Museen, Sammlungen und Bibliotheken

Kutschensammlung Jedele

Seit dreissig Jahren beschäftigt sich Markus Jedele neben seinem Beruf als Architekt mit den Schweizer Postkutschen und deren Geschichte. In dieser Zeit hat er eine Sammlung mit achtzehn Postkutschen und Postschlitten zusammengestellt, deren Vielfalt vom kleinsten Bergschlitten bis zum imposanten Alpenwagen reicht. Neben Postkutschen umfasst die Sammlung verschiedene Kutschen aus Winterthur und viele Exponate zum Schweizer Kutschenbau.


2017: Die Postkutsche nach Arosa wurde 1902 gebaut,, war aber bereits um 1915 nur noch gelegentlich im Einsatz. Foto: Christian Schwager

Markus Jedele ist in Winterthur bekannt als renommierter Architekt, der zusammen mit seinem Architekten-Kollektiv in der Stadt und anderswo bereits markante Zeichen seiner Architektur gesetzt hat. An öffentlichen Bauten wäre das Schulhaus Wiesen in Veltheim und der Neubau des Krematoriums Rosenberg zu nennen. Auch die Umbauten der Talgarten-Liegenschaften (vormals Kino Talgarten), der Obertor-Häuser (über der ehemaligen Post Obertor) in Studenten-Unterkünfte und Schulzimmer, tragen Jedeles Handschrift. Die zweckmässigen Einbauten von Wohneinheiten für Asylanten in der Kirche Rosenberg und im alten Tramdepot im Deutweg sprechen eine eigene spezielle Sprache.

Diese Konstruktionen aus Holzelementen sind im Übrigen auch das Resultat von Vater und Sohn. Hannes Jedele hat in der Aussenwacht Stadel seine Firma „holzhandwerk“ eingerichtet. Diese Asyl-Häuschen — entstanden in Kooperation von Architekt Markus (Vater) und Holzfachmann Hannes Jedele (Sohn) — haben sich inzwischen aufs Beste bewährt. Eine weitere hervorragende Zusammenarbeit zwischen den beiden Baufachleuten bezeugt seit Frühjahr 2017 der Umbau einer alten Scheune in Stadel in eine Holzwerkstatt und in ein Kutschenmuseum. „Die freistehende Scheune an der Wiesendangerstrasse 82 in Stadel bei Winterthur wurde 1899 am Dorfrand neben dem damals neuen Schulhaus erstellt.

Das heute denkmalgeschützte Gebäude wurde bis um 1970 landwirtschaftlich und anschliessend als Karosseriewerkstatt genutzt. In den letzten Jahren wurde die Scheune nur noch als Lagerraum verwendet. Die freistehende Scheune ist Bestandteil eines Bauerhaus-Ensembles mit abgetrenntem Wohnhaus. Es ist in seiner ursprünglichen Form erhalten geblieben. Das Wohnhaus fällt mit einer unüblichen städtischen Prägung auf und beherbergte zwischen 1900 und 1980 die Poststelle Stadel, die vom ansässigen Bauer betrieben wurde. Nach einer umfassenden Restaurierung und verschiedenen Umbauten der Scheune, die 2015-2017 erfolgt sind, ist nun die Werkstatt der Zimmerei „handholzwerk“ im ehemaligen Stall und die Depotausstellung der „Kutschensammlung Jedele“ in den oberen Geschossen auf drei verschiedenen Ebenen untergebracht. Die originale Holzkonstruktion und die typische Fassadenschalung sind fast unverändert im Originalzustand erhalten, sie wurden im Innern mit neugestalteten Holzeinbauten und Holztreppen ergänzt. Durch die spezielle Nutzung als Ausstellungsraum für die Kutschensammlung konnte die grossräumige Raumstruktur erhalten werden, die viele vertikale und horizontale Durchblicke möglich macht. Damit hat die spezielle Postkutschensammlung, die vom kleinen Bergschlitten bis zum grossen Alpenwagen der Pferdepost achtzehn verschiedene Fahrzeugmodelle umfasst, einen idealen Platz gefunden. Die Restaurierungs- und Umbauarbeiten wurden in enger Zusammenarbeit mit Hannes Jedele von der Zimmerei „handholzwerk“ geplant und umgesetzt.“ (Baubeschrieb hauptsächlich aus Website „architektenkollektiv.ch“

An zwei gut besuchten Tagen der offenen Tür Ende April 2017 wurde die umgebaute Scheune mit dem neuen Inneren der Öffentlichkeit vorgestellt. Besticht die Genialität des dreistöckigen Innenausbaus einerseits, steht die Nutzung der Holzkonstruktion in nichts nach. Markus Jedele präsentiert darin seine Kutschensammlung. Seit dreissig Jahren beschäftigt er sich mit Schweizer Postkutschen und deren Geschichte. In dieser Zeit hat Jedele eine Sammlung mit achtzehn Postkutschen und Postschlitten angelegt. Eine breite Vielfalt vom kleinsten Bergschlitten bis zum imposanten Alpenwagen ist nun in Winterthur-Stadel ausgestellt. Nebst diesen bestens unterhaltenen Fahrzeugen werden auch viele ergänzende Detailsachen wie Lampen und Uniformmützen, Baupläne und Fotos aus der alten Postkutschenzeit gezeigt. Es fehlt auch die Literatur zum Thema Postkutschen nicht. Darunter befindet sich auch ein dicker Wälzer, in dem Markus Jedele sein umfassendes Wissen zu Papier gebracht hat nicht. Das (käufliche) prächtige Buch ist auch ein Bildband mit vielen Fotos aus der Zeit als die Winterthurer High Society auch noch mit dem Pferdewagen unterwegs war.

Die Kutschensammlung ist kein Museum, sondern eine private Sammlung. Individuell und auf Anfrage ist eine Besichtigung jedoch möglich.

Bibliografie

    Kunstsammlungen Winterthur

    • Einträge 1991–2010

      Van Gogh und die Winterthurer Sammler: Landbote 2003/73 von Silvia Volkart, m.Abb.
      Interessengemeinschaft Kunstsammlungen Winterthur: Landbote 2003/60. - Tages-Anzeiger 2003/61 [Winterthurer Dok. 2003/23].
      Sleeping beauties: NZZ 2003/137 S. B 13 von Daghild Bartels.
      Kulturelle Momentaufnahme: Stadtblatt 2006/29 Gespräch mit Adrian Mebold


Autor/In:
Heinz Bächinger
Unredigierte Version
Letzte
Bearbeitung:
05.04.2023