Wirtschaft und Gastronomie

Johannes Beugger-Spengler

Fabrikant, 1820–1899

Johannes Beugger-Spengler, Sohn von Johannes Beugger-Oehninger, war Mechaniker und Fabrikant. Nach dem Tod seines Vaters übernahm er 1855 die Spinnereifabrik Beugger in Wülflingen und leitete diese bis zum Konkurs im Jahr 1888.


Geburtsort
Winterthur

Geboren
07.11.1820

Gestorben
26.05.1899


Johannes Beugger-Spengler übernahm 1855 die Spinnerei seines Vaters. Porträt um 1870.
Foto: winbib (Signatur 170168)

Übernahme der Spinnnerei und Wirken in Wülflingen

Johannes Beugger-Spengler erlernte, wie schon sein Vater Johannes Beugger-Oehninger (1778–1852), den Beruf als Mechaniker. Seine Kenntnisse vertiefte er am «Conservatoire des Arts et Métiers» in Paris, der damals führenden Institution für technischen Unterricht. Danach führte ihn sein Weg nach England, wo er in grossen Spinnereien arbeitete und seine Kenntnisse weiter ausbaute. Nach seiner Rückkehr nach Wülflingen übernahm er in der Fabrik seines Vaters die Position als Werkleiter. Als sein Vater 1852 krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage war, die Fabrik zu führen, und kurz darauf verstarb, übernahm Johannes Beugger die Leitung der Fabrik im Auftrag der Erben. 1854 heiratete er Jeannette Spengler aus Mannheim und richtete sich in Wülflingen einen schönen Wohnsitz mit Stallungen und Zierhäuschen ein. 1855 fand die Erbteilung statt, und Johannes Beugger junior konnte die Fabrik vollständig übernehmen.

Von 1851 bis 1855 war Beugger Mitglied der Schulpflege. Allerdings scheint er sich in dieser Zeit mit einigen Behördenvertretern verkracht zu haben, die ihm zukünftig missmutig gegenüberstanden. Entsprechend oft erhob der Gemeinderat Einsprachen gegen Beuggers Pläne, ein neues Wasserwerk für seine Fabrik zu bauen. Die Spannungen führten offenbar so weit, dass Beugger 1860 das Bürgerrecht von Winterthur erwarb und somit auf das Bürgerrecht von Wülflingen verzichtete.

Stilllegung der Fabrik und Umnutzung

Der junge Beugger hatte – wie sein Vater – mit hartnäckigen Auseinandersetzungen um Wasserrechte zu kämpfen. Gegen Ende der 1860er-Jahre geriet die Spinnerei in Wülflingen aufgrund der Wirtschaftskrise und des ständigen Ringens um die neuesten technischen Fortschritte in eine finanzielle Schieflage. Es folgte ein langer Kampf um das Überleben der Beuggerschen Unternehmungen, der an mehreren Fronten geführt wurde. Das Vorhaben scheiterte jedoch, und bereits 1870 kam es zur Stilllegung der Fabrik. Die leerstehende Anlage diente 1871 zur Internierung von rund 400 Soldaten der in die Schweiz geflohenen Bourbaki-Armee. Am 15. Oktober 1888 musste Beugger Konkurs anmelden. Der Kanton Zürich übernahm die Fabrikanlage und wandelte sie in eine Pflegeanstalt um (heute Integrierte Psychiatrie Winterthur).

Johannes Beugger lebte fortan in Armut. Als er seine Steuerschuld gegenüber der Gemeinde Wülfingen nicht mehr begleichen konnte, verliess er 1889 die Gemeinde mit seiner Frau und seinem jüngsten Sohn. Er zog mit seiner Familie nach Feuerthalen, wo er bis zu seinem Tod am 26. Mai 1899 verbittert seine letzten Lebensjahre verbrachte.

Nachlass

Der Nachlass der Beugg’schern Spinnerei befindet sich in der Sammlung Winterthur.


Benutzte und weiterführende Literatur

Herter, Gustav: Die ehemalige Beugger’sche Spinnerei in Wülflingen in Neues Winterthurer Tagblatt, Oberwinterthur, 1952

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
11.10.2024