Bildung und Soziales
Jugendhaus Winterthur (JUHU)
Steinberggasse 31
Das Jugendhaus Winterthur an der Steinberggasse 31 ist eines der ältesten Häuser dieser Art in der Schweiz. Es hat eine bewegte Geschichte hinter sich gebracht. Es ist, allen Unkenrufen zum Trotz, nach wie vor gut unterwegs. Es wird die Niederschwelligkeit des Jugendhauses geschätzt. Die Jugendlichen können sich hier ohne Konsumzwang treffen und sich verweilen.
Adresse
Jugendhaus
Steinberggasse 31
8401 Winterthur
1963: Steinberggasse 31, Rose, Jugendhaus, Innenansicht
Foto: winbib, Michael Speich (Signatur 025500)
In der Zeit um 1960 erwachte in der Jugend ein neuer Geist, auch ein rebellischer. Die Dominanz der Erwachsenen und das nicht erkennen wollen ihrer Bedürfnisse wurde zur Herausforderung. Im Zentrum der Jugendforderungen stand der Wunsch nach Räumlichkeiten, die sie selber verwalten konnten. Die Stadt Zürich ging da gegen Ende der 1950er-Jahre mit der Eröffnung des Jugendhauses Drahtschmidli voran. 1958 gründeten Manfred Stahel und Alfred Meier einen Jugendfreizeitverein. Zusammen mit anderen Jugendlichen begannen sie sich für ein Jugendhaus (Juhu) in Winterthur einzusetzen. Die Entwicklung in Zürich um das „Drahtschmidli“ wurde mit eigenen Besuchen beobachtet. Die aktive Gruppe um Stahel und Meier machten ihre Forderung für ein Jugendhaus nun publik und traten mit der Politik ins Gespräch.
Jugendverbände und –gruppen traten zu einer Vollversammlung (damals eine neue Definition) zusammen, um die Bemühungen zu unterstützen. Stadtrat Emil Frei traf sich 1961 mit den Jugendlichen und man beschloss, ein Projekt auszuarbeiten. Bald war auch die Suche nach einer Liegenschaft erfolgreich. Die Liegenschaft an der Steinberggasse 31 war früher im Besitz des Arbeiterbildungsvereins gewesen, der dort für ihre Bedürfnisse Räume und Verpflegung für Handwerker und Arbeiter angeboten hatte. Später ging das Haus an die Speisegesellschaft "Spisi" über, die es noch heute besitzt. Die Eröffnung konnte somit bereit am 6. Juli 1963 gefeiert werden. Die Leitung des Jugendhauses wurde einer Gruppe Jugendlicher zusammen mit einem Vertreter der Stadt anvertraut.
Erster Präsident wurde Manfred Stahel. Das Haus wurde nach den Vorstellungen der Jugendlichen und durch sie selbst umgebaut. Es entstand ein Jazzkeller, ein Kafi, ein Billardzimmer, eine Küche, ein Lesezimmer und ein Büro für die Betriebsleitung. Dass das Bedürfnis ausgewiesen war bewies die sofortige gute Auslastung. Das Kursangebot, das Kulturprogramm und andere Anlässe waren gut besucht. In den Jahren 1973 und 1974 kam es zu einer ersten Krise. Die Jugendunruhen in der Kantonshauptstadt motivierten auch Winterthurer Jugendliche zu Forderung zu mehr Autonomie. Insbesondere gab eine Wandzeitung im den Schaufenstern des Jugendhauses zu reden und führte zu politischen Querelen.
Unter starker Mitwirkung vom späteren SP-Stadtrat und Stadtpräsident Ernst Wohlwend gelang es die Wogen zu glätten. Es wurde ein Trägerverein ins Leben gerufen, der die Verantwortung für den Betrieb übernahm. Der Vorstand bestand aus je vier Jugendlichen und Erwachsenen. Diese erarbeiteten ein Konzept, das allseits akzeptiert wurde. So konnte das Juhu am 1. Oktober 1975, nach dem es seit März geschlossen war, wieder geöffnet werden. Es folgten einige wenige Jahre mit mehr oder weniger geordneten Verhältnissen bis im Jahr 1981 erneut ein Autonomieexperiment angestossen werden musste. Die Jugendunruhen (Globuskrawalle) in Zürich gaben dazu den Anstoss. Es ging in der Folge turbulent zu und her.
Mit viel Umsicht stand der damalige Präsident des Trägervereins Haymo Empl (CVP-Gemeinderat) der Entwicklung vor und konnte so das Geschehen einigermassen in akzeptablen Verhältnissen halten. Die erneute Herausforderung entstand mit dem Drogenproblem. Drogenabhängige machten sich im Juhu breit und übernachteten auch dort. In der Folge wurde das Juhu erneut geschlossen. Vom Februar bis im November 1982 blieb das Jugendhaus verriegelt. Am 20. November 1982 wurde das Haus mit neuen drei Sozialarbeitern und neuem Konzept wiedereröffnet. Erstes Ziel war wieder möglichst viele Jugendliche anzusprechen. Noch immer spielte das Drogenproblem böse mit, denn die Stadt reagierte mit einer repressiven Drogenpolitik. Aber das Juhu funktionierte und wurde bestens besucht.
Viele Klippen wurden immer wieder umschifft. Das nun professionelle Führungsteam machte einen guten Job. Auch finanzielle Probleme konnten mit der Stadt gelöst werden. Heute teilen sich fünf ausgebildete Betreuungspersonen 290 Stellenprozente und sie bilden das Führungs- und Leiterteam. Seit 2000 sichert ein neuer Subventions- und Leistungsvertrag den professionellen Betrieb des Jugendhauses. Das Juhu erhält einen jährlichen Beitrag von 400‘000 Franken. Die Kernaufgaben sind dafür wie folgt definiert: Förderung der sozialen Sicherung und der gesellschaftlichen Integration, die Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen und die Förderung der jungen Kultur. Heute ist das Juhu für die Jugendlichen ein Ort der Sicherheit.