Zwei Jungen rutschen im Januar 1977 die verschneite Freitreppe des Stadthauses herunter. – Ja darf man denn das? Wird der ehrwürdige Tempel der Demokratie durch solch profanes Treiben nicht entweiht? Aber gewiss nicht! Und das pompöse Hauptportal des Stadthauses öffnet sich ja nur für ganz besondere Anlässe; Konzert- und andere Besucher des Hauses müssen sich mit den wesentlich bescheideneren Nebeneingängen begnügen.
Der Frevel, den diese beiden jungen Rabauken begehen, liegt an einem anderen Ort. Und um ihn zu erkennen, muss man den Schlitten des eben herabrutschenden Jungen genau anschauen: Es ist – sein Schulthek. Und zwar das klassische Tornister-Modell mit Kuhfellbesatz und den schmalen Tragriemen, die in die Schultern einschnitten, wie es in jenen Jahren alle Jungen besassen (während die Mädchen ein etwas feineres Modell in rot oder blau gefärbtem Leder mit einer kürzeren Klappe trugen).
Wir wollen gar nicht wissen, wie die Schulbücher und -hefte im Thek nach diesem Höllenritt ausgesehen haben und auch nicht, was sich die Jungen später zu Hause anhören mussten. Gewiss sind sie heute gestandene Bürger, und vielleicht liegt ihr Thek sogar noch irgendwo im Estrich herum.