Bildung und Soziales

Stiftung Hülfsgesellschaft Winterthur

Wülflingerstrasse 7

Die Hülfsgesellschaft Winterthur wurde 1812 gegründet. Sie hatte das Ziel die Armut unter der Bevölkerung zu lindern. Um die Arbeiterkinder von den Strassen zu holen, errichtete die Hülfsgesellschaft 1877 mit der Anlage im "Inneren Lind" den ersten Kindergarten in Winterthur. Weitere sollten folgen. Weiter engagierte sich die Hülfsgesellschaft auch an der Förderung von günstigem Wohnraum und wahr an der Gründung der Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser (GEBW) und der Genossenschaft für Alterswohnungen . Die Hülfgesellschaft kaufte 1913 die Liegenschaft «Im Wiesengrund» wo sie ein Altersheim einrichtete. Seit 1955 führt sie auch das Wohnhein in der Villa Sonnenberg.


Gründungsdatum
1812


Adresse
Hülfsgesellschaft Winterthur
Wülflingerstrasse 7
8400 Winterthur
1955: Hochwachtstrasse 20, Villa Sonnenberg Foto: winbib, Urheberschaft unbekannt (Signatur 051777)

Die Gründer und späteren Funktionäre der Hülfsgesellschaft erkannten früh, dass sich bereits damals die Gesellschaft aus armen und reichen Bürgern zusammensetzte. Sie taten sich zusammen, um die Armut zu bekämpfen. Sie unterstützten mit Einzelmassnahmen unschuldig in Not geratene Menschen. Die bürgerlich zusammengesetzte Gesellschaftsleitung unterstützte nur „Würdige“. Die „Liederlichen“, wie sie diese Klasse nannten, vielen bei den Vergabungen durch. Heute unterstützt die Hülfsgesellschaft Einzelpersonen, Familien und Kinder, wenn eine staatliche, kirchliche oder private Fachstelle darum ersucht. Zudem gewährt die Hülfsgesellschaft gemeinnützigen Institutionen, die einen sozialen Zweck verfolgen, Zuschüsse für den Aufbau oder den Betrieb ihrer Arbeit oder gewährt direkte Beiträge für Projekte.

Hülfsgesellschaft errichtet die ersten Kindergärten in Winterthur

Früh erkannten die Verantwortlichen, dass Bildung eine Grundvoraussetzung ist, gegen die Armut anzugehen. Nebst der Ausrichtung von Stipendien in einer Zeit als sich die öffentliche Hand noch nicht darum kümmerte, startete die Hülfsgesellschaft die Einrichtung und das Betreiben von Kindergärten. Da eines genügenden Familieneinkommens wegen auch die Mütter in den Fabriken arbeiten mussten, blieben ihre Kinder unbeaufsichtigt. 1864 wurde eine Kommission eingesetzt, um erste Schritte zur Errichtung einer «Kinderbewahranstalt» einzuleiten. 1865 wurde eine solche in einem Zimmer im Töchterschulhaus am Kirchplatz in Betrieb genommen. 1872 gab Waisenvater Heinrich Morf die Initialzündung, in dem er die Hülfsgesellschaft überzeugte, Kindergärten nach dem Konzept des deutschen Pädagogen Friedrich Fröbel einzurichten. Solche Kindergärten seien wichtig für die geistige Entfaltung der Kinder.

Die Hülfsgesellschaft avancierte mit ihrem Kindergarten-Projekt zu den Pionieren, gab es doch in der Schweiz damals erst in Basel und in Zürich-Aussersihl solche Einrichtungen. Für 15‘000 Franken wurde ein Grundstück an der St. Georgen-Strasse gekauft und 1877 der Kindergarten «Inneres Lind» mit 180 Kindern in drei Klassen nach dem Fröbelschen System eingerichtet. Die Nachfrage war gross und weitere Projekte folgten. Ein Kindergarten im Neuwiesenquartier konnte nur 1881 bis 1884 betrieben werden. Das Lokal stand nicht mehr zur Verfügung. In Zusammenarbeit mit dem Frauenbund entstand 1888 der Kindergarten und Kinderhort an der Agnesstrasse. Wie bereits im Inneren Lind war wieder Ernst Jung der Architekt. Später folgte der Kindergarten «Äusseres Lind». Die Stadt hat sich über all diese Jahre sehr zurückgehalten und auch Subventionsgesuche abgelehnt. Die Hülfsgesellschaft schlug 1925 der Stadtgemeinde vor, die drei Kindergärten Inneres und Äusseres Lind sowie Tössfeld unentgeltlich zu übernehmen. Auf den 1. Januar 1926 wurde dies vollzogen. Bis zu dieser Abtretung hat die Hülfsgesellschaft rund eine viertel Million Franken für die Kindergärten aufgewendet.

Organisationen und Einrichtungen

Weitere Errungenschaften, bei denen die Hülfsgesellschaft wesentlichen Anteil hatte, waren die Gründung der Gesellschaft für Erstellung billiger Wohnhäuser (1871) und der Genossenschaft für Alterswohnungen (1954). In eigener Regie kaufte die Hülfsgesellschaft 1913 das Grundstück und die Liegenschaft «im Wiesengrund» und betreibt dort seither ein Altersheim. Seit 1955 führt die Hülfsgesellschaft auch das Wohnheim Sonnenberg, deren Liegenschaft die Stadt zur Verfügung stellt. In diesem zwanzig Betten umfassenden Heim werden heute an Demenz erkrankte Personen betreut.

Die aufgezählten Aktivitäten sind in keiner Art und Weise abschliessend und vollständig. Sie sind Beispiele aus dem mannigfaltigen Wirken der Hülfsgesellschaft. Die Mittel, die zur Verfügung stehen, stammen aus den Erträgen der beiden Institutionen Wiesengrund und Sonnenberg, aus Spenden und Legaten sowie aus Liegenschaften- und Wertschriftenerträgen.

Quellenhinweis

Eine umfassende Darstellung der Projekte und Massnahmen im 200-jährigen Wirken der Hülfsgesellschaft findet sich im Neujahrsblatt der Stadtbibliothek Winterthur, Band 346 aus dem Jahre 2012. Auf rund 350 Seiten stellt Thomas Buomberger unter dem Titel «Helfen als Verpflichtung» die Geschichte der Hülfsgesellschaft dar. Das Werk ist gleichzeitig ein Stück Zeit- und Sozialgeschichte.

Bibliografie

    Hülfsgesellschaft Winterthur

    • Einträge ab 2011

      Buomberger, Thomas: Helfen als Verpflichtung. Die Hülfsgesellschaft Winterthur 1812-2012. Chronos, Zürich, 2011. 360 S., ill.

      Einträge 1991–2010

      Weinländer Zeitung 2000/116.
      Diskretes Wirken: Winterthurer Jahrbuch 2004 von Christian Lanz, m.Abb. Aus Verein wird Stiftung: Landbote 2006/130.
      Aus Verein wird Stiftung: Perspektiven Hülfsges. 2006/1


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023