Wohnhäuser

Haus Wollenhof

Technikumstrasse 59

Das dreigeschossige Wohn- und Geschäftshaus „Wollenhof' wurde 1718 durch Abraham Brunner als Färberei erstellt und ersetzte damit die ursprüngliche Gerberei. Der Satteldachbau steht an der Kreuzung Technikumstrasse/Turmhaldenstrasse und besitzt an dieser Hausecke einen polygonalen, überdachten Erker auf Höhe der Obergeschosse. Die östliche Traufseite wird von einem Zwerchhaus mit verziertem Balkenwerk durchbrochen.


Baujahr
1718


Adresse
Technikumstrasse 59
8400 Winterthur
um 1868: Technikumstrasse 59, rechts Wollenhof, links Steigmühle und Gerwehof Foto: winbib, Jakob Ziegler-Sulzberger (Signatur 050005_O)
Ferdinand Gottlieb ERNST (29.7.1822-15.7.1901) war ein Sohn des Winterthurer Färbers Ferdinand Gottlieb und der 1846 Alwine Steffens. Er absolvierte eine Ausbildung in der väterlichen Färberei, dem Wollenhof. Nach mehrjähriger Wanderschaft übernahm er dieses Unternehmen 1846 und gliederte ihr eine Wolltuchweberei an. 1854 verlegte er die Tuchfabrikation, 1864 auch die Färberei nach Pfungen, wo an der Töss eine eigentliche Industrielandschaft entstand. 1887 übernahm Ernst‘s Sohn Conrad (1847-1910) die Direktion der Wollwarenfabrik, die Grossaufträge für die Armee ausführte und 1900 mit der Deckenfabrik Wagner in Turbenthal fusionierte. Bereits 1648 ist an der Stelle des Wollenhofs ein Gewerbebau auf der Stadtverdute erkennbar. 1718 erhielt der Obmann der Weber- und Schneiderzunft vom Rat der Stadt Winterthur die Erlaubnis den Gewerbebau in einen Wohnbau umzuwandeln.

Es ist zu vermuten, dass Teile davon im heutigen Wohnbau integriert wurden. 1851 wurde der "Hölken" angebaut. Der Wollenhof ist das erste Wohnhaus ausserhalb der Tore der Stadt Winterthur. 1718 hatte Abraham Brunner vom Rat die Bewilligung erhalten ausserhalb der Stadtmauer ein Wohnhaus zu bauen. Ursprünglich stand das Haus frei an der Eulach. Dem Wollenhof kommt eine eminente ortsbauliche Bedeutung zu. Er ist Teil der Vorstadt an der Eulach deren Entstehung auf das Mittelalter zurückgeht. Der Wollenhof bildet heute noch das einzige bestehende und erkennbare Bindeglied zwischen der mittelalterlichen Kernstadt und ihrer südlichen Vorstadt. Er kennzeichnet deutlich die Achse Steiggasse/Turmhaldenstrasse, die die Technikumstrasse quert.

An der Generalversammlung vom 19. Februar 1864 beschloss die Hülfsgesellschaft eine Kommission einzusetzen, um eine „Hypothekarbank in Winterthur“ zu gründen. Am 1. Februar 1865 eröffnete die „Hypothekar- und Ersparniskassa in Winterthur“ im „Wollenhof“ (Gebäude an der Ecke Technikum-/Turmhaldenstrasse) in zwei gemieteten Räumen ihre Tätigkeit. Der erste Verwaltungsrat setzte sich zusammen aus Franz Hagenbuch Regierungsrat Zürich, Conrad Keller, Direktor Bank in Winterthur, Dr. Johann Jakob Sulzer, Stadtpräsident Winterthur, Heinrich Fenner, Regierungsrat, Johann Jakob Spiller, Oberrichter, Friedrich von Sulzer-Wart, Pfarrer G. Ziegler, Konsul Salomon Volkart und Bankier C.W. Schläpfer, Zürich. 2014 wurde das Haus durch Bellwald Architekten AG umfassend renoviert und saniert. Seit dem November 2014 präsentiert sich das historische Haus wieder in alter Pracht. Text aus Geschichtsbuch „Kanton Zürich“ Band VI Winterthur «Zum Wollenhof». 1718 erhielt Abraham Brunner (1665-1729), Obmann der Weber- und Schneiderzunft, vom Rat die Erlaubnis, seine Gerbe südlich der Stadt zu einem Wohnhaus und einer Farb einzurichten. 1792 erwarb Lieutenant Joh. Heinrich Sulzer von dieser Zunft das Gebäude. Seine Erben verkauften es samt dem Farbhaus i8oi an Joh. Heinrich Ernst zum Pfauen, in dessen Familie es bis 1877 verblieb; danach häufiger Besitzerwechsel.

BAUBESCHREIBUNG Äußeres. Dreigeschossiges, auf drei Seiten isoliertes Gie¬belhaus, dessen östliche Traufseite von einem stark ausgeprägten Quergiebel mit reichem Balkenwerk durchbrochen ist. Auf der Nordostecke zwei¬geschossiger, polygonaler Erker mit flachem Dach; dieser wird getragen von einer toskanischen Säule, deren Querbalken in Voluten ausläuft. Modern umge¬bautes Erdgeschoß. Durch die auf der Ostseite regelmäßig angeordneten großen Fenster sowie durch die schmalen Ecklisenen nähert sich der Bau dem ebenfalls ländlich schlichten Typus des Herrenhauses der stadtzürcherischen Vorstädte um 1700. — Inneres. Der Erkerraum im ersten Obergeschoß besitzt klassizistische Deckenstukkaturen: Ovalring, Mittelrosette in Form von Äpfeln. Im anstoßen-den Zimmer schlichte klassizistische Stuckrahmendecke. Im westlich anstoßenden Zimmer schmiedeiserne Ofentüre, datiert 1741. Im südwestlichen Eckzimmer des zweiten Obergeschosses klassizistischer Kachelofen mit toskanischen Eckpilastern.

Bibliografie

    Zum Wollenhof, Technikumstrasse 59

    • Einträge ab 2011

      Widmer, Urs: "Zum Wollenhof", Technikumstrasse 59. In: Dokumentation Urs Widmer, Bauwerke, Häuser und Villen St-Z 2 S.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023