Museen, Sammlungen und Bibliotheken

Kunst Museum Winterthur Villa Flora

Tösstalstrasse 44

Die Villa Flora an der Tösstalstrasse in Winterthur war von 1995 bis 2014 eine Perle unter den Winterthurer Museen. Die späteren Besitzer, Arthur und Hedy Hahnloser, nutzten ihr Wohnhaus auch als eine Art Museum. 19 Jahre war es dann ein Museum gewesen. Vorwiegend postimpressionistischer Kunst konnte noch im originalen Ambiente bewundert werden.


Baujahr
1846


Adresse
Kunst Museum Winterthur Villa Flora
Tösstalstrass 44
8400 Winterthur
1908: Tösstalstrasse 42, Villa Flora, Innenansicht Gesellschaftsraum Foto: winbib, Hermann Linck (Signatur Fot_Rittmeyer_002-003)
Es gibt in der Schweiz einige Kunstsammlungen, die von ihren Mäzenen mit viel Hingabe zusammengetragen worden sind. Ihre Nachlässe werden aber in Museen gehalten die das spontane, das persönliche Empfinden vermissen lassen. In den Räumen der heutigen Villa Flora ist das anders. Die Flora ist nicht ein Kunstmuseum, sondern es ist auch ein Kunstmuseum. Das persönliche Fluidum des Sammler-Ehepaares Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler ist erhalten geblieben. Man stösst auf Spielsachen, Gesticktes, auf Keramikgefässe und anderes, die die rastlose und emsige Hausdame neben allem anderen meist auch noch selber hergestellt hat. So ist die Atmosphäre der Räume, in denen das Sammlerpaar gelebt hat erhalten geblieben. Man kann auch nachvollziehen, wie sich die vielen Gäste, die Künstler und die Künstlerfreunde, in diesem Hause gefühlt haben mögen: wohl und zufrieden.

So ist die Flora eben nicht ein Kunstmuseum, sondern ein Wohnmuseum. Man kann, ja muss sich setzen (Stühle sind genügend vorhanden) und die Gefühle, die von überall einströmen, ganz einfach wirken lassen. Kunstgenuss pur. Der Besuch der einzigartigen Kunstsammlung Hahnloser war lange Zeit nur für einen kleinen Kreis aus dem Umfeld der Familie möglich. Seit 1995 aber sind diese Kunstschätze dem breiten Publikum zugänglich. Jedes Jahr zeigt eine neu gegliederte Wechselausstellung neue Facetten dieser aussergewöhnlichen Bilder aus der Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert. Die erhaltenen privaten Räume des Sammlerehepaares unterstützen die Einmaligkeit dieses Kunstgenusses. Das Ehepaar Hedy und Arthur Hahnloser-Bühler hat in den Jahren von 1907 bis 1930 intensiv und mit ausserordentlichem Geschick eine Kunstsammlung aufgebaut, die sich heute in einer phänomenalen Qualität präsentiert.

Die Auswahl der Kunstwerke konzentriert sich auf einen speziellen Kreis von Malern und Bildhauern, die zu den bedeutendsten Künstlern aus der Zeit der Wende zum 20. Jahrhundert gehören. Die Hauptgruppe gehört dem Kreis der "Nabis" und den "Fauves" an, also der Zeit im Nachgang zum Impressionismus. Folgende Künstler sind unter anderen vertreten: Bonnard, Cézanne, van Gogh, Hodler, Matisse, Redon, Renoir, Rodin, Toulouse-Lautrec und Valloton. Das Sammlerpaar Hedy Hahnloser-Bühler (1873-1952), Tochter des Textilfabrikanten Karl Bühler-Blumer, und der Augenarzt Arthur Hahnloser (1870-1936) pflegte einen regen Kontakt zu einigen der Künstler, die sich darum auch wiederholt in Winterthur aufhielten. Das Haus "Villa Flora", 1846 durch Johann Heinrich Heider (1814-1850) erbaut, wurde vom Grossvater, Heinrich Bühler-Guyer, von Frau Hedy Hahnloser 1858 erworben und als junges Paar konnten sie dieses Haus beziehen. Arthur Hahnloser führte darin auch seine Augenpraxis. Das Gebäude wurde zwischen 1862 und 1927 mehrmals umgebaut und erweitert. 1908 bauten die Museumsarchitekten Rittmeyer und Furrer den Salon im Sezessionsstil. 1995, vor der Inbetriebnahme des Museums, wurden eine sanfte Renovation und ein gut gelungener Anbau (Eingangshalle) vorgenommen. Zusammen mit dem schönen Garten mit den Maillol-Skulpturen rundet sich das authentische Bild der bürgerlichen Wohnkultur zu jener Zeit eindrücklich ab.

