Natur und Pärke
Riedbach
Hochwasserrückhalteraum Hegmatten
Von Wiesendangen kommend fliesst der Riedbach durch das Erholungsgebiet Hegmatten und erreicht dann Oberwinterthur. Er durchläuft das Gebiet entlang dem Technorama und der Frauenfelderstrasse bis er dann beim Bahnhof Oberwinterthr unterirdische in die bereits eingedolte Eulach mündet.
1974: Frauenfelderstrasse, Strassenunterführung, korrigierter Riedbach
Foto: winbib (Signatur 066409)
Das Erholungsgebiet Hegmatten, zwischen Technorama und Schloss Hegi, erhielt durch diese Erstellung eines Rückhalteraumes ein anderes, zum Teil auch natürlicheres Gesicht. Nach dem Ende der Bauzeit im Frühjahr 2017 sind die Spuren der Bauarbeiten noch dominant.
Die natürliche Entwicklung der Pflanzen- und Tierwelt wird in den Jahren danach eine Naturwelt gestalten, die als wertvolles Auslaufgebiet weite Bevölkerungskreise erfreuen wird. Bereits seit Sommer 2016 zeigt der neue Lauf des Riedbaches ein neues prächtiges Bild. Der kanalisierte Bachlauf von vorher ist gern und schnell vergessen.
Auf der Baustelle des Hochwasserbeckens haben Archäologen sieben Grubenhäuser aus dem Frühmittelalter freigelegt. Der Fund eines Spinnwirtels bestätigte ihre Vermutung, dass in diesen Gebäuden Textilien verarbeitet wurden.
Bisher geborgene Fundobjekte stammen aus der Zeit des 6. und 7. Jahrhunderts. Gefunden wurden etwa Glasperlen und Messerklingen, aber auch diverse römische Münzen, zwei römische Fingerringe sowie Teile mehrerer römischer Fibeln. Für die Archäologen ist die Rettungsgrabung auf der Baustelle des Hochwasserbeckens Hegmatten von grossem Interesse. Oberwinterthur war in römischer Zeit eine kleinstädtische Siedlung.
Im 6. und 7. Jahrhundert wurde in der spätrömischen Befestigung auf dem Kirchhügel eine erste Kirche gebaut. In diese Zeit gehöre auch die neu entdeckte Siedlung in der Hegmatten, schreibt die Baudirektion.
Der von Wiesendangen herkommende Wisenbach heisst in Oberwinterthur Riedbach. Bis in die 1950-Jahre diente das Gewässer in der Hegmatten als Streuwiesenbewässerungsanlage. Das bewässerte Gebiet umfasste eine Fläche von neun Hektaren. Die „Bewässerung“ fand leider auch in einer Art statt, die keineswegs willkommen war. So zum Beispiel am 7. September 1946: „Der noch nicht korrigierte und oberflächennahe, zum Teil in Dämmen geführte Riedbach trat am frühen Morgen des 7. Septembers 1946 über seine Ufer und setzte das Gelände zwischen der Frauenfelderstrasse und der Romanshorner Bahnlinie unter Wasser. Bemerkbar machte sich vor allem der Rückstau in den Sammelkanälen der Drainagen. Wertvolles Gartenland und einige Keller wurden in Mitleidenschaft gezogen.“ (aus „Die Eulach“ von M.-H. Schertenleib)
Die stets grösser werdenden Hochwassersspitzen infolge der zunehmenden Oberflächenversiegelung durch Bauten aller Art führten in der zweiten Hälfte der 20. Jhdt. zu verschiedenen Wasserlauf-Korrektionen. Nebst der Eulach und dem Mattenbach kam in den Jahren 1960/61 und 1965/66 auch der Riedbach an die Reihe. Ab 2015 soll ein grösserer Eingriff im Hegmatten-Gebiet erfolgen, von dem der Riedbach wesentlich betroffen sein wird. Für 33 Millionen Franken baut der Kanton Zürich ein Hochwasserrückhaltebecken. Es wurde ausgerechnet, dass alle 100 Jahre derart viel Regenwasser die Eulach herunterkommt, dass die unterirdischen Kanäle in der Innenstadt (vom Technikum-Areal bis zum Sulzer-Hochhaus) das Wasser nicht mehr fassen kann. Die Folge wäre eine Überschwemmung der ganzen Altstadt und dem anschliessenden südlichen Raum.
