Film und Literatur

Kino Cameo

Lagerplatz 19

Auf dem Sulzer-Areal Lagerplatz in Winterthur ist ein neues Kino entstanden. Am 24. Oktober 2015 war Eröffnung. Das Kino mit 84 Plätzen und einer Bar wurde als eigenständiger Baukörper unter ein altes Schutzdach der Firma Sulzer gebaut.


Gründungsdatum
2015


Adresse
Kino Cameo
Lagerplatz 19
8400 Winterthur
2020: Kino Cameo Foto: winbib, Andreas Mader (Signatur FotDig_Mader_ 0188)

Keine Konkurrenz zu den bestehenden Kinos, sondern ein neues Angebot soll das Kino Cameo, das auf dem Sulzer-Areal Lagerplatz in Winterthurer gebaut wurde, sein. Anders als andere Kinos legt das Cameo Schwerpunkte und zeigt Filmreihen und Reprisenzyklen. Das Cameo soll die bestehenden Kinos in Winterthur nicht konkurrenzieren, sondern das Angebot für Filminteressierte erweitern, sagen die Verantwortlichen des Vereins Cameo. Das Publikum kann sich über sechs Wochen hinweg mit dem Werk eines Regisseurs auseinander setzen oder lernt das Filmschaffen eines Landes, eines Schauspielers oder zu einem bestimmten Thema kennen. Die Filme werden in der Originalsprache gezeigt.

Weil das Cameo einen 35­Millimeter ­Projektor besitzt, kann das technisch top ausgestattete Kino auch Filme mit unüblichem Filmmaterial präsentieren. Ein Team von elf Personen stellt die Filmreihen zusammen. Das Konzept ist das Gleiche wie früher beim Filmfoyer und dem Kino Nische, das jeden Sonntagabend im Gaswerk Filme zeigte. Mit 50 ehrenamtlichen Mitarbeitern und 500 Vereinsmitgliedern soll das Cameo auch ein Ort der Begegnung werden, wo man sich nach dem Film an der Bar zum Gespräch treffen kann. Das Kino Cameo konnte seine Tore nach langer und intensiver Vorarbeit im Herbst 2015 endlich öffnen und einweihen. Das neue Kino in der Form eines Kubus wurde in einer bereits bestehenden alter Sulzer-Lagerhalle erstellt. Die Bauaufgabe war nicht einfach, sondern herausfordernd.

Bei der Montage des Kinos bestanden verschiedene Möglichkeiten. Was das Ganze massiv erschwerte, waren die Platzverhältnisse in der bestehenden Halle. Seitlich wie auch in der Höhe war der Spielraum auf das Minimum begrenzt. Für die Montage des Kinos wurde entschieden, alles in Elementen zu produzieren und zu montieren. Beim Aufrichten wurde jeder zur Verfügung stehende Millimeter ausgenutzt. Die Dachelemente hatten eine Abmessung von 2,5 x 11 Metern, die Platzverhältnisse links und rechts lagen im Zentimeterbereich ohne Luft nach oben. Nach der Montage der Elemente konnte der Innenausbau beginnen. Im Hauptsaal wurde eine Tribüne erstellt, die für 84 Personen ausgelegt ist. Im 50 Quadratmeter grossen Foyer wurden die Wände mit einer Holzplatte verkleidet. Die Aussenfassade wurde im modernen Stil mit Formboardplatten eingepackt. Mit einer einfachen Platteneinteilung und der richtigen Farbauswahl konnte eine ansehnliche Fassade erstellt werden. Bauverantwortliche waren Architekt Peter Wehrli vom Architetenkollektiv AG und das Bauunternehmen Lerch AG.

