Seit der Mitte des 18. Jhdt. entstanden zahlreiche Landhäuser vor den Stadtmauern, meistens benannt nach den Wohnsitzen im Stadtinnern (Wollenhof, Palmengarten, Rosenau, Pflanzschule). Die Festungswerke wurden als entbehrlich betrachtet und nach und nach abgetragen. Zunächst ging man 1763 daran, die Schanzen (Eine Schanze ist eine im Wesentlichen aus einem Erdaufwurf bestehende Verteidigungsanlage) und Weiher zu beseitigen. Die Landhäuser Lindengut, Jakobsbrunnen, Pflanzschule und selbst das kleine Barockhäuschen im Stadtgarten sind heute lebendige Zeugen des 18. Jahrhunderts. Die zum Teil erhaltenen Interieurs zeigen auch das Bemühen auf, die Wohnstätten und im Besonderen ihre Festsäle künstlerisch zu gestalten.
Am 16. Oktober 1721 wurde Hans Georg Steiner (1654-1734) zum Geist (Marktgasse 46) zum Schultheissen gewählt. Am 20. Oktober 1729 wurde Johann Georg Steiner (1664-1739) zum oberen Steinberg als zweiter Schultheiss gewählt. Beide Schultheissenstellen wurden nun von der Familie Steiner bekleidet. Der Sohn des letzteren, Hans Georg Steiner (1711-1756) zum oberen Steinberg (Steinberggasse 29), erbaute 1740 das Haus „Zum Schanzengarten“. 1762 verheiratete sich die Tochter Margareta Steiner mit Salomon Hegner zum Egli (1744-1800). Dieser war ab 1763 Landschreiber, ab 1786 Schultheiss und ab 1786 Präsident des Musikkollegiums. Durch Vermächtnis nach dem frühen Tode seiner Frau wurde Hegner Besitzer des Schanzengartens. 1776 geht Hegner mit der sechzehnjährigen Anna Sulzer eine zweite Ehe ein.
1800 erbt Oberst Salomon-Hegner-von Clais (1789-1889), Sohn der Ehepaares Hegner-Sulzer, das Haus zum Schanzengarten. 1853 kaufte Jacob Melchior Rieter-Biedermann, Musikverleger (Sohn des Tössemer Industriellen Heinrich Rieter-Ziegler (1788-1851))und seit 1835 verheiratete mit Louise Biedermann 1812-1902) den „Schanzengarten“. Rieter war Mitglied des Musikkollegiums und spielte in dessen Orchester und gründete zeitgleich eine Musikalienhandlung und Musikverlag. Zu dieser Zeit verkehrte Johannes Brahms oft und gern im Hause seines Musikverlegers. Nach vielfachem Besitzerwechsel ging das Haus 1929 an Arnold Lüscher, der es als Wohn- und Gewerbehaus (er handelte in erster Linie mit Feuerzeugen und Anzündern) nutzte. Später und bis heute kam die Liegenschaft in den Besitz von Bruno Stefanini. Das Haus zum Schanzengarten ist ein lang gestreckter Block auf einer kleinen Terrasse am Hang des Heiligberges (heute an der Büelrainstrasse 15). Das Haupthaus besitzt ein Walmdach und schlanke, sehr schlicht profilierte Eckpilaster, regelmässig verteilte Fenster in sechs mal drei Achsen, von denen jene der Längsseite zu je dreien zusammengerückt sind. Die Dachuntersicht ist als geschweifte Holzschalung ausgebildet. Aus der Zeit des Musikverlages stammen Musikembleme in einem hölzernen Fries über zwei Türen im Erdgeschoss. In der Nordost-Ecke befindet sich ein Festsaal mit Stuckdecke von 1740. Diese stellt ein einziges grösseres Beispiel des Übergangsstils vom Régence- zum Louis XV-Stil dar. 2011 stellte der Stadtrat das Haus unter Denkmalschutz und veranlasst gleichzeitig zusammen mit dem Besitzer, dass das Haus gerettet wird bzw. der Zerfall vermieden werden kann.
Ab 2012 wurde das lecke Dach instand gestellt und der Pilzbefall im Innern des Hauses bekämpft. Anschliessend wurde die Renovation der Aussenfassaden in Arbeit genommen. Auch im Innern wurde die Restauration der wertvollen Kachelöfen, des zweigeschossigen Turmofens aus dem 18. Jhdt., die historischen Türen und die Stuckdecke ausgeführt. Der zerfallene Gartenpavillon, in dem Brahms jeweils komponiert hatte, wurde rekonstruiert. Seit Herbst 2014 zeigt sich das Gebäude-Ensemble im neuen Glanz.