Der potenzielle Schaden würde dabei bis 400 Millionen Franken ausmachen. Ziel ist es, dieses Eulachwasser bereits in Hegi beim Entlastungskanal unter der Rümikerstrasse wegzunehmen und umzuleiten. Die Wassermengen sollen in den Stauraum Hegmatten geführt werden. Der Hochwasserrückhalteraum Hegmatten umfasst das Segelflugfeld Hegmatten, die Sportplätze des FC Oberwinterthur sowie das angrenzende Kulturland. Begrenzt wird er durch einen neuen, begrünten Damm im Bereich des ehemaligen Riedbachs im Westen und durch das bestehende, ansteigende Gelände im Osten. Der kanalisierte Riedbach entlang der Fussballanlage wurde auf die andere Seite des Flugfeldes verlegt und erhielt ein neues, naturnah gestaltetes Bett.
Das Konzept sieht vor, dass Schäden innerhalb des Rückhalteraums Hegmatten durch aufgestautes Wasser den Eigentümer entschädigt werden. Aufgrund von Schutzmassnahmen an den bestehenden Infrastrukturen und der Verlegung des Segelflugzeug-Hangars an einen sicheren Ort dürften allfällige Schäden jedoch gering ausfallen. Dem heutigen idyllischen Bächlein Riedbach wurde also nicht nur einen ganz anderen Weg zugewiesen, sondern er erhielt die wichtige Funktion das gestaute Wasser über seinen Unterlauf wieder der Eulach zurückzugeben. Der Riedbach ist seit anfangs 2016 in einem neuen Bett. Kurz vor dem Beginn des Flugfeldes des Segelflugplatzes Hegmatten verlässt er seinen bisherigen Bachgraben und zweigt nach links ab.
Er umfliesst nun das grosse Wiesenfeld auf dem die Segelflieger starten und landen linkerhand, um erst westlich der Fussballplätze des FC Oberwinterthur ins ursprüngliche Bachbett zurückzukehren. Das Flussbett ist neu keineswegs mehr kanalisiert, sondern liegt nun in einem naturnah gestalteten Bett. Dadurch fügt es sich gut in die Landschaft ein. Der Rückhalteraum verbessert nicht nur den Hochwasserschutz für die Winterthurer Innenstadt. Er wertet das Gebiet selber auch für Menschen und Natur auf. In der Nähe vom Schloss Hegi wurden neue Weiher angelegt, die natürlichen Lebensraum für Tiere und Pflanzen bieten. Auf dem begrünten Nord- und Süddamm wird ein Spazierweg verlaufen.
Und im Bereich des Fussballplatzes wurden Tribünenelemente in den Damm eingebaut, die den Zuschauern den Blick auf das Spielfeld öffnen. Der Hochwasserrückhalteraum Hegmatten in Winterthur war nach zwei Jahren Bauzeit planmässig fertiggestellt worden. Am Samstag 6. Mai 2017 fand ein Einweihungsfest statt zudem auch die Bevölkerung eingeladen war. Der Rückhalteraum wird künftige Hochwasserspitzen der Eulach zurückhalten, bevor sie in der Winterthurer Innenstadt Überflutungen verursachen können. Über den neuen, 390 Meter langen unterirdischen Zuflusskanal wird bei starkem Regen ein Teil des Hochwassers aus dem ebenfalls unterirdischen Hochwasserentlastungskanal der Eulach in den Rückhalteraum geleitet.
Dort staut sich das Wasser und wird gedrosselt über den Riedbach zurück in die Eulach geführt. So können die Abflussspitzen im Fluss wirksam gedämpft werden. Ein neuer Schwemmholzrückhalt am Oberlauf der Eulach in Elsau-Räterschen fängt allfälliges Treibgut rechtzeitig vor dem Eintritt des Wassers in den unterirdischen Zuflusskanal auf, wo es einen Rückstau verursachen könnte. Statistisch gesehen kommt es etwa alle 30 Jahre in der Eulach zu einem extremen Hochwasser, bei dem sich Wasser im Rückhalteraum aufstauen und diesen teilweise füllen wird. Der Rückhalteraum vermag jedoch auch Hochwasserspitzen aufzufangen, wie sie statistisch gesehen seltener als alle hundert Jahre auftreten. Allerdings könnte dies schon morgen der Fall sein. Dann füllt sich der Rückhalteraum vollständig, während bisher bei einem solchen Jahrhunderthochwasser mit Schäden von über 400 Millionen Franken gerechnet werden musste. Dank dem Hochwasserrückhalteraum wird dieses Schadenpotenzial im Stadtzentrum von Winterthur um rund 300 Millionen Franken oder rund 75 Prozent verringert. Im Fall von Schäden durch aufgestautes Wasser an den Kulturen innerhalb des Rückhalteraums werden die betroffenen Landwirte entschädigt.