Schulbauten und Kindergärten

Kindergarten Unteres Bühl

Römerstrasse 134

Mitte der 1970er-Jahre überbauten wir in Oberwinterthur grössere Gebiete. Dazu gehörten die Überbauung nördlich des Stofflerenweges zwischen der SBB-Linie nach Seuzach und der Stadlerstrasse mit 300 Wohnungen, 100 Wohnungen am „Maro“ am Hang westlich von Zinzikon (Überbauung am Morgenweg) sowie weitere 300 Wohnungen auf der Jaeggliwiese, südwestlich vom alten Dorfzentrum. Ein neuer Doppelkindergarten war nötig.


Baujahr
1976-1977


Adresse
Kindergarten Unteres Bühl
Römerstrasse 134
8404 Winterthur

Der Kindergarten konnte 1977 seinen Betrieb aufnehmen. 
Foto: winbib (Signatur 065670)

Generationensiedlung «Unteres Bühl»

1969 reichte die Praxi Immobilien AG ein Baugesuch für die Grossüberbauung «Unteres Bühl» mit acht Mehrfamilienhäusern, einer Ladenpassage und einem Kindergarten ein. Bauherrin waren die Winterthurer Versicherungen. Die Siedlung entstand auf dem ehemaligen Jäggli-Areal zwischen der Talackerstrasse, der Kirche Oberwinterthur, der Römerstrasse und dem Unterwegli. Im Gegensatz zu den meisten anderen Stadtteilen, wo der Bau neuer Grossüberbauungen allmählich zurückging, erlebte Oberwinterthur um 1970 mit den Siedlungen an der Stadlerstrasse, «im Maro» und dem «Unteren Bühl» nochmals einen Wachstumsschub. Damit entstanden innert weniger Jahre rund 700 neue Wohnungen.

Bei der Siedlung «Unteres Bühl» flossen bereits Erfahrungen aus dem Wohnungsbau der 1960er-Jahre ein. Damals baute man vorzugsweise Familienwohnungen. Dies führte allerdings dazu, dass die Siedlungen kaum eine demografische Durchmischung aufwiesen. Gerade für kinderlose und ältere Personen waren die Siedlungen nicht attraktiv. Die Winterthur-Versicherungen versuchten mit der Überbauung «Unteres Bühl» ab 1972, andere Wege zu gehen und initiierten das Projekt «Winterthur-Modell». Ziel war es, die Generationendurchmischung in der Überbauung zu fördern. Dadurch wurde auch der sonst jeweils unmittelbare Anstieg von Kindergartenkindern etwas abgefedert. Dennoch war der Bau eines neuen Kindergartens dringend nötig.

Sparen, Kürzen, Sparen

1965 gingen noch 471 Kinder in Oberwinterthur in den Kindergarten, 1974 waren es bereits 510. Weil der Platz nicht mehr ausreichte, wurden damals fünf Kindergartenabteilungen in provisorischen Räumlichkeiten untergebracht. Zur Entlastung plante die Stadt im Herzen der Grossüberbauung einen Doppelkindergarten. Mit der Realisierung beauftragte sie den Zürcher Architekten Walter Niehaus. Aufgrund verschiedener Projektumstellungen konnten der Entwurf und der Kostenvoranschlag für den Kindergarten erst 1974 vorgelegt werden. Dabei zeigte sich, dass der geplante Kindergarten im Vergleich zu den bereits bestehenden Räumlichkeiten zu teuer war, also musste das Vorhaben noch abgespeckt werden. Nachdem schon 100'000 Franken eingespart wurden, folgten noch zwei weitere Kürzungen, womit für den neuen Kindergarten noch ein Betrag von 530'000 Franken übrigblieb.

Der eingeschossige Doppelkindergarten wurde direkt an ein siebenstöckiges Wohnhochhaus angebaut. Diese Bauweise war für jene Zeit typisch, weil dadurch verschiedene Kosten eingespart werden konnten. Zum Beispiel konnte der Kindergarten an die Zentralheizung der Überbauung angeschlossen werden. Der Kindergarten verfügte über zwei Klassenzimmer, Puppennischen, Garderoben und Geräteräume sowie ein Sprachheilzimmer, das gleichzeitig auch als Büro diente. Das gesamte Gebäude wurde unterkellert und enthält einen Kommandoposten für den Zivilschutz.

Ein Kindergarten inmitten archäologischer Ausgrabungen

Bevor der Bau des Kindergartens und der Siedlung beginnen konnte, fanden zwischen 1977 und 1983 umfangreiche archäologische Ausgrabungen statt. Unter dem Jäggli-Areal entdeckten Fachpersonen weite Teile der römischen Siedlung Vitudurum. Der Kindergarten nahm 1977 den Betrieb auf. Auf dem Chindsgiweg war für Abenteuer bei den ersten Generationen reichlich gesorgt.


Benutzte Quellen

Stadtarchiv Winterthur, Kindergarten Unteres Bühl, Baudossier (Signatur A40/160.1)

Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
23.09.2024