Cameo – ein Ort für Filmkultur in Winterthur

Das Kino Cameo ist ein Programm-Kino, das sich dem Reprisen-Film der neueren und älteren Filmgeschichte verpflichtet und Filme aller Genres und aus allen Weltregionen berücksichtigt. Doch das Kino Cameo ist noch mehr: Es ist darüber hinaus ein Arthouse-Kino, das aktuelle Studiofilme als Premieren zeigt. Es ist unabhängig und bietet dem nichtkommerziellen Filmschaffen Raum. Filmveranstaltungen – teilweise in Kooperation mit anderen (Kultur-)Institutionen – ermöglichen eine engagierte Vermittlung von Filmkultur in verschiedenen Kontexten und für unterschiedliche Zielgruppen. Das Kino Cameo unterscheidet sich damit deutlich von den kommerziellen Kinos in Winterthur und garantiert als Programmkino eine Vielfalt im filmkulturellen Angebot. Das Cameo entstand aus dem Verein Filmfoyer Winterthur, der sich bereits in den frühen 1970er Jahren für die Filmkultur in Stadt und Region Winterthur engagierte. Das von der Stadt Winterthur subventionierte Filmfoyer hatte «die Aufgabe, durch Vorführungen, Veranstaltungen, Publikationen usw. das Verständnis und Interesse für den künstlerisch wertvollen Film zu wecken.» 1997 gründeten Akteure aus dem Filmfoyer und dem Kino Nische die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur, dank derer sich Winterthur bereits in der Filmszene etablieren konnte.

Geschichte des Vereins „Filmforum“

Ende der 60er, anfangs der 70er Jahre finden sich Filmbegeisterte im Jugendhaus an der Steinberggasse zusammen und setzen sich ab 1971 unter dem Namen «Filmfoyer» für den «künstlerisch wertvollen und fortschrittlich engagierten Film» (Statuten, 1972) ein. Kurze Zeit später (dokumentiert ab 1974) zeigt das Filmfoyer wöchentlich 16mm-Filme im Kellertheater «Goldige Schluuch» an der Marktgasse. In eigener Regie werden Filmbeschreibungen erstellt, redigiert und vervielfältigt und an die Mitglieder und das Publikum verteilt. «Das Filmfoyer versteht sich nicht nur als Filmklub, sondern auch als offenes Forum. Wir stellen unsere Einrichtungen anderen Organisationen, die Filme zeigen möchten, zur Verfügung. So führten das Afrika-Komitee und die Vereinigung 'Freundschaft mit China' je einen Abend durch; gemeinsam mit dem Kunstverein gestalteten wir das Programm expressionistischer Filme.» (Jahresbericht, 1976) 1977 zieht das Filmfoyer in das «Zentrum am Obertor» um. Zu Beginn der 1980er Jahre kann das Filmfoyer sein Programmangebot massiv erweitern: Mit der neuen Spielstätte im vergleichsweise grossen «Kino Talgarten» (zwischenzeitlich auch «Kino City» am Neumarkt) kann das Filmfoyer nun auch 35mm-Filme vorführen. Umgekehrt geht damit aber auch etwas von der intimen Filmclub-Atmosphäre verloren. 1983 erhält das Filmfoyer erstmals finanzielle Unterstützung seitens der Stadt Winterthur. 1989 schliesslich mietet sich das Filmfoyer Winterthur im neuen «Studiokino Loge» am Oberen Graben ein. Ein Subventionsvertrag mit der Stadt erlaubt es dem Verein, ein Teilzeitsekretariat einzurichten. Der Kreis der aktiven MitarbeiterInnen (Programmgruppe, Kassenbetreuung, etc.) wird erweitert, die Organisation (Filmbeschaffung, Öffentlichkeitsarbeit, Administratives) wird professionalisiert. Diese Entwicklung mündet 1994 in einen neuen Auftritt gegen aussen: das Filmfoyer legt sich ein neues einheitliches Erscheinungsbild zu. Mit der Verbesserung der Rahmenbedingungen, verstärkten Werbe- und Informationsanstrengungen gelingt es dem Filmfoyer in den 1990er Jahren im Kino Loge trotz drastisch verschlechterter Bedingungen im Filmverleih immer wieder, die programmierten Filme vor ausverkauftem Saal zu präsentieren. Die Anstrengungen in dieser Richtung halten auch unter den neuen Bedingungen (Sparmassnahmen der Stadt Winterthur) an! Text aus der Website „filmfoyer“

Bibliografie

    Cameo

    • Einträge ab 2011

      Biberstein, Sandra: Ein neues Kino für die Filmstadt. In: Coucou, Nr. 15 (2014). S. 8-11. m. Abb.
      Huber, Werner: Kleines Kino ganz gross. In: Hochparterre 1-2 (2016). S. 53. m. Abb.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023