fotografendynastie Linck in Winterthur und Zürich“ von Irma Noseda(Stadtbibliothek Winterthur 914.434)