Zeitgeschichte
Gasexplosion in Oberwinterthur
Während zwei Monteure mit Leitungsarbeiten in einem Reiheneinfamilienhaus beschäftigt waren, ist es am 5. Dezember 1991 in der Birchermüesli-Siedlung zu einer heftigen Detonation gekommen. Eine Hausbewohnerin und ein Monteur konnten nur noch tot aus den Trümmern der vier stark beschädigten Häuser geborgen werden. Der zweite Monteur wurde schwer verletzt.
1991: Kirschenweg 6, Hauseinsturz nach Gasexplosion
Foto: winbib, Marc Dahinden (Signatur FotDig_Lb_003-340
Schwere Gasexplosion erschüttert das Birchermüesliquartier
Knapp vor 12 Uhr am 5. Dezember 1991 kam es im Haus Kirschenweg 6 in der legendären Siedlung genannt „Birchermüesli“-Quartier zu einer Gasexplosion. Zwei Monteure des Gaswerkes Winterthur waren im Keller dieses Hauses mit Arbeiten beschäftigt. Offenbar wurden die Gasleitungen zu früh wieder in Betrieb gesetzt, was die Detonation ermöglichte. Dass es sich um eine Gasexplosion gehandelt hat, galt als sicher, nachdem im Quartier kurz nach dem lauten Knall um 11.52 Uhr ein Gasgeruch festgestellt wurde. Bekannt ist auch, dass zu diesem Zeitpunkt zwei Monteure der städtischen Gasversorgung im Haus am Kirschenweg 6, wo sich die Explosion ereignete, mit Leitungsarbeiten beschäftigt waren. Für die damit zusammenhängenden technischen Fragen wurde ein Gasexperte auf den Schadenplatz gerufen.
Das Haus mit der Nummer 6 wurde durch die heftige Explosion völlig zerstört. Hier konnte schon am frühen Nachmittag einer der beiden Monteure mit Hilfe von Hebekissen und hydraulischen Geräten aus den Trümmern geborgen werden. Er war laut dem Winterthurer Feuerwehrinspektor Josef Baumgartner bis hinauf zur Brust eingeklemmt und stand unter Schock, war aber noch ansprechbar. Zwei weniger schwer verletzte Personen befanden sich in den beiden links und rechts angebauten Häusern, welche ebenfalls unbewohnbar geworden sind, wie auch das rückwärts angebaute Wohnhaus am Pfirsichweg 5. Lange Zeit war nicht klar, wie viele Menschen sich in den Häusern aufgehalten hatten. Als sich aber kurz nach dem Beginn der Rettungs- und Bergungsarbeiten die Vermutung erhärtete, dass sich unter den Trümmern noch mindestens zwei Personen befinden, wurden Katastrophenhunde aufgeboten.
Diesen gelang es. die unter der riesigen Schuttmasse begrabenen Menschen zu lokalisieren. Im Verlaufe des Nachmittags konnten die Retter nach unermüdlichem Wegräumen der Trümmer schliesslich eine Person bergen, allerdings nur noch tot. Nach 18 Uhr fanden sie auch den zweiten Monteur, ebenfalls erdrückt. Rund hundert Mann der Winterthurer Berufsfeuerwehr, des Piketts und der Oberwinterthurer Kompanie standen im Einsatz, ferner mehrere Dutzend Beamte von Stadt-und Kantonspolizei, Sanitäter und Ärzte sowie rund 20 Männer des Zivilschutz-Nothilfezuges. Sie mussten sich auch um die vielen Menschen aus der Nachbarschaft kümmern, die einen Schock erlitten hatten oder um ihre verletzten oder vermissten Freunde und Angehörigen bangten. Die Zivilschützer sorgten sich zudem auch um die obdachlos gewordenen Personen. Die Polizei sperrte das Quartier kurz nach dem Alarm ab. Weil zunächst Gas ausgeströmt war, wurde die Bevölkerung aufgerufen, auf keinen Fall ein Feuer zu entfachen. Die traurige Bilanz dieses tragischen Ereignisses ergab zwei Todesopfer (ein 45-jähriger Monteur des Gaswerkes und eine 42-jährige Hausbewohnerin), vier verletzte Personen sowie ein Sachschaden von rund zwei Millionen Franken. Die beschädigten bzw. zerstörten Häuser wurden durch deren Besitzerin, der Heimstätten-Wohnbau-Genossenschaft wieder eins zu eins aufgebaut. Das Ergebnis der Untersuchungen über die Ursache der Explosion bzw. über eine Schuldfrage wurde nie veröffentlicht. Es muss aber davon ausgegangen werden, dass die verantwortlichen Monteure die Gasleitung zu früh in Betrieb gesetzt hatten.