Ernst Constantin Jung war kein Winterthurer. Er wurde 1841 in Basel geboren und absolvierte mit 17 eine Lehre als Maurer und Steinhauer, bildete sich aber daneben schulisch weiter. Schliesslich wurde er 1861 von seinem Lehrmeister, dem Basler Architekten Rickenbach, zum Studium nach Berlin geschickt. Die Konfrontation mit den dortigen, miserablen Wohnverhältnissen der einfachen Bevölkerung (er steckte sich selber zwei Mal Cholera an), prägte den jungen Architekten fürs Leben, weshalb seine späteren Arbeitersiedlungen bereits einen relativ hohen Komfort aufweisen werden. Im Berliner Architekturbüro von Professor Adler fand er nach Abschluss seiner Studien eine erste Arbeit als Bauführer. Ab 1867 leitete er für Friedrich Wilhelm von Rütte aus Mülhausen der Bau Villa Bühler-Egg an der Lindstrasse in Winterthur, wo er sich offenbar so wohl fühlte, dass er 1869 als erster, akademisch ausgebildeter Architekt der Stadt ein eigenes Büro eröffnete. Jung baute in Winterthur innert weniger Jahre ein grosses, persönliches Netzwerk auf; denn er war nicht nur umtriebig und vielseitig interessiert, er war auch gesellig. In der Politik und in sozialen Institutionen und engagierte er sich genauso, wie im musischen Bereich. Er war unter anderem Mitglied des grossen Stadtrats, der Hülfsgesellschaft, der Nationalbahn-Kommission, ausserdem Mitbegründer der Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser GEbW und der Schweizerischen Unfallversicherungsgesellschaft. Jahrelang sass er im Vorstand des Musikkollegiums sowie des Winterthurer und des Schweizerischen Kunstvereins. Fast ist man versucht zu sagen, dass er „daneben“ ein gut ausgelastetes Architekturbüro leitete und Familienvater war. Und wie wenn das noch nicht genug wäre, pflegte er auch noch ein Hobby: er war leidenschaftlicher Cellospieler… In Winterthur baute Jung Herrschaftsvillen, Fabrikgebäude, Reihenhäuser für den Mittelstand, Arbeitersiedlungen und prägte mit seinem Schaffen das Erscheinungsbild der damaligen Stadt ganz wesentlich. Denn obwohl ihr das Nationalbahndebakel wirtschaftlich zusetzte, stand Winterthurs Industrie damals in voller Blüte, was zu einem rasanten Bevölkerungswachstum führte. Bis 1905 baute Jung zwei Drittel aller Arbeiterhäuser – aber auch aller Villen - im Kerngebiet der Stadt. Das Logenhaus Akazia gilt als geistiges Vermächtnis seines Architekten Ernst Constantin Jung, der sich ab 1872 mit der ihm eigenen Energie auch als Freimaurer engagierte: schon zwei Jahre nach der Aufnahme war er Meister vom Stuhl – also Präsident der Loge Akazia, zehn Jahre später Grossmeister und damit höchster Freimaurer der Schweiz.