Grosskonzerne

Gebendinger & Hoerni

1902–1958

1904 nahm Ulrich Gebendinger in Oberwinterthur seinen Fouragebetrieb auf und produzierte fortan im grossen Stil Futtermittel für Pferde. 1916 stiess sein Schwiegersohn Ernst Hoerni zur Firma. Unter seiner Leitung wurde Gebendinger & Hoerni in der Schweiz zum führenden Fouragebetrieb.


Gründungsdatum
1902


Johann Ulrich Gebendinger-Steiner, 1853-1938
Foto: winbib Albert Bosshard (Signatur 171287)

Kindheit, Jugendzeit und erste berufliche Erfolge

Johann Ulrich Gebendinger kam am 24. Oktober 1853 als ältester Sohn eines Kleinlandwirts in Neftenbach zur Welt. Nach der Primarschule arbeitete er einige Zeit auf dem Betrieb der Eltern bevor er in Wülflingen eine Lehre als Bäcker machte. Anschliessend ging er mehrere Jahre auf Wanderschaft. Nach seiner Rückkehr heiratete er und eröffnete 1877 im Tösstal eine Bäckerei mit Wirtschaft. Um seine Kundschaft vergrössern zu können zog er 1882 nach Winterthur, wo er wegen der guten Qualität seiner Backwaren und seinem Weinangebot bekannt wurde. 1900 musste er seinen Beruf wegen einer Berufskrankheit aufgeben und sich neu orientieren.

Einstieg ins Fouragegeschäft

Gebendinger beschloss sich mit der Produktion von Heu bzw. Häksel selbstständig zu machen. Viele Fuhrhaltereinen, deren Aufgabe es war Transporte mit Pferd und Wagen anzubieten, hatten Bedarf an geschnittenem, sortiertem und entstaubten Heu, dem sogenanntem Häksel zur Fütterung ihrer Pferde. 1902 erwarb Gebendinger am Reitweg eine leerstehende Scheune und richtete darin seinen Betrieb ein. Die Nachfrage nach Häksel stieg in den Jahren darauf stetig an und Gebendinger suchte nach neuen Räumlichkeiten für seinen Betrieb. In Oberwinterthur fand er gegenüber dem Bahnhof ein geeignetes Areal. Hier war bereits eine Zufahrtsstrasse vorhanden und einen Gleisanschluss gab es auch. Bereits 1904 war das Betriebsgebäude nach neuesten Standards gebaut und die ersten Häksellieferungen konnten zum Transport direkt auf die Bahnwagen verladen werden.

Aus Gebendinger wird Gebendinger & Hoerni

1916 heiratete die Tochter von Ulrich Gebendinger, Emma Gebendinger (geb. 1891), Ernst Hoerni (1881-1966), aus Unterstammheim. Er war Kaufmann und hatte in seinem Beruf Erfahrung im In- und Ausland sammeln können. Unter seiner Leitung wurde das Geschäft ausgebaut und war bald schon führend in der Fouragebranche in der Schweiz. Als nach dem 1. Weltkrieg der motorisierte Transport aufkam und Pferd und Wagen durch Motorlastwagen ersetzt wurden, brach die Nachfrage nach Pferdefutter stark ein. Insbesondere die Motorisierung der Bergpostbetriebe senkte den Verbrauch an Häksel stark. Die Firma stellte in der Folge auf Ersatzprodukte um. Neben der Produktion von Raufutter für Schweine und Geflügel produzierten Gebendinger & Hoerni nun auch verschiedene Strohartikel wie Strohhülsen für den Versand von Wein und Spirituosen in Flaschen, Strohmatten für Treibhäuser und den Obstversand, Strohseile für Verpackungszwecke oder Frostschirme, die als Schutz der Reben gegen Frühjahrsfröste eingesetzt werden konnten.

Harte Zeiten

Am 2. August 1925 entzündete sich in der Firma Gebendinger & Hoerni ein Heustock selber und der ganze Betrieb brannte mitsamt der maschinellen Einrichtung und dem Warenlager ab. Innert kürzester Zeit wurde der ganze Betrieb wieder aufgebaut und bereits 1926 waren alle Abteilungen wie die Heuschneiderei, die Kleemüllerei, die Heu- und Strohpresserei und die Strohverarbeitung wieder betriebsbereit. 1938 starb Gebendinger im Alter von 85 Jahren und Ernst Hoerni übernahm den Betrieb alleine. Ein weiterer harter Schlag für die Firma war der Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Nach dem Krieg konnten aber trotzdem alle maschinellen Einrichtungen an die neusten technischen Anforderungen angepasst werden.

Hoernis Wirken in der Öffentlichkeit

Neben der Leitung des Betriebs engagierte sich Hoerni im Grossen Gemeinderates und kandidierte 1939 als Mitglied der demokratischen Partei für den Nationalrat. Hoerni trat auch in der Öffentlichkeit als engagierter und initiativer Macher in Erscheinung. 1946 gründete er mit Gleichgesinnten die Saalbau-Genossenschaft Oberwinterthur und wurde deren erster Präsident. Zudem war er ein guter Schütze, den man oft  in den Kreisen der Schützengesellschaft oder im Armbrustschützenverein Oberwinterthur antraf. 1966 starb Ernst Hoerni-Gebendinger. 

Benutzte und weiterführende Literatur

Hoerni-Gebendinger, Ernst: J.U. Gebendinger. Gebendinger & Hoerni. E. Hoerni-Gebendinger. Winterthur, 1961.

Nachlass

Fotos, Briefe und weitere Dokumente der Familie Gebendinger-Hoerni befinden sich in der Sammlung Winterthur

Bibliografie

    E. Hoerni-Gebendinger, Heu- und Strohhandel, Heuschneiderei, Oberwinterthur

    • Einträge ab 2011

      Briner, Karin: Oberi aus dem Bildarchiv. In: Oberi Zytig, September 2022. S. 6. m. Abb.

      Einträge 1991–2010

      In: Roedelberger, Franz A.:Tierwelt Europas : erlebte Natur in 280 Bildern / von FranzA. Roedelberger und Vera I. Groschoff. - Bern : BuchverlagVerbandsdruckerei, 1961. - 232 S. : Ill.Enthält: Gabe an die Geschäftsfreunde der Firma Gebendinger& Hoerni, von Ernst Hoerni. 4 S. : Ill.


Autor/In:
Karin Briner
Letzte
Bearbeitung:
16.09.2022