Das vorläufige Ende

Eigentlich war von der Stadt Winterthur geplant gewesen das Kunsthaus „Villa Flora“ in Zusammenarbeit mit dem Kanton Zürich und dem Kunstverein Winterthur aus- und umzubauen. In neuer Grösse hätte es in die Winterthurer Museumslandschaft eingegliedert werden sollen, um weiterhin als deren Perle ausstrahlen zu können. Dazu war gegen Ende des Jahres 2013 alles bereit. Die Stiftung der Familie Hahnloser/Jäggli und der Kunstverein haben dem Konzept zugestimmt und der Kanton hat die Gelder bewilligt. Dann schlidderte die Stadt Winterthur –nach Auffassung der Sadtregierung- in finanzielle Nöte und sistierte das Geschäft. In der Folge sah sich der Flora-Trägerverein gezwungen den Museumsbetrieb einzustellen. In den letzten Wochen wurde die Hahnloser-Bildersammlung noch von einem Besucherstrom überstürzt, bevor am Sonntag, 27. April 2014 die Türen geschlossen wurden.

Die Werke der Sammlung von Arthur und Hedy Hahnloser sind jedoch nicht im Depot verschwunden, sondern werden stattdessen auf einer Europa-Tournee gezeigt. Und dies sehr erfolgreich. Nach der ersten Station in der Hamburger Kunsthalle mit 134‘000 Besuchern folgte die Präsentation im Musée Marmottan Monet in Paris (177‘000 Gäste) und ab Mitte März 2016 war die Ausstellung im Kunstmuseum Moritzburg in Halle an der Saale im Osten Deutschlands zu sehen. Den Abschluss macht die Staatsgalerie Stuttgart ab 3. Februar 2017 bis 18. Juni 2017. Es blieb die Hoffnung, dass die nötige Finanzierung sichergestellt werden kann, um der Villa Flora einen Neustart in der Kunststadt Winterthur zu ermöglichen. Im November 2016 platzte dieser Hoffnungsschimmer.

Obwohl der Stadtrat von Winterthur im Sommer 2016 sich in einem Museumskonzept klar für die Weiterführung der Villa Flora ausgesprochen hat, gelang es nicht, die Werke von Vallotton, Bonnard und Vuillard, Matisse, Cézanne und van Gogh in absehbarer Zeit wieder in Winterthur ausstellen zu können. „Die Sammlung Hahnloser/Jaeggli kehrt Winterthur den Rücken* titelte „Der Landbote“ am 21. Oktober 2016. Ab August 2017 werden die Bilder als Leihgabe im Kunstmuseum ausgestellt sein. In einem eigenen Raum werden die über 100 Bilder und Plastiken gezeigt. Für längstens 15 Jahre ist diese Ausleihung geplant. Wenn die Villa Flora in Winterthur während dieser Zeit wieder hergerichtet ist, kann die Sammlung zurückgerufen werden. Wieder wird Hoffnung geschürt, dass die Villa Flora einst wieder eingerichtet werden kann!

Bibliografie

    Sammlung Hahnloser-Bühler, Villa Flora. Kunstmuseum

    • Einträge ab 2011

      Hahnloser, Margrit (Hrsg.): Die Sammlung Arthur und Hedy Hahnloser. Mit den Augen der Künstler. Benteli, Bern, 2011. 384 S., ill.
      Winter, Agi: Schlussbouquet vor der vorübergehenden Schliessung. In: Der Tösstaler, Nr. 21, 137 Jg. (2014). S. 6. m.Abb.
      Die Villa Flora und ihre Bilder. In: Winterthurer Zeitung, Jg. 14, Nr. 6 (2015), S. 23 m. Abb.
      Morselli, Carmela: Geschichtsträchtige Projektionsfläche. In: Coucou, Nr. 26 (2015). S. 42-43. m. Abb.
      Russo, Giampaolo; Salon der Gegenwart (Hrsg.): Villa Flora, Winterthur. In: Salon der Gegenwart. edition clandestin, 2021, S. 22-29, m. Abb.

