Wirtschaft und Gastronomie

Martha Lüthy-Zobrist

Damenschneiderin, Gründerin Schweizerischer Frauengewerbeverband, 1875–1943

Martha Lüthy-Zobrist gründete in Winterthur den Verband selbständiger Damenschneiderinnen. Es handelte sich um den ersten Frauenberufsverband der Schweiz. 1923 initiierte sie die Gründung des Schweizerischen Frauengewerbeverband für den sie sich zeitlebens engagierte. In ihrer Funktion als Geschäftsführerin und Präsidentin des Verbandes setzte sie sich für die berufliche Besserstellung der Damenschneiderinnen und Modistinnen ein.


Sterbeort
Bern

Geburtsort
Winterthur

Geboren
16.8.1876

Gestorben
14.4.1943


Als Anerkennung für Ihre Leistungen wurde das Porträt von Martha Lüthy-Zobrist in die Ahnengalerie verdienter Frauen der Nationalbibliothek aufgenommen. Aufnahme um 1930. 
Schweizerische Nationalbibliothek, Graphische Sammlung: Sammlung Fotoporträts, GS-FOTO-PORT-LÜTHY-ZOBRIST_MARTHA-1

Früher Schicksalsschlag

Martha Zobrist wurde 1876 als jüngstes von fünf Kindern eines Schuhmachers in Winterthur geboren.  Als Martha Zobrist noch ein Kind war, starb ihre Mutter. Das Mädchen wurde darauf von einem befreundeten Ehepaar der Familie nach Affoltern bei Zürich in die Pflege gegeben. Die Pflegeeltern erzogen Martha Zobrist nach strengen religiösen Grundsätzen mit einer starken Ausrichtung auf hauswirtschaftliche Arbeit. In der Schule fiel Martha allerdings vor allem aufgrund ihrer ausgeprägten intellektuellen Fähigkeiten auf und wurde von ihren Lehrern gezielt gefördert.

Ihre Pflegeeltern schickten sie danach in eine hauswirtschaftliche Schule in Zürich. Danach liess sie sich in das Handwerk einer Damenschneiderin einführen und arbeitete danach als Kundenhausschneiderin. Im Alter von 23 Jahren heiratete sie den Briefträger Jakob Lüthy und zog mit ihm nach Elgg. Der Ehe entsprachen drei Kinder, doch nur sieben Jahre nach der Heirat verstarb ihr Ehemann überraschend und so musste sie sich als alleinerziehende Mutter mit drei kleinen Kindern über die Runden bringen. Sie verlegte ihren Wohnsitz nach Winterthur und führte dort ein eigenes Schneidereigeschäft. In dieser Zeit erkannte sie schnell die Notwendigkeit eines Netzwerkes für gewerbetreibende Frauen.

Initiantin des ersten Frauenberufsverbandes der Schweiz

So gründete sie 1914 in Winterthur den Verband selbständiger Damenschneiderinnen. Es handelte sich um den ersten Frauenberufsverband der Schweiz. Diesem schlossen sich schon bald mehrere andere Berufsgruppen an, so dass Ende 1918 daraus der Frauengewerbeverband Winterthur hervorging, den Martha Lüthy-Zobrist präsidierte. 1920 initiierte sie die Gründung des Schweizerischen Frauengewerbeverbandes, dem sie ab 1923 als zweite Zentralpräsidentin vorstand.

In dieser Funktion wurde sie 1924 als erste Frau in den Vorstand des Schweizerischen Gewerbeverbandes aufgenommen. 1926 verlagerte Martha Lüthy-Zobrist ihren Lebensmittelpunkt nach Bern und beteiligte sich dort an den Vorbereitungsarbeiten zur ersten Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit (SAFFA), wo es eine eigene gewerbliche Abteilung gab.

Lebenslanger Einsatz für die Besserstellung von Frauenberufen

Der finanziell erfreuliche Ausgang der SAFFA ermöglichte dem Schweizerischen Frauengewerbeverband die Schaffung einer Geschäftsstelle, die Martha Lüthy-Zobrist übernahm. Als Geschäftsführerin setzte sie sich berufspolitisch für die Hebung des Berufsstandes der Damenschneiderinnen und Modistinnen ein. In diesem Zusammenhang war sie als einzige Frau auch Teil der Studienkommission zum Bundesgesetz über die berufliche Ausbildung, das 1933 in Kraft trat. Auf ihr Wirken gehen vor allem die darin verankerten Richtlinien für die Lehrabschluss- und Meisterprüfungen der Damen- und Wäscheschneiderinnen zurück.

1943 musste Martha Lüthy-Zobrist den Verlust ihres jüngsten Sohnes verkraften, der im Militärdienst tödlich verunglückt war. Nur zwei Wochen später verstarb sie selbst im Alter von 64-Jahren in Bern. Nach ihrem Tod wurde Martha Lüthy-Zobrist in die seit der Saffa von 1928 bestehende Ahnengalerie bedeutender Schweizerfrauen, in der Nationalbibliothek in Bern aufgenommen


Benutzte und weiterführende Literatur

Verena E. Pfister: Martha Lüthy-Zobrist. Pionierin aus Winterthur, in: Der Landbote, 14.03.1996.
ü.: Frau Martha Lüthy-Zobrist, in: Die Tat, 22.04.1943
S.F.: In Memoriam Mme Luthy-Zobrist, in: La movement féministe, Bd. 31, 1943. (Online via E-Periodica)
o.A.: Trauerfeier für Martha Lüthy-Zobrist, in: Neue Zürcher Zeitung, 19.04.1943.

Bibliografie


Autor/In:
Nadia Pettannice
Letzte
Bearbeitung:
09.10.2023