Vereine und Verbände
Kaufmännischer Verband Winterthur (KFMV)
Der frühere Kaufmännische Verein für Angestellte in Büro, Verkauf sowie verwandten Berufen ist ein wichtiger Sozialpartner im Raum Winterthur. Er wurde 1863 gegründet und ist heute mit 2'300 Mitgliedern die sechstgrösste Sektion des KV Schweiz. Er ist Träger der Berufsschule «Wirtschaftsschule KV Winterthur» mit rund 1'000 Lernenden in der Grundbildung und einem grossen Weiterbildungsangebot.
Adresse
Kaufmännischer Verband Winterthur
Tösstalstrasse 37
8410 Winterthur
1912: Traditionell und symbolisch war lange Zeit das Schulgebäude an der Merkurstrasse 23. 1932 Modernisierung, Lifteinbau.
Foto: winbib (Signatur 031289_O)
So wurde in den neuen Statuten vom 15. Oktober 1932 stipuliert, dass Arbeitgeber nicht mehr als stimmberechtigte Mitglieder aufgenommen werden können. Damit war die Umwandlung und Erweiterung vom Bildungsverein zur modernen, reinen Arbeitnehmerorganisation vollzogen worden. Bereits seit 1907 wurde ein hauptamtliches Sekretariat geführt. Erster Amtsinhaber war Alfred Bötschi (bis 1915), der zuvor von 1900 bis 1904 und anschliessend von 1906 bis 1924 auch Vereinspräsident gewesen war.
Der Sekretär warte zusammen mit dem Vorstand diese dienstvertraglichen, beruflichen und sozialen Fragen. Dies hat sich bis heute nicht verändert. Selbstverständlich sind die Dienstleistungen der zeitlichen Entwicklung angepasst worden. Durch eine kompetente Angestelltenpolitik und zeitgemässe Gesamtarbeitsverträge vertritt der KV nach wie vor die Interessen seiner Mitglieder. Er setzt sich für die Sicherung von Arbeitsplätzen, zeitgemässe Anstellungsbedingungen und berufliche Entwicklungsmöglichkeiten für alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein. Im Falle von Streitigkeiten am Arbeitsplatz stehen den Mitgliedern der kostenlose und kompetente Rechtsdienst sowie eine Rechtsschutzversicherung zur Verfügung.
Auch die Schule passte sich immer wieder den Entwicklungen und Bedürfnissen an. Neben der Grundausbildung (obligatorische Berufsschule) werden Weiterbildungskurse und -seminare, Laufbahnberatungen und Coaching angeboten.
Durch diese Entwicklung ist das Raumangebot an der Merkurstrasse unter Druck gekommen. Als provisorische Erweiterung wurden Schulräume in der „SIDI“ an der Palmstrasse hinzugemietet. Gleichzeitig wurden wieder Baupläne studiert. Ein Projekt der Stadt Winterthur, die dem KV ein Schulhaus bauen wollte wurde 1976 vom Stimmbürger abgelehnt. Der Kaufmännische Verein (ab 2000 unter dem Titel „Kaufmännischer Verband)“ entschloss sich zum selbstständigen Handeln.
Im Herbst 1981 konnte das neue Schulhaus an der Tösstalstrasse bezogen werden und der Schule wieder in allen Belangen zweckmässige Räume zur Verfügung gestellt werden. Gut 25 Jahre später musste weiterer Schulraum geschaffen werden. 2007/08 ist eine Erweiterung durch einen 4. Stock gebaut worden.
Für das neue Schulhaus war der Architekt Janek Gundlach verantwortlich. Janek Gundlach († 2006) war im 2 Weltkrieg als Flüchtling mit der Polnischen Panzerdivision in die Schweiz gekommen und hat an der ETH Zürich sein Studium beendet. Sein Geschäftsdomizil war in Frauenfeld, mit einer Zweigstelle in Winterthur. Als weitere wichtige Bauten gehören unter anderen folgende wichtige öffentliche Gebäude in sein bedeutendes Schaffen: Kantonales Laboratorium Frauenfeld, Schulhaus Wigoltingen, Schulhaus Amriswil, Arbeitserziehungsanstalt Kalchrein, Hauptpostgebäude Frauenfeld, Mehrzweckhalle Eschlikon.