      Einträge 1991–2010

      Eröffnung: Landbote 1995/155 von Lucia Cavegn und Nico Renner + weit. Beitr. m.Abb. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1995/155. - Weinländer Zeitung 1995/77. - Andelf. Zeitung 1995/82 1Abb. - Kunst+Architektur 1995/4 von Nico Renner, 1Abb. - Windfanganbau: Winterthurer Jahrbuch 1996 1Abb.
      1 Jahr: Landbote 1996/76.
      Ehrenmedaille Kt. Zürich für Robert und Verena Steiner-Jäggli: NZZ 1996/280 S.53 1Abb. - Landbote 1996/279.
      Schenkungen von Luzia Bühler: Landbote 1998/16 von Nico Renner, m.Abb. - NZZ 1998/16 S.54 1Abb.
      Dokumente für Sammlung: Landbote 1998/151.
      Schenkung von Elisabeth Lasserre-Jäggli: NZZ 1999/207 S.46. - Landbote 1999/206. - Tages-Anzeiger 1999/237 1Abb. [Winterthurer Dok. 1999/37].
      Subventions-Vertrag: Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1999/65.
      Zu Besuch bei Verena und Robert Steiner-Jäggli: Schw. Illustrierte 1999/44 S. 110-116 von Caroline Hauger, m.Abb.
      Bonnard, "La carafe": Landbote 2000/95 von Ursula Perucchi, m.Abb.
      In: Lukas Gloor. Impressionismus in der Schweiz. Heidelberg, Vernissage Verlag, 1999, m.Abb.
      Im Spannungsfeld der Moderne: Landbote 2000/215 von Robert Steiner.
      Bundesratsbesuch: Weinländer Zeitung 2001/76.
      Zusammenarbeit mitKunstmuseum: Landbote 2002/62.
      Leitbild: Winterthurer Dok. 2003/107.
      Ausstellung "Bonnard in Winterthur", zusammen mit dem Kunstmuseum: Landbote 2004/70 Vorbereitungsarbeiten, von Eva Kirchheim, m.Abb., 89 Segelpartie ins Glück, von SabineArlitt,m.Abb.; Wo die Moderne begann, Kunst und Innenarchitektur (Flora) von Adrian Mebold, 1Abb.
      Unterm gleichen Dach wie Bonnard leben: Landbote 2004/174 Robert und Verena Steiner-Jäggli (Hinter der Fassade), 1Abb.
      WechselKonservatorin: Landbote 2004/220.
      Konservatorin Ursula Perucchi-Petri: NZZ 2004/246 S. 52 1Abb. - Landbote 2005/11.
      Konservatorin Christine Jenny, Interview: Spots 2005/8 1Abb.
      10 Jahre: NZZ 2005/49 S. 34 von Philipp Meier, 1Abb. - Landbote 2005/195 Sommerfest, 1Abb.
      "Kind mit der Orange" von Van Gogh. Verkauf: Tages-Anzeiger 2008/53 m.Abb. - Landbote 2008/52 1Abb.
      Verena und Robert Steiner-Jäggli: Landbote 2008/186 von Alex Hoster, m.Abb.
      Felix Vallotton "Modèle assis sur le divan del'atelier": Landbote 2008/214 Lieblingsbild Silvia Volkart, von Alex Hoster, m.Abb.
      Die Seele einer Zuckerdose : Stillleben und Interieurs inder Villa Flora ; aus der Sammlung Arthur und HedyHahnloser-Bühler und aus Schweizer Privat- und Mueumsbesitz; [Ausstellungsdauer: 25. Oktober 2008 bis 20. September2009] / hrsg. von Angelika Affentranger-Kirchrath. MitBeitr. von Angelika Affentranger-Kirchrath ; HenrietteHahnloser. Bern ; Zürich ; Sulgen : Benteli, 2008. 101S. : Ill.
      Vergrösserung: Tages-Anzeiger 2009/127 [Winterthurer Dok.2009/38].
      La Blanche et la Noire, ein irritierendes Gemälde von Felix Vallotton: NZZ 2009/181 S. B1 von Ursula Perucchi-Petri, 1Abb.
      Hahnloser/Jäggli-Stiftung, Villa Flora, 1980: Sammeln & Bewahren : das Handbuch zur Kunststiftung für denSammler, Künstler und Kunstliebhaber / Franz J. Sladeczek ;Andreas Müller. Sulgen : Benteli, 2009, S. 195-199 m.Abb.
      Zusammenarbeit mit Kunstverein: Landbote 2010/142.
      Finanzierungsgesuch an Kanton: Winterthurer Zeitung 2010/25

    Sammlung Hahnloser-Bühler, Villa Flora. Suche nach Standort in Winterthur

    • Einträge 1991–2010

      Landbote 1992/250, 1993/104, 1994/70, 186, 239, 273. - NZZ 1992/251 S.51, 239 S.55. - Winterthurer Arbeiterzeitung 1992/250, 1993/72, 268, 271. - Tages-Anzeiger 1994/70. - Weinländer Zeitung 1994/119 1Abb. - Anträge, Anfragen und Interpellationen des Grossen Gemeinderates Winterthur 1991/93, 1994/85

