Im Vordergrund standen ganz eindeutig die Belebung des Wehrgeistes und die Förderung der Kriegstüchtigkeit. Mit Oberst Ulrich Wille, dem späteren General im ersten Weltkrieg, begann ab 1891 die Zeit des Aufblühens der Reiterwaffe und des erfolgreichen Wirkens der Reitvereine. Es galt die Maxime, dass eine brauchbare Kavallerie ohne dauernde Anstrengungen ausser Dienst nicht möglich sei. Aber immer stand zeitgleich die Pflege der Kameradschaft im Fokus aller Bemühungen.
Das Organisieren von reiterlichen Prüfungen war für diese Vereinszwecke eine Selbstverständlichkeit. Gelände- und Patrouillenritte, Vielseitigkeitsprüfungen und Reitermehrkämpfe, in denen der Reiter in verschiedenen Sätteln anzutreten hatte, standen im Vordergrund.
Aus den Reiterspielen und Kirchturmritten wurden ernsthafte Prüfungen mit dem Zweck, die Gewandtheit des einzelnen Reiters zu fördern. Das Reiten und die sportliche Tätigkeit mit Pferden entwickelten sich stark und breit, auch in die zivile Bevölkerung hinein. So konnte nach der Abschaffung der Kavallerie 1972 problemlos in eine neue Ära eingetreten werden. Auch die Frauen hatten in der Zwischenzeit das Reiten als Freizeitsport entdeckt und wollten sich auch als Mitglieder im Kavallerieverein einschreiben lassen. Dies war ab 1973 möglich (Beschluss der GV).
Für die Organisation der diversen Veranstaltungen und im Besonderen für die Springkonkurrenz war ein geeigneter Platz die Voraussetzung. Bis 1950 fanden diese auf der Schützenwiese statt. Die Reiter mussten hier den Fussballern weichen. Das Deutwegareal und die Zeughauswiese waren nächste Stationen, die aber nicht überzeugen konnten. So beschloss der Verein vorerst keine Publikumsveranstaltungen mehr durchzuführen, bis wieder ein geeigneter Platz gefunden sei. Das war 1961 der Fall, als auf der Waldwiese „Im Güetli“ auf dem Wolfensberg am 17. und 18. Juni die erste neue Springkonkurrenz stattfand. Der Anlass entwickelte sich prächtig und gehörte bald zu einer der beliebtesten Veranstaltung und war aus dem Jahreskalender, nicht nur von Reitern, kaum mehr weg zu denken. Die Waldwiese mit wenig Umfeld genügte den Ansprüchen gegen Ende des 20. Jahrhunderts aber immer weniger. Es mussten neue Möglichkeiten geprüft werden, zumal auch die zur Verfügung stehenden Reithallen Teuchelweier und Lindberg mehr als ungenügend waren. So musste ab dem Jahr 2000 auf die Durchführung der Springkonkurrenz auf dem Güetli, das Grundstück war inzwischen im Besitz des Vereins, verzichtet werden.
Um die positive Entwicklung des Kavallerieverein Winterthur nicht zu gefährden, wurde nach neuen Möglichkeiten gesucht. Ziel war es einen Concours- und Übungsplatz zusammen mit einer Reithalle zu finden und zu realisieren. Nach rund zehn Jahren Verhandlungen und Projektierens war es dann am 16. Dezember 2009 soweit, dass auf dem Sporrer in Wülflingen die Aufrichte für eine neue Pferdesportanlage gefeiert werden konnte. Am 2. Oktober 2010 wurde die Reitsportanlage Sporrer eingeweiht. Die Realisierung dieses Projektes war möglich geworden, weil die Stadt dem KVW das Güetli abgekauft hatte und von dieser im Gegenzug Land neben der Fussballanlage auf dem Sporrer abgetreten worden ist. So ist eine 2400 Quadratmeter grosse Reithalle und ein rund eine Hektare umfassender Wiesenplatz zum Reiten entstanden. Auch ein Vereinsstübli und ein Juryhäuschen fehlen nicht. 1,8 Millionen Franken hat der KVW investiert. Unterstützung gewährten verschiedene Sponsoren und die Stadt Winterthur (Fr. 300'000.- Investitionsbeitrag).
Mit dieser neuen Sportanlage bietet der Kavallerieverein Winterthur seinen Mitgliedern neu ein breites Feld von Pferdesport-Möglichkeiten konzentriert an einem Ort an. Das gilt für das Reiten und die Ausbildung, sowie auch für die Durchführung von Spring- und Fahrturnieren und Prüfungen aller Art. Im Bereich Ausbildung werden verschiedene Kurse wie Spring-, Dressur- und Fahrtrainings angeboten. Dem KVW gehören gegen 300 Vereinsmitglieder an. Davon sind in den Neuzeit in zunehmendem Masse Reiterinnen vertreten. Von zehn Neueintritten sind acht Frauen. Die Güetliwiese wird zur Allmend, also ein Freizeittummelfeld für alle Veltheimer.