Verkehr und Infrastruktur
Hauptbahnhof Winterthur
Bahnhofplatz
1854/55 wurde das erste provisorische Bahnhofgebäude als Riegelhaus gebaut. Bereits zwei Jahre später (1857-1860) wurde das erste Empfangsgebäude durch den Architekten J.F. Wanner erstellt. 1894/95 erweiterten die Architekten Jung und Bridler das Gebäude auf seine heutigen Masse. Den Mittelteil schmückten sie mit neubarocken Kuppeln und einem Sprenggiebel.
Adresse
Bahnhofplatz
8400 Winterthur
nach 1860: Provisorisches Bahnhofsgebäude 1856-1860. Spätere Nutzung an einem unbekannten Standort.
Foto: winbib (Signatur 060005)
Der Standort für den neuen Bahnhof wurde aus fünf Varianten ausgelesen. Zur Zeit der Entscheidung waren die Aussenquartiere ausser einigen Villen noch nicht vorhanden. Auf der Neuwiese promenierten die Spaziergänger und die Kinder spielten am offenen Mühlebach. Die künftige Schienenführung beeinflusste nicht nur die Strassenführungen, sondern auch die Einteilung der Quartiere. Bereist 1888 wohnten in den Aussenquartieren 9000 Menschen und hatten die Altstadtbewohner mit 7000 Einwohnern bereits übertroffen. 1854/55 wurde das erste provisorische Bahnhofgebäude als Riegelhaus gebaut. Bereits zwei Jahre später (1857-1860) wurde das erste Empfangsgebäude durch den Architekten J.F. Wanner erstellt. Die beiden Flügelbauten wurden später angesetzt.
1894/95 erweiterten die Architekten Jung und Bridler das Gebäude auf seine heutigen Masse. Den Mittelteil schmückten sie mit neubarocken Kuppeln und einem Sprenggiebel. Äusserlich hat sich das Gebäude seither wenig verändert Der Ausbau des Bahnhofes widerspiegelt den stürmischen Aufschwung des Bahnverkehrs in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Das einfache Riegelgebäude von 1855 wurde schon nach zwei Jahren durch einen Steinbau ersetzt. Dieser wuchs in nicht einmal vierzig Jahren zu einem mit Kuppeln bewehrten Palast heran. 1987 wurde über den Gleisen ein zweistöckiges Parkdeck gebaut, dem zirka 10 Jahre später eine Gesamtsanierung des Bahnhofgebäudes folgte.
Im 2000 schliesslich erfolgte die wohl abschliessende bauliche Entwicklung mit dem neuen Stadttor (anstelle des 1. Klasse-Buffets), einem Verbindungsbau zwischen dem altehrwürdigen Bahnhofsgebäude und dem Gebäude des Coop City (ehemals EPA). Winterthurer Hauptbahnhof: Die Geschichte des Bahnhofs 122'000 Menschen strömen täglich durch den Bahnhof Winterthur. 1100 Züge fahren jeden Tag durch den viertgrössten Knotenbahnhof der Schweiz. Er ist mit der Stadt und ihrer Industrie gewachsen und hat sich mit ihr verändert. Was mit täglich 40 Zügen auf einem Areal von vier Hektaren im Jahr 1855 begonnen hat, entwickelte sich zu einem Gebiet von rund 26 Hektaren mit 38 Kilometern Gleise und über 100 Weichen.
Ich bin als Mitarbeiter bei Railclean täglich in diesem Bahnhof unterwegs. Und ich habe mich anstecken lassen von der Faszination für die Eisenbahn und ihre Geschichte. Diese beginnt in der Schweiz am 9. August 1847. Die erste Schweizer Eisenbahnlinie wird eröffnet. Es ist die Verbindung von Zürich nach Baden mit dem Übernamen «Spanisch-Brötli-Bahn». Kurz nach Gründung des Bundesstaats 1848, bei der die Grenzen innerhalb der Schweiz fallen, ergreift ein Eisenbahnfieber die Menschen. Die Bahn ermöglicht den raschen Fortschritt der Industrialisierung – auch in Winterthur.