    Sammlung Hahnloser-Bühler, Villa Flora. Ausstellungen

    • Einträge ab 2011

      Affentranger-Kirchrath: Geschichten hintern Bildern. Eine besondere Sammlungspräsentation in der Villa Flora. Winterthur, 2011. 2 CDs + 1 Beiheft.
      Naef Binz, Claudia: "Who is who" der Kunst ist zurück in der Villa Flora. In: Winterthurer Zeitung, Nr. 12 (2024). S. 17. m.Abb,

      Einträge 1991–2010

      In Luxemburg: Landbote 1995/7.
      "Sehnsucht nach dem Paradies": Landbote 1997/48, 61 von Nico Renner, m.Abb. - Weinländer Zeitung 1997/25. - NZZ 1997/267 S. 27 von Matthias Frehner, 1Abb. - Basler Zeitung 1997, 5. 3. [Winterthurer Dok. 1997/34].
      Hedy Hahnloser und ihre Künstler:Ausstellung: NZZ 1998/291 S.54 von Ulrich Gerster, 1Abb.
      Intime Welten: Landbote 1999/23 von Nico Renner, m.Abb. - Weinländer Zeitung 1999/12. - Tages-Anzeiger 1999/23 1Abb., 29 1Abb. [Winterthurer Dok. 1999/6]. - NZZ 1999/51 S.43 von Angelika Affentranger-Kirchrath, 1Abb., 60 S. 82 Das Interieur bei den Nabis und Vuillard, von Ursula Perucchi-Petri, 1Abb.
      237 1Abb. [Winterthurer Dok. 1999/37].
      "Hodler und seine Zeit": Landbote 2000/89, 234 von Rudolf Koella, m.Abb. - Weinländer Zeitung 2000/46. - NZZ 2000/97 S. 46 von Philipp Meier, 1Abb. - Tages-Anzeiger 2000/100.
      "Reize der Grossstadt": Landbote 2001/102. - Spots 2001/19 Interview Ursula Perucchi. - NZZ 2001/158 S. 42 von Katharina Dobai, 1Abb.
      "Der Sämann, Vincent van Gogh": Landbote 2002/133 von Angelika Maass, 1Abb., 218 m.Abb. - Weinländer Zeitung 2002/67 von Kurt Zimmermann. - NZZ 2002/146 S. 40 von Angelika Affentranger-Kirchrath.
      Odilon Redon: Landbote 2003/84 von Herbert Büttiker, 1Abb. - NZZ 2003/102 S. 28 von Philipp Meier,m.Abb.
      Der Sämann, Vincent Van Gogh: Vernissage 2003/2 von Ursula Perucchi-Petri, m.Abb. - Landbote 2003/11 von Silvia Volkart, 1Abb.
      Einblicke-Augenblick, von van Gogh bis Vallotton: NZZ 2005/49 S. 34 von Philipp Meier, 1Abb.
      Alice Bailly: NZZ 2006/127 S. 58 von Angelika Affentranger-Kirchrath, 1Abb. - Tages-Anzeiger 2006/147 von Feli Schindler, 1Abb. - Winterthurer Jahrbuch 2007 Linie, Faden und Quadrat, von Sibylle Omlin, m.Abb.
      Zwischen Muse und Kokotte, das Bild der neuen Frau um 1900: Landbote 2007/21 von Angelika Maass, m.Abb. - NZZ 2007/26 S. 58 von Suzanne Kappeler, 1Abb.
      Vallotton: Landbote 2007/232 von Angelika Maass, 1Abb.
      "Die Seele einer Zuckerdose, Stilllebenund Interieurs in der Villa Flora": Landbote 2008/249 von Angelika Maass, m.Abb.
      "Vive la Peinture!": Landbote 2009/252 von Angelika Maass, m.Abb.
      Sehnsucht und Erfüllung, Maillol und Lehmbruck: Landbote 2010/88 von Herbert Büttiker, m.Abb. - NZZ 2010/91 S. 21 Göttin, Sinnende und Muse, von Suzanne Kappeler, 1Abb. - Sehnsucht und Erfüllung : Maillol und Lehmbruck in der VillaFlora / Hrsg. von Angelika Affentranger-Kirchrath undGottlieb Leinz ; mit Beiträgen von Angelika Affentranger-Kirchrath und Gottlieb Leinz. - Bern : Benteli, 2010. 103 S. : Ill.


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023