Architektur

Gottfried Semper

Architekt, 1803–1879

Semper Gottfried, 1803-1879, war ein deutscher Baumeister. Er baute in historischem Stil das Dresdners Opernhaus (Hoftheater) von 1838–41. Nach seinen Plänen wurde 1873-88 in Wien das Burgtheater und 1881-94 die Neue Hofburg gebaut. In der Schweiz war er für das Polytechnikum (ETH) in Zürich 1858-64, für die Sternwarte Zürich 1861-64 und das Stadthaus Winterthur 1865-70 verantwortlich.


Geburtsort
Hamburg

Geboren
29.11.1803

Gestorben
15.05.1879


1871: Gottfried Semper 1803-1879, Architekt Foto: winbib, William Unger (Signatur 172601)
Gottfried Semper wird am 29. November 1803 in Hamburg-Altona geboren und wächst in finanziell sicheren Verhältnissen auf. Er studiert Mathematik in Göttingen und schreibt sich 1825 für das Architekturstudium an der Kunstakademie in München ein. Ein Jahr später reist er nach Paris. Er arbeitet mit Unterbrechungen im Atelier des kulturell sehr interessierten Franz Christian Gau. Nach der Juli-Revolution 1830, mit der Semper sympathisiert, bricht er im Herbst zu einer dreijährigen Studienreise nach Italien und Griechenland auf. Die Ergebnisse seiner Studienreise veröffentlicht er 1834 in seiner Schrift "Vorläufige Bemerkungen über bemalte Architektur und Plastik bei den Alten". Die darin vertretene Ansicht, die Bauten und Plastiken der Antike seien nicht, wie bisher angenommen, marmorweiss, sondern farbig gewesen, greift in die aktuelle Debatte um die Farbigkeit antiker Architektur ein. Der Pariser Akademiestreit wird zu Gunsten eines neuen Antikenbildes entschieden. Im selben Jahr ernennt ihn das sächsische Ministerium des Innern zum Professor für Architektur und Vorsteher der Dresdner Kunstakademie. In Zusammenhang mit seiner Lehrtätigkeit entstehen die Ansätze zu seinem umfangreichen theoretischen Werk. Vor allem aber ist er praktisch tätig. Infolge seiner aktiven Beteiligung am Mai-Aufstand 1849 in Dresden muss er fliehen. Über Paris kommt er nach London, wo er das Manuskript "Die vier Elemente der Baukunst" abschliesst. 1852 erhält er eine feste Anstellung als Lehrbeauftragter am Department of Practical Art. Dort erreicht ihn ein Schreiben Richard Wagners, das von einer möglichen Tätigkeit Sempers am neu gegründeten Polytechnikum in Zürich berichtet. Am 7. Februar 1855 ernennt der Schweizer Bundesrat Semper zum Professor auf Lebenszeit.

Er siedelt nach Zürich über und nimmt seine Arbeit als Direktor der Bauschule auf. Er baut in Zürich u. a. das Hauptgebäude der Lehranstalt und die Sternwarte sowie das Stadthaus in Winterthur. Sein theoretisches Hauptwerk "Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten oder Praktische Ästhetik" entsteht ebenfalls in Zürich. Er entwirft das Richard-Wagner-Festspielhaus in München und erhält Aufträge aus Wien und Dresden. Als 1871 seine Anwesenheit beim Bau der Hofmuseen in Wien unumgänglich wird, entbindet der Schweizer Bundesrat ihn von der Lehrtätigkeit am Zürcher Polytechnikum. Semper zieht nach Wien, wo ihm und Carl Hasenauer auch die Verantwortung für den Bau der Hofburg und des Hofburgtheaters übertragen werden. Unstimmigkeiten zwischen den beiden Architekten sowie seine Gesundheit veranlassen Semper, sich aus der Bauleitung zurückzuziehen. 1877 verlässt er Wien und zieht nach Rom. Er stirbt am 15. Mai 1879 in Rom.

Bibliografie

    Semper, Gottfried, 1803-1879, Architekt

    • Einträge ab 2011

      Fröhlich, Martin: Gottfried Semper und Richard Wagner. Theaterfreundschaft und Freundschaftstheater. In: Niederhäuser, Peter (Hg.): Winterthurer Welt-Geschichten. Chronos, Zürich, 2013. S. 54-66., ill.
      Bernhard, Roland: Sempers Denkmal freiheitsbewegter Zeit. Deutsche Lotsen hiesigen Liberalismus. In: Niederhäuser, Peter (Hg.): Winterthurer Welt-Geschichten. Chronos, Zürich, 2013. S. 43-53., ill.
      Hanak, Michael: Im Sinne Sempers? Lebrecht Völkis Erweiterung des Stadthauses Winterthur. In: Winterthurer Jahrbuch 2021. S. 114-118. m.Abb.

      Einträge 1991–2010

      G. S. und Stadthaus, in: Europäische Architektur für die Schweizer Gründerzeit, von Martin Fröhlich, in: SWISS, MADE, die Schweiz im Austausch mit der Welt. Zürich, 1998, S. 151 ff.
      Wie Winterthur zu einem Juwel kam: Tages-Anzeiger 2003/84 [Winterthurer Dok. 2003/35].
      Der Tempel für die Volksseele: Hochparterre 2003/10 von Sambal Oelek, m.Abb. [Winterthurer Dok. 2003/110]


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
14.02.2022