Kunst und Kultur

Jakob Melchior Rieter-Biedermann

Musikverleger, 1811–1876

Obwohl aus der Winterthurer Industriellen Familie stammend, fühlte sich Melchior Rieter nicht der Technik, sondern der Muse verpflichtet. So wurde er Musiker und Musikverleger.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
23.05.1811

Gestorben
25.01.1876


um 1840:Jakob Melchior Rieter-Biedermann (1811-1876), Musikverleger Foto: winbib, vermutlich Samuel Heer (Signatur 172198)

Sein Werk

Ein kleiner und zugleich für die Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts überaus bedeutsamer Verlag ist das 1849 von Jakob Melchior Rieter-Biedermann (1811–1876) in Winterthur gegründete Unternehmen. Schon früh setzte Rieter einerseits auf ausserordentlich gediegene, philologisch sorgfältige Drucke, andererseits auf eine spezifische Verlagsstrategie: Ausser für berühmte Namen seiner Zeit wie z.B. Schumann, interessierte er sich für die junge Komponistengeneration, was in den schon 1856 geknüpften Kontakten zu Johannes Brahms gipfelte, von dem bei Rieter-Biedermann 22 Werke erschienen sind. 1862 wurde vom Verlagsgründer eine Filiale in Leipzig gegründet – neben Paris die bedeutendste Musikverlagsstadt des 19. Jahrhunderts –, wohin 1884 der Verlag endgültig übersiedelte. 1917 wurde das Haus dann an den Verlag Peters verkauft. Das nicht ganz vollständige Notenarchiv von Rieter- Biedermann konnte in den vergangenen Jahren von der Zentralbibliothek erworben werden. Ein grosses Problem bei diesen Drucken stellt das holzhaltige Papier dar, das nun in einem aufwendigen, teuren Pilotprojekt in der weltweit führenden Schweizer Anlage für Papierentsäuerung in Wimmis entsäuert worden ist. (Nach einen Aufsatz von Prof. Laurenz Lütteken, Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität Zürich)

Sein Leben

Jakob Melchior Rieter ist am 23. Mai1811 in Winterthur geboren. Er war Sohn des Tössemer Industriellen Heinrich Rieter-Ziegler (1788-1851)). 1835 verheiratete er sich mit Louise Biedermann, Tochter des Andreas Biedermann, Pfarrer und Schulrat. Ab 1835 gehörte Rieter als Pauker, Violinist und Bratschist sowie 1840-1848 als Bibliothekar dem Musikkollegium Winterthur an. Ab 1848 war er als Musikalienhändler und Verleger tätig. 1853 kaufte das Haus „Zum Schanzengarten“ an der Büelrainstrasse 15. Seine Musikerfreunde gingen fortan hier ein und aus. Im Gartenhaus, hat Johannes Brahms ein Teil seines Deutschen Requiems komponierte. Der Verlag J. Rieter-Biedermann hatte seinen Sitz vorerst in Winterthur, dann 1862-84 in Leipzig und Winterthur und ab 1884 bis 1917 nur noch in Leipzig. Der Verlag gab Erstdrucke von Theodor Kirchner, Hector Berlioz, Robert Schumann und Johannes Brahms heraus. Rieter ist am 26. Januar 1876 in Winterthur verstorben.

Bibliografie

    Rieter-Biedermann, Jakob Melchior, 1811-1876, Musikverleger

    • Einträge 1991–2010

      Johannes Brahms und J. M. R-B.: Generalprogramm Musikkollegium 1994/95 S. 6 ff. von Harry Joelson-Strohbach, m.Abb.
      In: Wolfgang Sandberger und Stefan Weymar. Johannes Brahms, Zeichen, Bilder, Phantasien. Lübeck : Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck, cop. 2003, 1Abb.


Autor/In:
Urs Widmer
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
14.02.2022