Heinz Keller, 1928 geboren, wuchs in Wülflingen auf dem Gutsbetrieb der kantonalen Heil- und Pflegeanstalt Winterthur-Wülflingen auf, wo der Vater Bauer war. Nach der Lehre 1945/49 als Grafiker-Lithograf und dem Besuch der Kunstgewerbeschule Zürich 1949 (Fachklasse Grafik) war er einige Jahre (1950-1962) als Grafiker in einer Druckerei tätig. 1955 heiratete Keller Sylvia Keller. Ihnen wurde 1962 und 1965 zwei Söhne geschenkt. 1956 fand die erste Einzelausstellung in der Galerie abc in Winterthur statt. Seither konnte er diverse Ausstellungen durchführen und erhielt Auszeichnungen im In- und Ausland. 1959 und 1963 war er eingeladen zur internationalen Grafik-Biennale in Ljubljana. 1960 trat er der internationalen Vereinigung der Holzschneiderinnen und Holzschneider Xylon bei. 1961 war er Mitbegründer der Zeitschrift Xylon. Xylon ist eine Zeitschrift mit Originalholzschnitten im Grossformat 49,5 x 34,5 cm. Pro Jahr erscheinen drei Einzelnummern, welche üblicherweise einer Künstlerin oder einem Künstler gewidmet sind. Die Blätter werden von den Orginaldruckstöcken, meist Holz oder Linol, gedruckt. Seit 1962 betätigt sich Keller als freischaffender Maler (Aquarelle) und Schneider. 1976 gründete er mit seiner Frau den Verlag der Sonnenberg Presse, in welchem eigene Schnittfolgen in Büchern und Mappenwerken erscheinen. Bereits nach der Lithografen-Lehre entdeckte Heinz Keller seine Leidenschaft für das Holzschneiden.
Seine künstlerischen Darstellungen waren Wiederhall aus seiner Jugendzeit, die er im Umfeld der Anstalt Wülflingen erlebte. Es waren vor allem Menschen am Rande der Gesellschaft wie Alkoholiker, Verwirrte, Vereinsamte sowie auch ländliche Sujets, die sich in seinen Holzschnitten wieder fanden. Auch auf Reisen nach dem damaligen Jugoslawien (erstmals 1964) waren es die ausdrucksvollen Gesichter, die ihn künstlerisch inspirierten. Seine Holzschnitte aus dieser Zeit erzählen Geschichten, die er dann mit den entsprechenden Texten versah und schliesslich in Buchform herausbrachte. Anschliessen fand er neue Ideen in Brixton, einem Quartier von London mit seiner multikulturellen Bevölkerung. Diese durch das Leben geprägten Menschen fanden sich in seinen neuen Werken wieder. Er erzählte mit seinen Holzschnitten Geschichten aus dem Leben ohne Worte. Seit etwa 1990 entstehen neben den bisherigen schwarz-weissen Holzschnitten auch farbige Blätter. Die verschiedenen Farben werden lasierend oder deckend übereinander gedruckt, wo sie mit dem Weiss des Papiers eine Vielfalt von Farbnuancen hervorbringen. So entstehen einmalige und lebendige Holzschnitte.
Zuerst steht die Zeichnung. Diese wird anschliessend auf ein Brett gepaust. Dann wird die Vorlage mit dem Messer ins Holz umgesetzt. Davon hängt die spätere Ausdruckskraft des künftigen Bildes ab. Es wird so viel Holz herausgeschnitten, dass sich die übrigbleibenden Stege und Flächen als Bild abdrucken lassen. Der Druck mit einer einfachen Handpresse stellt den Schluss des spannenden Vorgangs dar. Wie werden sich die verschiedenen Farbplatten, zum Teil übereinander gedruckt, auf dem Abzug auf Papier darstellen? Die Bildsprache Kellers ist einzigartig und unverkennbar. Ausdrucksstarke Gesichter, Menschen und Landschaften sprechen jeden Betrachter an und bringen ihn zum Nachdenken. Der Mensch und sein Spannungsfeld ist das zentrale Thema in Kellers Schaffen, und zwar die einfachen, geschlagenen, zu kurz gekommenen Menschen. 1980 entstehen „Die Jahreszeiten“, bestehend aus vier schwarzweissen Holzschnitten. 1981 fand die erste Gesamtschau der Holzschnitte im Gewerbemuseum Winterthur statt. 1984 entstehen zwölf Holzschnitte, die Entwicklungsgeschichte von Hiob aus dem alten Testament illustrierend. In der Schaffensphase von 1951 bis anfangs der 90er-Jahre entstehen hauptsächlich schwarz-weisse sowie wenige ein- bis mehrfarbige Holzschnitte. Die Formensprache ist expressiv, stilisiert und gegenständlich. Erst in einer zweiten Schaffensperiode ab den 1990er-Jahren kamen dann vermehrt Farben dazu. Die Farbgebung erinnert an die Expressionisten des frühen 20. Jahrhunderts. Die Darstellung von Facetten des menschlichen Lebens steht in vielen seiner Werke im Vordergrund. Aber auch das Sujet Landschaften ging nicht verloren und vielfach sind es auch Menschen, die in diesen Naturansichten einen nicht unbedeutenden Akzent setzen.
Es entstehen farbige «Porträts» der Stadt London und der dort lebenden Menschen (In London unterwegs, 2001, 21 Holzschnitte mit Text; Underground, 2006, zehn Holzschnitte). In Seen, seinem Wohn- und Schaffensort sind auch in öffentlichen Räumen zwei bedeutende Werke zu sehen. Im Kirchgemeindehaus an der Kanzleistrasse 35/37 befindet sich im Eingangsbereich seit 1971 ein Wandbild mit vier auswechselbare Bildtafeln (3x1 m) zu den Themen Weihnacht, Kreuzigung, Auferstehung, Pfingsten. Das sind mehrfarbige Holzschnitte auf Leinen, 1986 entstand in der Seener-Postfiliale für die Schalterhalle ein Wandbild Die Sterntaler, fünf Holzschnitt-Tafeln, 190 x 60 cm, schablonenkoloriert).