Kunst und Kultur

Giorgio Wolfensberger

Fotograf, 1945–2016

Giorgio Wolfensberger war ein (Winterthurer) Fotograf, Filmschaffender und Ausstellungsmacher. 1973 wanderte Wolfensberger nach Città della Pieve in Umbrien aus, wo er als Landwirt, Fachlehrer für Agritourismus und weiterhin als Fotograf arbeitete. 2018 würdigte ihn Urs Stahel, der ehemalige Direktor des Fotomuseums Winterthur, mit dem Fotoband «Giorgio Wolfensberger – Foto Povera».


Geburtsort
Zürich

Geboren
10.07.1945

Gestorben
02.01.2016


Giorgio Wolfensberger, 1995 Foto: winbib, Urheberschaft unbekannt (Signatur: 173134)

Ausbildung

Giorgio (Jürg) Wolfensberger kam am 7. Oktober 1945 in Zürich zur Welt und ist in Winterthur aufgewachsen. Er machte bei der Gebrüder Sulzer AG eine Lehre als Industriefotograf, eine Ausbildung, die damals unter Fotografen ein hohes Ansehen hatte. Gerade weil sie so präzis, aber auch so vielfältig war, galt sie einst als umfassendste und interessanteste Ausbildung zum Fotografen. Giorgio Wolfensberger lernte in dieser Zeit nicht nur das Handwerk der Porträtfotografie – Arbeiter und Angestellte wurden jeweils bei ihrem Ein- und Austritt porträtiert –, sondern auch die präzise Ablichtung von Kleinteilen und Details, ebenso wie die Architekturfotografie, wenn es galt, eine riesige Fabrikhalle von innen und von aussen zu fotografieren. Auf die Lehre folgte ein Filmarbeitskurs an der der Schule für Gestaltung in Zürich und die Ausbildung zum Regisseur bei der Zürich Film.

Wahlheimat Umbrien

1973 wanderte Giorgio Wolfensberger nach Italien aus und lebte zusammen mit seiner Frau Margarete Berg auf einem kleinen Bauernhof in Città della Pieve. Nach seiner Auswanderung arbeitete er als Landwirt und verdiente daneben seinen Lebensunterhalt mal da und mal dort mit Fotoaufträgen, u.a. für die umbrische Regierung als fotografischer Mitarbeiter für die Regionalplanung.

(Nach)wirken in Winterthur

Den Kontakt zu Winterthur hat Giorgio Wolfensberger in der Wahlheimat Umbrien nie ganz verloren. Zusammen mit Urs Stahel, dem Leiter des Fotomuseums Winterthur 1993–2013), gab er den Fotoband «Industriebild – der Wirtschaftsraum Ostschweiz in Fotografien von 1870 bis heute» heraus, der 1994 erschienen ist. Fürs Fotomuseum Winterthur kuratierte er 1995 eine Ausstellung über die Winterthurer Fotografendynastie Linck mit und recherchierte 2004 zusammen mit seiner Frau für die Ausstellung «Im Rausch der Dinge – Vom funktionalen Objekt zum Fetisch in Fotografien des 20. Jahrhunderts».  

Auch Winterthur hat den «Wahlitaliener» Giorgio Wolfensberger nicht vergessen, 1995 würdigte ihn das «Kunsthaus an der Römerstrasse 165» zu seinem 50. Geburtstag mit einer Einzelausstellung und zeigte Bilder aus seinem 30-jährigen Schaffen. Und rund 300 Fotografien, die er als junger Fotograf im Winterthur der 1960er- und frühen 1970er-Jahre gemacht hat, sind ins Bildarchiv der Sammlung Winterthur übergegangen.


Benutzte und weiterführende Literatur

Urs Stahel (Hg.), Giorgio Wolfensberger – Foto Povera, Zürich 2018
Giorgio Wolfensberger, Urs Stahel (Hg.), Industriebild – der Wirtschaftsraum Ostschweiz in Fotografien von 1870 bis heute, 1994
Kathrin Gebert-Kuhn, Der Fotograf und «Späher», in: Landbote Nr. 205, 1995

Bibliografie


Autor/In:
Regula Geiser
Letzte
Bearbeitung:
08.11.2022