KMU und Gewerbe

Kronauer, Sanitäre Anlagen, Spenglerei

1808 - 2005

Die Firma Kronauer & Stucki, Spenglerei und Sanitäre Anlagen, im Hause „Zum Jakobsbaum“ am Graben blickt, so man eine von 1808 datierte Aufzeichnung als erstes Dokument betrachtet, auf ein langes Bestehen zurück. Aus bescheidenen Anfängen und kleinstädtischen Behutsamkeit hat sich das Familienunternehmen Kronauer mit der Entwicklung seines Handwerkes und Gewerbes zu einer grossen Bedeutung entfaltet.


Auflösung
2005

Gründungsdatum
1808


Adresse
Gärtnerstrasse 18
8400 Winterthur
Jonas Kronauer 1743-1804, Arzt, Chirurg, Geschäftsgründer Foto: winbib (Signatur 172136)

Die Kronauer gehören zu den ältesten Geschlechtern der Stadt Winterthur, ist doch ihr Name bereits 1577 im Bürgerbuch verzeichnet. Während Jahrhunderten sind die Kronauer unter dem Ärztestand, den Badern und Chirurgen zu finden. So erwarb Mitte des 18. Jhdt. ein Johannes Kronauer die obere Badstube, auf welche das Volk den Namen des oberhalb des Rychenbergs gelegenen „Lörlibad“ übertrug. Der Chirurg und Stadtarzt Jonas Kronauer (1743-1804) zur Sonnenuhr an der Ecke Metzggasse/Garnmarkt liess einen seiner acht Söhne das Spenglerhandwerk erlernen. Nach seinen Wanderjahren kam es zur Gründung des Unternehmens. Der Gründer des Geschäfts war Jonas Kronauer (1787-1852). „Im Klopfer“ an der oberen Marktgasse betrieb er seit 1808 eine Spenglerei nach gutem, altem Brauch. Nebst einer Werkstatt richtete er auch einen Laden ein. Haushaltartikel, Lampen, Laternen, Wärmeflaschen, Giesskannen und auch Spielwaren konnte man kaufen. 1845 ging der Betrieb an seinen Sohn Johannes (1817-1888), der die Werkstatt an die Stadthausstrasse in das Haus „Zum halben Mond“ verlegte. In seinen Betriebsräumen gebrauchte er bereits schon einfachere Maschinen für die immer mehr zur Verwendung kommenden Blecharbeiten in- und ausserhalb von Gebäuden. Als Spezialität erstellte er Ventilations-Anlagen für kleinere und mittlere Räume.

Sein Nachfolger in dritter Generation war der Neffe Friedrich Jonas Kronauer (*1843-1923, Sohn von Bruder Jonas 1814-1858). Nach ausgedehnter Wanderschaft in Deutschland und Frankreich übernahm er 1868 das Unternehmen und führte es zu neuer Blüte. Mit der Einführung der städtischen Wasserversorgung 1872 nahm ein kommunales Installationsgeschäft seinen Betrieb auf. Kronauer war einer der drei privaten Installateure, welche ganze Reviere für die Hausinstallation zugeteilt erhielten. Von einem Verwandten erwarb er das Haus zum Jakobsbaum am Graben 23 und verschaffte sich damit die Gelegenheit, sein Geschäft im eigenen Haus weiter auszubauen. Die sich daraus ergebende Spezialität waren Badeanlagen für Private und Schulen, die in der ganzen Ostschweiz und bis in den Tessin hinunter geschätzt wurden. Auch die Ofenfabrikation wurde betrieben. In vielen Kirchen und grossen Sälen im Kanton herum wurde damals mit den bewährten, regulierbaren Immerbrennöfen (Calorifères) von Kronauer geheizt. Den Zeitverhältnissen entsprechend, entwickelte sich die Firma hauptsächlich in der sanitären Installationsbranche.

In einer grossen Anzahl stattlicher Bauten der neueren Zeit wirkte Kronauer: Kantonsschule Rychenberg, Verwaltungsgebäude Volkart, Büroneubauten Sulzer, Talgartenüberbauung, Unfallversicherung, Neubau Bankgesellschaft usw. Mit Fritz Kronauer (1882-1962) übernahm 1913 wiederum ein Sohn das väterliche Geschäft. 1920 stiess sein Stiefbruder Walter Kronauer (1892-1969) bis 1950 dazu. 1943 konnte zur Geschäftserweiterung die Liegenschaft der alten Fuhrhalterei Böschenstein an der Gärtnerstrasse erworben werden. Als sich Mitte des 20. Jhdt. abzeichnete, dass kein Familienmitglied zur Nachfolge mehr bereitstand, begann 1948 die Ausschau nach einem aussenstehenden Nachfolger. Die Wahl fiel auf Hans Stucki (1907-1987) aus Zürich. Am 1. Januar 1950 wurde die Firma Kronauer & Stucki gegründet. Hans Stucki nahm das Unternehmen zügig in seine Obhut und baute es weiter aus. Im Firmenlogo wurde das Tätigkeitsgebiet wie folgt umschrieben: Bauspenglerei, Sanitär, Reparaturservice sowie Planung und Devisierung. Nach dem Tode von Fritz Kronauer 1962 wurde die Firma Hans Stucki gegründet. Im Jahre 1968 wurden die alten Gebäulichkeiten abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. 1969 wurden die von Hans Stucki neu erbauten Geschäftsräume an der Gärtnerstrasse 18 bezogen. Am 1.Januar 1973 gründete Hans Stucki die Firma H. Stucki AG.

Im Dezember 2005 wurde das Unternehmen unter seinem letzten Geschäftsführer Richard Stucki (*1941, Sohn von Hans Stucki) mangels Nachfolge aufgehoben.Die Gebäulichkeiten des einstigen traditionsreichen Betriebes H Stucki AG an der Gärtnerstrasse 18 sind mehr oder weniger unverändert erhalten geblieben. Sie werden unter neuen Besitzern weiterhin aktiv genutzt, aber ganz anders. Der ehemalige grosse Werkstattraum steht für Events aller Art mietweise zur Verfügung. Weitere Räumlichkeiten werden als „Werkplatz“ angeboten. Eine breite Palette von Kleinfirmen hat bereits davon Gebrauch gemacht.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
24.02.2022