Johann Jakob Sulzer (1821-1897) stammt aus einem alten Winterthurer Ratsgeschlecht. Er ist nicht zu verwechseln mit Johann Jakob Sulzer (1806-1883), dem Mitbegründer des Industrieunternehmens Gebr. Sulzer. Sein Tätigkeitsfeld war die Politik und nicht das eines Unternehmers. Er war Sohn eines Technikers und Lehrers und studierte Philologie, Geschichte, Philosophie und Staatwissenschaften in Zürich, Bonn und Berlin. 1847 wurde er Zweiter und 1848 Erster Staatsschreiber des Kantons Zürichs. 1850 bis 1884 war er Mitglied des Grossenrates bzw. Kantonsrats, den er 1872 präsidierte. 1851 bis 1857 war er als Vertreter der Liberalen Partei Mitglied des Regierungsrates und Direktor der Finanzen. Gleichzeitig war er Mitglied des Erziehungsrates. 1 858 wurde er Stadtpräsident von Winterthur, ein Mandat das er bis 1873 innehatte. Seine Zielsetzung lautete, die Stadt zu einem wirtschaftlichen, verkehrspolischen und kulturellen Zentrum auszubauen. 1866-1869 und 1879-1890 sass er im Nationalrat, dazwischen 1869-1878 im Ständerat, 1876/77 dessen Präsident. 1868/69 war er Präsident des Verfassungsrates.
Hans Sträuli, ein späterer Winterthurer Stadtpräsident, bezeichnete Sulzer als „den Klassiker der Abstimmungsleitung“. Zuweilen war er auch noch Mitglied des Kassationsgerichtes. 1858 wurde im von der Universität Bern der Ehrendoktortitel Dr. phil h.c. verliehen. Der wohlhabende Sulzer war ein persönlicher Feind von Alfred Escher, des führenden Kopfes der Zürcher Demokraten. 1862 war Sulzer Mitbegründer der Bank von Winterthur. 1865 gründete er die Hypothekarbank in Winterthur und war bis 1879 deren erster Präsident. Weniger verdienstvoll war seine Tätigkeit als Initiant der ruinösen, als Konkurrenzbahn zu Alfred Eschers Nordostbahn geplanten Nationalbahn. Er war auch Präsident der Tösstalbahn. Er war befreundet mit Georg Herwegh, (sozialistisch-revolutionärer deutscher Dichter 1817-1875), Gottfried Keller, Gottfried Semper und Richard Wagner. Wagner schrieb ihm einmal. „ An Niemand in meinem Leben noch, wie an Dir habe ich erfahren was es heisst, mit einem grossartigen Charakter in Beziehung zu treten“. Im Urteil des Glarner Landammans Johann Jakob Blumer war Sulzer „ein ausgeprägt aristokratisches Wesen bei formvollendeter Verteidigung demokratischer Prinzipien der Adel, den er der Demokratie verlieh“. Zitate aus „Stadtpräsident Dr. Joh. Jakob Sulzer, 1821 bis 1897". Ein Lebensbild von Hans Sträuli. Neujahrsblatt Stadtbibliothek Winterthur 1931.