Am 16. Mai 1855 wird der erste provisorische Bahnhof in der Eulachstadt eröffnet. Nur zwei Jahre später kann das erste Bahnhofgebäude in Betrieb genommen werden. Um 1875 wird der Rangierbahnhof gebaut. Der Bahnhof Winterthur hat zu dieser Zeit ein hölzernes Perrondach. Kurz vor der Jahrhundertwende wird das Bahnhofgebäude auf seine heutigen Masse erweitert und im Renaissancestil neu eröffnet. 1986 werden die hölzernen Perrondächer abgebrochen und durch Glas- sowie Blechdächer ersetzt. Bei dieser Gelegenheit baut man gleichzeitig das Parkdeck. Das zwanzigste Jahrhundert ist nicht nur von baulichen, sondern auch von betrieblichen Neuerungen geprägt. Die Aufgaben vieler Arbeiter haben Maschinen und Computer übernommen. Der Bahnhof entwickelt sich immer mehr zu einem Dienstleistungszentrum.
In 33 Geschäften können Kunden vom Wocheneinkauf im Supermarkt über Faltencremen und Nasensprays in der Apotheke bis zum Negligé im Erotikladen alles kaufen, was das Herz begehrt. Auch der neueste Bau, das Geschäftshaus «Stellwerk» mit dem Migrolino und der Raiffeisenbank zeigt, dass der Bahnhof heute nicht mehr nur Bahnhof, sondern Stadtzentrum geworden ist. Text von Bruno Nauer. Er ist Mitarbeiter bei Railclean in Winterthur und ein grosser Eisenbahnfan. Publiziert im Winterthurer Stadtanzeiger am 29.05.2012
Der Schwerpunkt des Bahnhofs Winterthur lag nie in der Mittelachse des imposanten Aufnahmegebäudes, sondern am südlichen Ende, am Eingang zur Altstadt. Der Neubau des Geschäftshauses Stadttor markeirt dies auch baulich: Ein grosses Glasdach empfängt die Passagiere, die hier ankommen oder abreisen, und es schützt das dreigeschossige Ladenzentrumund den zweigeschossigenAufbau mit Praxen. Selbstbewusst nimmt das Glasdach des Neubaus sogar den Seitenflügel des historischen Aufnahmegebäudes unter seine Fittiche -einegrossstä$dtische Geste. In Innern jedoch fehlt diese Grosszügigkeit. Die Verkaufsflächen sind aufeinandergestapelt und effizient mit Rolltreppen verbunden. Man vermisst die Essenz der Architektur: den Raum. Zuviel ist auf zu wenig Platz gedrängt. Und so fragt man sich nun, ob an dieser neuralgischen Stelle nicht auch etwas anderes denkbar gewesen wäre, ein Gebäude, das sich weniger aufdringlich in den Stadtraum schiebt, dem die Vermittlung zwischen dem unglücklichen Coop-City-Block und dem restaurierten Ausnahmegebäude besser gelänge. Verantwortlich für den Bau waren Oliver Schwarz Architekten Zürich. (Nach einem Text von Werner Huber im Jahrbuch 2013)
Der geologische Untergrund in der Winterthurer Innenstadt sind Schotterablagerungen, die grosse Schmelzwasserströme nach Ende der Eiszeit hier deponiert haben. Jede Baugrube ist ein Blick zurück in die Vergangenheit. Mit viel Glück kommt ein Juwel zum Vorschein, so geschehen bei den Arbeiten auf dem südlichen Bahnhofareal im Februar 1874. Der Bahnmeister Jakob Klingler findet ein grösseres Stück eines Mammutstosszahns zusammen mit einigen Bruchstücken fünf Meter tief im Kies. Dieser Fund wird seit 150 Jahren in der paläontologischen Lokalsammlung des Naturmuseums aufbewahrt und konnte genau im Jubiläumsjahr in der Eiszeitausstellung gezeigt werden.