Am 11. November 1863 versammelten sich 20 junge Kaufleute im Gasthof zum Lamm an der Winterthurer Obergasse (Das Haus steht heute nicht mehr.) und gründeten den „Verein junger Kaufleute“. Zu dieser Zeit zählte die Stadt Winterthur 6500 Einwohner, davon 700 Ausländer. Der Impuls dazu kam aus den bereits bestehenden gleichartigen Vereinen in St. Gallen und Zürich. Der Drang nach Weiterbildung stand bei der Vereinsgründung eindeutig im Vordergrund. Die genehmigten neuen Statuten bestanden aus 18 Paragrafen und umschrieben den Zweck wie folgt: "Der Verein bezweckt, eine engere Verbindung der hiesigen jungen Kaufleute zu vermitteln und deren handelswissenschaftlicher Fortbildung durch wissenschaftliche oder praktisch-merkantilische Vorträge, freiwillige Vereinsarbeiten und allfällige Übung in den modernen Sprachen zu fördern."
Der Verein entwickelte ein aktives Leben — ab 1891 gab man sich den neuen Namen. „Kaufmännischer Verein“— und die ebenfalls 1891 eingeführte Fortbildungsschule fand immer stärkeren Zuspruch. Nach dem „Lamm“ folgten sich als Vereins- und Schullokal das „Casino“, der „Steinbock“, wieder das „Lamm“ und die „Sonne“, die „Traube“ am Untertor und schliesslich ab 1895 den „Bühlhof“. Langsam wurde das Bedürfnis nach einem eigenen Schulungsgebäude wach. 1905 wurde ein Baufond eingerichtet. Mit dem Inkrafttreten des zürcherischen Lehrlingsgesetzes im Jahr 1906 trat eine rasche Steigerung der Schülerzahl ein. Somit war die Schaffung von mehr Schulraum dringend nötig geworden. Im „Talgarten“ hatte man sich zuvor bereits günstiges Bauland gesichert und der Baubeginn liess auch nicht mehr lange auf sich warten. Das fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshaus entstand 1911/12 im neuklassizistisch geprägten Nachjugendstil durch die Architekten Rittmeyer & Furrer im Rahmen der Blockrandüberbauung „Talgartenhof“. Der KV-Bau war die zweite Etappe des ganzen Komplexes. Die totale Bauzeit dauerte von 1905-1929.Die Eckposition des Baues an der Kreuzung Merkurstrasse/Museumstrasse wird durch den alten Eckkerker mit geschweiftem Haubendach betont. Am 7. Juli 1912 fand die festliche Einweihung statt. Die aukosten mit samt Bauplatz beliefen sich auf 236'042 Franken. Die Stadt beteiligte sich mit einem Zehntel. Das alte Schulhaus an der Merkurstrasse 23 wurde im Jahre 2000 an eine Holding verkauft, nachdem es zuvor durch die Winterthur Versicherungen (heute AXA) als Ausbildungszentrum genutzt worden war.
Dieser Bezug des Eigenheims „Talgarten“ bildete quasi die Krönung zum 50-jährigen Jubiläum, das ein Jahr später 1913 gefeiert werden konnte. Der K.V.W. stand auf soliden Füssen und hatte sich in der Öffentlichkeit und im Zentralverein einen guten Namen geschaffen. An der Jubiläumsfeier am 30. November 1903 erneuerte man die Devise, die seit jeher auf der Vereinsfahne gestanden hatte: „Bildung, Fortschritt, Freundschaft“. Nach dem in den ersten 50 Jahren die Schwerpunkte des Vereinslebens in der Weiterbildung und der Pflege der Geselligkeit (Gesangs- und Turnsektion) gestanden haben, kamen mit der fortschreitenden Entwicklung der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem ersten Weltkrieg immer mehr auch die Vertretung und Wahrung der Interessen der Büro- und Handlesangestellten auf.