Wirtschaft und Gastronomie

Georg Gottfried Volkart

Kaufmann, 1850-1928

Geo Gottfried Volkart war der einzige Sohn Salomon Volkarts. Er hatte zwei Schwestern, nämlich Lilly verheiratet mit Theodor Reinhart und eine zweite, verheiratet mit August Ferdinand Ammann.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
10.04.1850

Gestorben
29.01.1928


Georg Gottfried Volkart (1850-1928), genannt Geo, war zusammen mit zwei Schwägern Inhaber der bedeutenden Welthandelsfirma Volkart Brothers mit Niederlassungen in Winterthur und Bombay. Er heiratete Molly Ammann von der Seeburg in Kreuzlingen und erwarb 1907 das Schloss Seeburg von seinem Schwager August Ferdinand Ammann 1850-1924. Die Pläne für den historischen Umbau 1879/80 dieses Schlosses hatte der Winterthurer Architekt Ernst Jung (1841-1912) erarbeitet. Georg Gottfried Volkart war durch eine seiner Schwestern auch verschwägert mit Theodor Reinhart aus Winterthur, der von 1879 bis 1919 Teilhaber der Firma war und das Unternehmen zusammen mit seinen Söhnen Georg, Werner und Oskar später zum grössten Handelshaus der Schweiz machte. Geo Volkart hatte drei Söhne und drei Töchter mit seiner Frau, die bereits starb, als ihre jüngste Tochter vier Jahre alt war. Zweifellos schwächte es die Stellung der Familie in der Firma, dass auch die drei Söhne und potentiellen Nachfolger schon im Kindesalter verstarben. Jedenfalls trat der Vater nach dem Erwerb der Seeburg als Teilhaber der Gebrüder Volkart AG zurück. Später vererbte er die Seeburg an seine drei Töchter Nanny Wunderly-Volkart (1878-1962), Elisabeth Aman-Volkart (1888-1966) und Marguerite Bühler-Volkart (1897-1987). Durch den frühen Tod der Mutter ergab es sich, dass Nanny, die Älteste an ihren Schwestern, die um zehn und 19 Jahre jünger waren als sie, auch Mutterstelle versah. Die Schwestern hatten ihren Wohnsitz im Kanton Zürich und verbrachten mit ihren Familien lediglich die Sommerferien im Schloss am Bodensee. Ihre Verbindungen jedoch zu diesem Landsitz, sind so intensiv und vielfältig, dass Kreuzlingen und damit der Kanton Thurgau ruhig ein wenig vom Glanz dieser Frauen für sich beanspruchen dürfen. Von ihnen hat 1958 die Stadt das Schloss samt Park erworben, nachdem die Stimmbürger mit einem Zufallsmehr von lediglich 28 Stimmen dem Kauf zugestimmt hatten. Unkonventionalität und Eigenständigkeit zeichneten die Schwestern Volkart aus. Eigenschaften, die damals in ihren Kreisen spektakulär genug gewesen sein mochten, obwohl die Frauen die ihnen durch Herkommen und Heirat abgesteckten Grenzen nie überschritten. Ihr Anderssein gegenüber Standesgenossinnen wurzelte in der Freiheit der Gedanken. In aller Stille besetzten diese Frauen geistiges Terrain und machten es für sich urbar: Nanny Wunderly–Volkart führte während sieben Jahren einen bedeutenden Briefwechsel mit dem Dichter Rainer Maria Rilke. Briefe von ihm brachte die Post auch auf die Seeburg. Elisabeth Aman-Volkart verfasste -zum grossen Teil in einem Turmzimmer der Seeburg- den bemerkenswerten, in der literarischen Welt beachteten Roman „Das Vermächtnis“. Die Jüngste betätigte sich als Biogärtnerin avant la lettre. Überhaupt waren alle drei Frauen leidenschaftliche Gärtnerinnen. Mireille Wunderly, die in Zürich und Rom lebende Enkelin der Ältesten, erinnert sich, dass unter den drei Schwestern beinahe ein freundschaftlicher Wettstreit um den schönsten Garten bestand. Die Erinnerungen an das Schloss, wo sie unvergessliche Ferien verbrachten, sind bei den Nachkommen der drei Schwestern immer noch gegenwärtig. Dies geht aus den Erzählungen von Veronika von Stockar-Bühler hervor, der jetzt hoch betagten Tochter der jüngsten ehemaligen Schlossbesitzerin. Das Familienarchiv befindet sich heute bei Charles Wunderly in Küsnacht, Kanton Zürich, dem Bruder von Mireille Wunderly. Lebhafte Erinnerungen an die Seeburg haben ebenfalls der in Frankreich lebende Sohn Thomas Aman und der Enkel Georg Aman. Die Seeburg und der sie umgebende Park sind ein Wahrzeichen Kreuzlingens, auf das die Stadt zu Recht stolz ist. Wenn nun das Jubiläum festlich begangen wird, soll auch der letzten Besitzerinnen gedacht und ihr Wirken gewürdigt werden.

Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
11.02.2022