Wirtschaft und Gastronomie

Johann Jacob Rieter-Frey

Unternehmer, 1762–1826

Rieter-Frey gründete 1795 ein Kolonialwarengeschäft aus dem über eine mechanische Spinnerei (1812) der heutige Rieter-Konzern entstand. 1825 bis 1827 entstanden in Nieder-Töss eine Werkstätte und ein Spinnerei-Gebäude. 1833 wurde das Areal des ehemaligen Kloster Töss erworben, auf dem sich heute das grosse Fabrikareal befindet.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
02.08.1762

Gestorben
16.04.1826


1872: Johann Jakob Rieter-Frey (1762-1826), Gründer der Spinnerei Niedertöss Foto: winbib, David Sulzer (Signatur 172194)
Johann Jacob Rieter (1762–1826) entspross einer wohlhabender Winterthurer Familie, des Hans Heinrich Rieter, 1723-1790, Goldschmied zum Eisberg, Grossrat und der Regula Rieter 1723-1781, (Tochter des Müllers von der Rietermühle). Seit 1787 war Rieter verheiratet mit Kleophea Frey 1773-1815. Als Tochter eines wohlhabenden Tuch- und Baumwollhändlers brachte sie Geld und Know-how in die Ehe mit Johann Jakob Rieter mit. Der Ehe entsprang ein Sohn, Heinrich (der Erste) 1788-1851. Als Kaufmann zur Glocke war Johann Jacob Rieter der Gründer der Firma Rieter, das vorerst als Handelsgeschäft weltweit tätig war. Rieter-Frey gründete 1795 ein Kolonialwarengeschäft aus dem über eine mechanische Spinnerei (1812) der heutige Rieter-Konzern entstand. 1825 bis 1827 entstanden in Nieder-Töss eine Werkstätte und ein Spinnerei-Gebäude. 1833 wurde das Areal des ehemaligen Kloster Töss erworben, auf dem sich heute das grosse Fabrikareal befindet. Mitbegründer war auch der Bruder Johann Heinrich Rieter-Studer (1752-1823) und etwas später stiess der Schwager Hans Jakob Frey (1772-1838) dazu. Das Geschäftslokal befand sich vorerst im väterlichen Haus zum Eisberg an der Metzggasse. 1880 wurde das Haus zur Glocke an der damaligen Hauptstrasse, Marktgasse 52, erworben. Das Haus zur Glocke wurde vermehrt durch die geschäftlichen Belange genutzt. Gehandelt wurde mit Baumwolle, Garn und Tücher wie ehedem, dazu kamen auch Kaffee- und Zuckerhandel. Als Wohnraum wurde deshalb 1810 das Haus zum Sulzberg, heute Museumstrasse 56, erworben.

1804 schied Bruder Heinrich aus dem Unternehmen aus. 1809 trat Sohn Heinrich Rieter-Ziegler (1788-1851) ins väterliche Geschäft ein. Nach dem Wiener Kongress von 1815 beruhigte sich die Weltlage und das Handelsgeschäft konnte wieder funktionieren. Das ermöglichte auch, dass Rieter wieder politische Ämter übernehmen konnte. 1813 wurde er in den nebenamtlichen Stadtrat gewählt. Er amtete in der Zollkommission, in der Fleisch-Schätzungskommission, als Feuerschauer und in der Aufsichtkommission des neuen Spitals. Von 1814 bis 1826 war er Mitglied des Grossen Rates (Kantonsrat). Von 1803 bis 1806 und von 1814 1824 (als Nachfolger des Schriftsteller Ulrich Hegner) war er geschätzter Friedensrichter.

Im Jahre 1825 begann er mit dem Bau der Feinspinnerei Töss, die von vornherein mit den besten mechanischen Einrichtungen ausgerüstet werden sollte. Neben ihr erhob sich eine bescheidene mechanische Werkstätte; in erster Linie darauf berechnet, die eigene Spinnerei jederzeit ohne fremde Hilfe in tadellosem Stande erhalten zu können. Bevor jedoch die neue Schöpfung zum Betriebe fertiggestellt war, raffte der Tod am 16. April 1826 den unermüdlichen und tatkräftigen, mit seltener Spekulationsgabe ausgerüsteten Geschäftsmann dahin.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
14.02.2022